Regionale Zusammenarbeit zwischen Südböhmen und Bayern

Nicht nur die internationale Zusammenarbeit auf Regierungsebene, sondern auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit einzelner Regionen ist für die bilateralen zwischenstaatlichen Beziehungen von großer Bedeutung. Wahrscheinlich sogar von größerer. Um eben über die Kontakte zwischen ihren Regionen zu beraten, sind der Hauptmann des Südböhmischen Landkreises, Jan Zahradnik, und der Regierungspräsident von Niederbayern, Walter Zitzelsberger, an diesem Dienstag in der südböhmischen Stadt Ceske Budejovice (Budweis) zusammengekommen. Während der nachfolgenden Pressekonferenz fragten wir Walter Zitzelsberger nach den konkreten Bereichen dieser Zusammenarbeit.

"Die Kommunikationsplattform für uns ist ein gemeinsamer Kooperationsraum, der zwischen den drei westböhmischen Bezirken, Karlsbad, Westböhmen und Südböhmen, und den drei Bezirken Bayerns an der Grenze, Oberfranken, Oberpfalz und Niederbayern, entstehen soll, weil wir viele gemeinsame Probleme haben, die wir gerne auch gemeinsam lösen werden. Die wichtigsten sind die Möglichkeiten, Leute zueinander zu bringen. Wir wollen die Schulen austausche, wir wollen die Sprachkurse intensivieren; Sie müssen ja wissen, dass wir seit dem Zweiten Weltkrieg die tschechische Sprache praktisch nicht mehr gekannt haben. Erst seit 1990 ist Tschechisch wieder im Bewusstsein unserer Menschen und wir werden versuchen, an unserer gemeinsamen Grenze und im grenznahen Raum Tschechisch wieder als eine wichtige Sprache in die Köpfe der Menschen zu bringen, damit wir uns mindestens in Grundbegriffen mit unseren Nachbarn verständigen können. Wir haben uns ja schon zum zweiten Mal heute getroffen, die Hauptthemen unserer heutigen Besprechung waren Tourismus, Raumplanung und Zusammenarbeit im Bereich Schule und Bildung, also etwa Gastschulverhältnisse, Sprachkurse, Schüleraustausch, Lehreraustausch, Lehrerfortbildung gemeinsam."

Während der Diskussion tauchte auch die Frage auf, ob das Kernkraftwerk Temelin sowie die Problematik der Benes-Dekrete Hindernisse in den gegenseitigen Beziehungen darstellen können. Der Regierungspräsident Niederbayerns sagte dazu:

"Wir haben an unserer gemeinsamen Grenze zum Glück keine Katastrophen zu erwarten, vielleicht größere Verkehrsunfälle, wir hoffen, dass es dazu nicht kommt. Aber wir werden natürlich mit unseren Katastrophenschutzorganisationen einen Erfahrungsaustausch machen, wir haben ja beide ein Kernkraftwerk in unserem Bereich, Temelin in Südböhmen und das Kernkraftwerk der ISA in der Nähe von Landshut. Zu Temelin bin ich kein Fachmann, das ist Problem der Fachleute im Bereich der Nukleartechnik, ob die Blöcke in Temelin wirklich so sicher sind, wie das unser westeuropäischer Standard verlangt, das mögen die gemeinsamen Expertengremien einmal feststellen.

Und die Benes-Dekrete sind für mich kein Thema. Die Benes-Dekrete sind eine außenpolitische Frage zwischen den Regierungen in Prag und in Berlin. Und auf dieser Ebene werden die Fragen auch gelöst werden."

Im Schul- und Kulturbereich hat die Zusammenarbeit bereits heute konkrete Formen angenommen. Eines der großen gemeinsamen Projekte sind die geplanten Feierlichkeiten anlässlich des 200. Geburtstags des deutschsprachigen Dichters aus dem Böhmerwald, Adalbert Stifter:

"Adalbert Stifter ist ein großer Dichter des deutschsprachigen Raumes, der sich ja sicher auch auf Böhmen erstreckt. Wir glauben, dass Adalbert Stifter heute eine große Bedeutung für den Bayrischen Wald und den Böhmerwald-Sumava hat, Adalbert Stifter ist der Heimatdichter dieses großen europäischen Waldgebietes auf dem Dach Europas, und wir wollen diesen großen Heimatdichter gemeinsam zu seinem 200. Geburtstag feiern und seine Werke wieder in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit rücken." Da die tschechischen Landkreisbehörden und die Regierungen einzelner deutscher Bundesländer eine unterschiedliche legislative Stellung haben und über unterschiedliche Kompetenzen verfügen, wollen die beiden Regionalpolitiker die Unterzeichnung eines Vertrags zwischen der Tschechischen Republik und dem Bundesland Bayern initiieren, in dem die sich entwickelnde regionale Zusammenarbeit fest verankert werden soll. Zu einem weiteren Treffen kommt es daher im Herbst