Reisebericht: Sicherheitslage im Südirak hat sich verschlechtert
Am vergangenen Wochenende hat der tschechische Verteidigungsminister Miroslav Kostelka in Begleitung des US-amerikanischen Botschafters in Prag, Craig Stapleton, das im südirakischen Basra stationierte tschechische Kontingent der multinationalen Division im britischen Sektor South-East besucht. Mit an Bord waren auch 50 Militärmediziner, die ihre Kollegen vom 7. Feldlazarett in Basra ablösten, sowie ein kleiner Stab von Journalisten, darunter auch die Redakteurin der spanischen Redaktion von Radio Prag, Pavla Jedlicková. Zu ihren Eindrücken im ehemaligen Kriegsgebiet hat sie Lothar Martin befragt.
"Die Sicherheitssituation in Basra bzw. im britischen Sektor im Südirak, wo die schiitische Bevölkerung die Mehrheit stellt, war bis Anfang August ziemlich angenehm. Die örtliche Bevölkerung hat den Sturz von Saddam Hussein sehr begrüßt, denn wie allgemein bekannt, war diese Diktatur der schiitischen Bevölkerung nicht besonders zugeneigt. Seit August aber hat sich die Sicherheitslage merklich verschlechtert, nämlich als hier ein Volksaufstand ausbrach und die Anhänger der früheren Baath-Partei erneut aktiv werden und sich radikalisieren. Gleichzeitig kommen aus dem Iran und aus anderen islamischen Ländern immer mehr schiitische Extremisten in den Irak, wo sie versuchen, die örtliche Bevölkerung gegen die vermeintlichen Besatzer aufzuwiegeln."
Als Beleg für diese negative Entwicklung informiert mich Pavla über die Tatsache, dass hier gerade innerhalb der zurückliegenden drei Wochen sechs britische Soldaten getötet wurden, und ihr von Oberst Mojmír Mrva, dem Befehlshaber des tschechischen Korps im Südirak, berichtet wurde, wie die Fahrzeuge des 7. Feldlazaretts gerade in letzter Zeit immer wieder mit Steinen beworfen oder anderweitig zerstört würden. Eine Aussage, die der für alle militärischen Transporte in und um Basra verantwortliche Hauptmann Josef Tomcícek wieder etwas relativiert:"Ich muss sagen, dass ich hier von Anfang an sehr gute Eindrücke hatte. Der erste Eindruck war wirklich ausgezeichnet. Ich habe feststellen können, wie prächtig hier die Menschen sind. In letzter Zeit aber, so ungefähr seit einem Monat, hat sich dieser Zustand etwas verschlechtert. Aber es ist nicht so gefährlich, wie behauptet wird, und die Menschen hier sind freundschaftlich."Auf Nachfrage von Pavla Jedlicková betonte Tomcícek aber, dass er damit vor allem die Einwohner von Basra meint. Doch was ist diesen Einwohnern von ihrer einst so schönen Stadt geblieben, in welchem Antlitz hat sich ihr das heutige Basra gezeigt, wollte ich von Kollegin Jedlicková wissen:
"Mein Eindruck von dieser Stadt ist erschütternd. Überall sind Zerstörungen und damit die deutlichen Spuren des Krieges zu sehen. Aber nicht nur des Krieges, denn bereits unter dem Regime Saddam Hussein ist Basra stark vernachlässigt worden. An jeder Ecke sieht man sehr schmutzige und heruntergekommene Häuser, Abfälle über Abfälle, die sich auf den Straßen ausbreiten, oder aber provisorische Verkaufsstände, wo Händler versuchen, irgendetwas zum Verkauf anzubieten. In Basra herrscht kein großer Verkehr auf den Straßen, die gerade mal so befahrbar sind. Auf ihnen verkehren lediglich ein paar alte schrottreife Autos oder mit Pferden und Eseln bespannte Karren. Die Frauen sind in ihrer Burka eingehüllt, also ich muss sagen: Mein Eindruck von Basra ist ein sehr trauriger, wenn man sieht, welch einen Niedergang diese Stadt erfahren hat."