Reisetipp der besonderen Art: das Schloss Opocno
Heute möchten wir Sie, liebe Hörerinnen und Hörer, in die Geschichte des ostböhmischen Schlosses Opocno entführen und ihnen erzählen, was dieses Schloss z.B. mit Napoleon verbindet.
Das Schloss Opocno liegt in Ostböhmen, 5 km von Dobruska/Gutenfeld entfernt an einer ehemals strategisch äußerst günstigen Stelle, nämlich an der Handelsstraße, die von Böhmen nach Kladsko/Glatz führte. Die kleine Burg, dessen Existenz bereits in der Kosmas-Chronik im Jahre 1068 belegt ist, wurde im 14. Jahrhundert durch einen gotischen Herrensitz ersetzt.
Ab 1495 hatte die Familie Terzky die gotische Festung in ihrem Besitz. In diese Zeit fällt der groß angelegte Umbau der Burg in eine Residenz im Renaissance-Stil: Diese wurde auf einem rechteckigen Grundriss um den für Opocno so charakteristischen Arkadenhof errichtet.
Unter Jan Rudolf Terzky wurde im Jahre 1628 das Schloss Opocno zum Mittelpunkt des großen Bauernaufstandes. Der Anlass war zwar die Ankunft der Rekatolisationskomission, die Hauptrolle spielten aber soziale Motive. Obwohl der Aufstand verhältnismäßig gut organisiert war und obwohl die Aufständischen sogar die Städte Opocno und Nove Mesto nad Metuji /Neustadt an der Mettlau samt Schloss in ihre Gewalt brachten, wurde der Aufstand bei Königgrätz von den Truppenabteilungen Don Martin de Huertas und Albrecht von Wallensteins niedergeschlagen.
Unmittelbar nach der Ermordung Alfred von Wallensteins und Adam Erdman Terzkys in Eger wurde Terzkys Eigentum konfisziert. Vom Kaiser Ferdinand II. bekamen die italienischen Grafen Rudolf und Hieronymus Colloredo von Walsee das Schloss Opocno. Nach dem großen Brand Ende des 17. Jahrhunderts nahmen sie einige Veränderungen im Barockstil daran vor.
Seine politisch wichtigste Zeit erlebte das Schloss Opocno aber Anfang des 19. Jahrhunderts, als sich hier der russische Zar Alexander I., sein Außenminister Nesselrode, der preußische Staatskanzler Hardenberg und der österreichische Kanzler Metternich zusammenfanden. Der Anlass waren trilaterale Verhandlungen zur österreichisch-preußisch-russischen Koalition gegen Napoleon. Das Ergebnis war ein geheimes Abkommen zwischen Russland und Preußen und die Kriegserklärung Österreichs an Frankreich.
Im 19. und 20. Jahrhundert kam es zu einigen baulichen Umgestaltungen des Schlosses, die jedoch sein Renaissance-Aussehen nicht beeinträchtigten.
Besonders sehenswert sind die Innenräume des Schlosses: im Erdgeschoss befindet sich eine umfangreiche afrikanische und amerikanische Sammlung mit exotischen Waffen und Jagdtrophäen. Die Räume im 1. Stock dienten ehemals gesellschaftlichen und Wohnzwecken und können heute besucht werden. Im 2. Stock kann der Schlossbesucher eine der größten Waffensammlungen der Tschechischen Republik sehen. Äußerst interessant sind auch die Schlossbibliothek sowie die Bildergalerie mit venezianischen, neapolitanischen und niederländischen Werken aus dem 16. bis 18. Jahrhundert.