Rosenduft von Nebílovy: Historischer Garten lebt wieder auf

Die Besucher des Schlosses Nebílovy können in diesen Tagen mehrere Tausend Rosen bewundern. Unter anderem handelt es sich um Sorten, die schon vor etwa 200 Jahren in der Residenz gezüchtet wurden.

Schloss Nebílovy erinnert an die Wiener Barockpaläste. Es steht inmitten der gleichnamigen Gemeinde, die etwa 16 Kilometer südlich von Plzeň / Pilsen liegt. Den größten Aufschwung erlebte die Residenz unter der Adelsfamilie Czernin im 18. und zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Jetzt im Sommer blühen im dortigen Schlossgarten mehr als 100 Rosensorten, viele davon sind sogenannte „historische“ Rosen. Milan Fiala ist Kastellan von Nebílovy:

Schloss Nebílovy  (Foto: Martina Schneibergová)

„Wir bemühen uns um Authentizität bei der Restaurierung des Schlosses und seiner Ausstattung. Daher möchten wir auch die Gärten den Besuchern so präsentieren, wie sie vor etwa 200 bis 250 Jahren ausgesehen haben dürften. Wir wollen die Öffentlichkeit mit jenem Sortiment an Pflanzen bekanntmachen, das hier unter den Czernins und den Waldsteins gezüchtet wurde. Und dazu gehören eben auch die sogenannten ,historischen‘ Rosen.“

Der Schlossgarten, zunächst als Ziergarten angelegt, wurde dem Kastellan zufolge Mitte des 19. Jahrhunderts in einen Nutzgarten umgewandelt.

„Wir nehmen an, dass es hier zuvor Rosenbeete gab und dass hier die Rosen auch in Blumentöpfen gezüchtet wurden. Die ,historischen‘ Rosen sind eine Gruppe von Rosensorten, die zwischen 1800 und 1860 vermehrt und veredelt wurden.“

Eigentlich sei es fast paradox, dass die Rosen derzeit in Nebílovy so gut gediehen, merkt der Kastellan an.

„Der Garten war früher eine Art Mülldeponie. Vor allem während des Kommunismus nutzte die hiesige landwirtschaftliche Genossenschaft das Grundstück auf eine – euphemistisch gesagt – nicht entsprechende Weise. Viel Müll und Bauschutt lagerte hier. Von Zeit zu Zeit wurde der Müll umgegraben und eine weitere Schicht draufgelegt. Das hilft aber jetzt den Rosen, ihre Wurzeln bekommen dadurch derzeit genügend Luft von unten. Unten liegen Ziegeln, Stein, Blech, Glasscherben und Keramik. Unsere Rosen werden nicht mit chemischen Mitteln behandelt. Sie brauchen nur Wasser, und die Beete müssen gejätet werden. Sie wachsen und blühen herrlich.“

Um das Jahr 1800 war das Schloss unter Graf Vojtěch Prokop Czernin ein gesellschaftliches und kulturelles Zentrum. Zu dieser Zeit erlebten Rosen einen internationalen Boom. Milan Fiala:

„Napoleons Frau, Kaiserin Joséphine, züchtete auf Schloss Malmaison bei Paris eine ungewöhnlich große Sammlung von Rosen, die mehr als 300 Sorten umfasste. Zu dieser Zeit wurden Rosen am meisten gezüchtet, miteinander gekreuzt und veredelt. Und sie wurden auch nach Böhmen exportiert. Von 1800 bis 1860 gab es auch hier einen Rosenboom.“

Nicht nur Rosen, sondern auch die historischen Räumlichkeiten der Residenz und nicht zuletzt die Haydn-Festspiele locken heutzutage die Besucher nach Nebílovy. Joseph Haydn hatte seine erste wichtige Stelle als Musikdirektor bei Graf Morzin auf Schloss Dolní Lukavice / Unterlukawitz. Und das nicht weit entfernte Nebílovy ist jedes Jahr das Zentrum eines Haydn-Festivals. Hier der Tipp des Kastellans:

„Das Eröffnungskonzert findet am 8. September in Nebílovy statt. Beim Konzert tritt der beste europäische Oboist, Vilém Veverka, auf.“

Schloss Nebílovy ist von Dienstag bis Sonntag geöffnet. Die Öffnungszeiten sind 9 bis 17 Uhr. Im September ist die Residenz ab 10 Uhr zugänglich, und im Oktober ist sie nur an Wochenenden geöffnet. Mehr erfahren Sie unter: https://zamek-nebilovy.cz/en/plan-your-visit/opening-hours.

8
49.6299527048
13.4307105047
default
49.6299527048
13.4307105047