Schnapshersteller wollen schärfere Regeln für Produktion und Vertrieb

Foto: Barbora Kmentová

Der Methanolskandal wirkt nach. Der Interessensverband der Spirituosenhersteller macht Druck auf das Parlament und die Regierung, neue und strengere Gesetze zur Bekämpfung des Schwarzmarkts anzunehmen. Grund sind die Verluste der Branche: 2012 hatten die Schnapshersteller durch das Verkaufsverbot und den Vertrauensverlust der Kunden zehn Prozent Umsatzeinbruch erlitten.

Foto: Barbora Kmentová
Im Sommer vergangenen Jahres begann in der Tschechischen Republik etwas, das mittlerweile als Methanolskandal in die jüngere Geschichte des Landes eingegangen ist. Bisher starben 45 Menschen an Vergiftungen durch Schnaps, der statt Ethanol billigeres Methanol enthielt. Zwar konnte die Polizei die Hauptquelle des gepantschten Alkoholika ausfindig machen, etwa 4000 bis 5000 Liter Methanol bleiben aber bisher verschwunden. Daher sterben auch weiterhin Menschen nach dem Genuss von Spirituosen unklarer Herkunft.

Petr Pavlík  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Um so etwas künftig zu verhindern, liegen dem tschechischen Parlament derzeit zwei Gesetzesnovellen vor: Eine sieht die Einführung von Konzessionen für die Herstellung und den Verkauf von Spirituosen vor. Petr Pavlík ist Präsident der Union der Spirituosenhersteller und -verkäufer (UVDL):

„Wir sehen hier eine viel zu große Liberalität beim Umgang mit Spirituosen. Daher glauben wir, dass dringend über die Herstellung und den Verkauf von Alkoholika gesprochen werden muss. Es kann nicht erlaubt sein, dass fast jeder Spirituosen herstellen darf.“

Foto: Filip Jandourek,  Tschechischer Rundfunk
Durch die hohe Anzahl von Alkoholproduzenten könnten die Behörden keine ausreichenden Kontrollen mehr gewährleisten, so der Verbandsvertreter. Dabei habe erst der Staat den Reiz erhöht, illegal Schnaps zu produzieren, ergänzt Pavlík:

„Am 1. Januar 2010 kam es zu einer Erhöhung der Verbrauchssteuer auf Spirituosen. Das hat den Schwarzmarkt belebt. Und gerade die illegale Herstellung ist der Grund dafür, dass vermehrt kontaminierte Produkte auf den Markt gelangen.“

Die zweite Gesetzesnovelle betrifft die Menge und die Art der Verpackung, beim Verkauf von Schnaps. Petr Pavlík:

Foto: Archiv der Polizei ČR Příbram
„Wir erwarten, dass uns die staatlichen Organe bei dem Versuch unterstützen, die 6-Liter-Plastikflaschen zu verbieten. Sie sind Instrumente des Schwarzmarkts: Diese Plastikflaschen sind einfach und sehr billig – wirtschaftlich stellen sie niemanden vor Schwierigkeiten. Bei der Herstellung lassen sie sich leicht manipulieren und transportieren. Ein unehrlicher Hersteller legt großen Wert darauf, dass die Steuermarken, die auf diese Plastikflasche aufgebracht werden, schlecht kleben. So kann er sie leicht entfernen und erneut verwenden. Wir sind daher überzeugt, dass diese Plastikflaschen ein ideales Instrument für den Schwarzmarkt sind. Eigentlich sollte es solche Verpackungen gar nicht geben, denn auch aus gesundheitlichen Gründen will niemand, auch wir Hersteller nicht, solche 6-Liter-Behälter haben.“

Leoš Heger  (Foto: Filip Jandourek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Ein Verkaufsverbot von Alkohol in den riesigen Plastikflaschen könnte aber die EU auf den Plan rufen – es wäre schließlich eine Beeinträchtigung der Wettbewerbsfreiheit. Gesundheitsminister Leoš Heger dämpft indes die Hoffnung auf eine schnelle Lösung:

„Wenn eine Novelle den Weg durch die Legislative nimmt, dann dauert das eine gewisse Zeit. Und natürlich wird das Parlament noch einige Veränderungen einbringen.“