Tschechien will weniger Werbung für Alkohol

Foto: Barbora Němcová

Im Kampf gegen den Suff setzt das Gesundheitsministerium auf harte Bandagen. Nun soll so gut wie Schluss sein mit der Werbung für Alkohol. Doch nicht nur die Brauereien, Winzer und Brennereien schlagen Alarm. Manche sehen schon das Ende von Konzerten und Sportveranstaltungen gekommen.

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Roman Trzaskalik  (Foto: Magdalena Hrozínková)
Die Brauerei Pilsner Urquell ist ein Großsponsor von zahlreichen Events – die Palette reicht von Veranstaltungen des Prager Nationaltheaters bis hin zum Olympischen Komitee. Dazu der Marketing-Chef des Bierproduzenten Roman Trzaskalik:

„Das machen wir, um unsere Marke mehr ins Bewusstsein der Verbraucher zu rücken und bei ihnen Emotionen zu wecken. Man kann nicht genau in Zahlen ausdrücken, ob sich die Investition in solche Veranstaltungen wirklich lohnt. Wir sind aber davon überzeugt, dass sie eine gewisse Bedeutung haben. Und vor allem, dass eine angenehme Erfahrung auf einer Kultur- oder Sportveranstaltung in Verbindung mit unserer Marke einen spürbaren Einfluss hat auf die Präferenzen der Kunden.“

Damit könnte aber schon bald Schluss sein, denn das Gesundheitsministerium plant umfassende Einschränkungen bei der Werbung für Alkohol. Damit will das Ressort dem Suff hierzulande Herr werden, denn laut der OECD belegt Tschechien weltweit den vierten Platz beim Alkoholkonsum. Außerdem gelten rund eine Million Tschechen als Problemtrinker. Renata Povolná ist Sprecherin des Gesundheitsministeriums:

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„Die Tschechische Republik platziert sich regelmäßig ganz vorne in den Ranglisten rund um den Alkoholverbrauch. Ganz besonders traurig ist, dass wir im internationalen Vergleich auch beim Konsum in den jüngsten Altersgruppen Spitze sind. Aus den Empfehlungen der WHO geht hervor, dass eine Einschränkung der Werbung eines der effektivsten Instrumente ist, dieses Problem der öffentlichen Gesundheit zu lösen.“

Und genau das will man nun umsetzen. Über konkrete Maßnahmen soll noch beraten werden. Aber sicher gilt beispielsweise ein Verbot von entsprechender Reklame in den Medien, das zumindest von 6 bis 22 Uhr. Dabei sollen vor allem Kinder und Jugendliche im Fokus stehen.

„Die Werbung spielt eine entscheidende Rolle dabei, dass die Menschen in Tschechien immer noch sehr tolerant sind gegenüber dem Alkohol. Sie hebt den Konsum und hat einen schlechten Einfluss auf Kinder. Die Kontrolle der Werbung ist hierzulande bisher eher lax. Zudem wird der Kodex des Werbe-Rates, der ja eine freiwillige Selbstverpflichtung aller Werbetreibenden ist, einfach nicht eingehalten“, so die Ressortsprecherin.

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Der Verband der Kommunikations-Agenturen sieht hinter den Plänen der Politik hingegen reinen Aktionismus. Die Menschen würden sowieso weitertrinken, dann halt aber vermehrt billigen und No-Name-Alkohol, heißt es von den Marketing-Vertretern. Marek Halvica ist Sprecher des Verbandes:

„Es ist ja immer ganz einfach, eine Branche durch Gesetze zu gängeln. Dabei müsste das Ministerium aus bestimmten Studien eines wissen: die Werbung hat fast gar keinen Einfluss darauf, wann zum ersten Mal, wie, wie viel und warum Alkohol konsumiert wird. Jeder, der schon einmal etwas getrunken hat, kann das auch bestätigen.“

Dabei befürchten die Agenturen natürlich den Verlust ihrer zahlungskräftigen Kundschaft. Im vergangenen Jahr zahlten Brauereien, Winzer und Branntwein-Produzenten rund zwei Milliarden Kronen (80 Millionen Euro) für Werbung.

Open-Air-Festival Votvírák  (Foto: Jan Kopecký,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Kritik an einer Einschränkung der Alkohol-Reklame kommt aber nicht nur von den Herstellern und vom Marketing. Viele Event-Organisatoren haben ebenfalls Angst um ihre Zukunft. Denn gerade Brauereien sind hierzulande ein wichtiger Sponsor und Partner für sportliche Großveranstaltungen, Musik-Festivals und Konzerte. Dazu die Sprecherin des Open-Air-Festivals Votvírák im mittelböhmischen Milovice, Martina Jablanovská:

„Das würde uns das Leben wirklich schwer machen, denn es geht nicht nur um ein paar Plakate. Bei uns sind zahlreiche Bühnen nach unseren Partnern aus der Branche benannt und viel Equipment stammt ebenso von ihnen. Dieses bewerben die Firmen auch mit ihrem Namen. Für uns ist das sehr wichtig und grundlegend für die Organisation. So geht es hierzulande vielen weiteren Festivals sowie Kultur- und Sportevents.“

Zudem hat sich die Wirtschaftskammer kritisch zu den Plänen des Gesundheitsministeriums geäußert. Sie verweist darauf, dass bereits jetzt strenge Regeln für die Alkoholwerbung gelten.