Schwarze Lohnzahlungen

Um an Steuern und Sozialabgaben zu sparen, suchen findige Unternehmer ständig nach Schlupflöchern und Tricks, damit die zuständigen Behörden wie gefährliche Klippen umschifft werden können. Von einer Methode, die in Tschechien in seit einigen Jahren verstärkt angewendet wird, berichtet Ihnen Olaf Barth.

Sogenannte "schwarze Lohnzahlungen" bringen die tschechische Staatskasse nach vorsichtigen Schätzungen alljährlich um ca. 5-10 Milliarden Kronen. Genauere Angaben sind laut Finanzministerium kaum zu machen, da nur sehr selten Fälle von Schwarzlöhnen zur Anzeige gebracht würden. Beide beteiligten Seiten - Arbeitgeber sowie Arbeitnehmer - bewahren in der Regel Stillschweigen. Eine weitere grobe Taxierung des Finanzministeriums geht davon aus, dass etwa 5% aller Arbeitsverhältnisse mit schwarzen Zahlungen verbunden sind.

Doch wie sieht der Trick in der Praxis aus?

Die Lohnzahlung, die der Unternehmer vertraglich zusichert, entspricht annähernd dem gesetzlichen Minimallohn. Den Rest der mündlich vereinbarten monatlichen Zahlung erhält der Angestellte schwarz auf die Hand. Auf den ersten Blick profitieren beide Seiten, während der Unternehmer Steuern und Sozialabgaben in nicht unwesentlichem Maße einspart, bekommt der Arbeitnehmer zumeist etwas mehr, als er bei offizieller Entlohnung netto erhalten hätte. Doch die Risiken liegen eindeutig auf der Arbeitnehmerseite: Erstens erhält er im Falle einer späteren Arbeitslosigkeit eine niedrigere Unterstützung. Zweitens errechnen sich auch weitere Sozialleistungen aus dem Monatslohn und fallen somit geringer aus. Drittens ist die Praxis der Schwarzzahlungen in Gebieten mit hoher Arbeitslosigkeit schon zum beliebten Druckmittel geworden. Arbeitssuchende, die sich nicht auf illegale Zahlungen einlassen wollen, haben deutlich weniger Chancen, die freien Stellen zu besetzen. Ganz abgesehen von diesen Nachteilen, ist das Erhalten von Schwarzlöhnen auch eine Straftat.

Dennoch: Kaum jemand erstattet Anzeige. Der Grund liegt auf der Hand. Der Name eines Renegaten spricht sich nämlich bei den Unternehmen der jeweiligen Region schnell herum und eine neue Anstellung ist dann schwerlich zu finden.

Einen möglichen Ausweg aus der verzwickten Situation sehen sowohl Vertreter der Arbeitsämter als auch verschiedene Politiker darin, den gesetzlichen Minimallohn stetig anzuheben. Mancher Wirtschaftsexperte fordert zudem eine Senkung der Unternehmerabgaben. Beide Vorschläge wären gewiss auch im Interesse der Arbeitnehmer.

Autor: Olaf Barth
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