Sine pecunia et studio? Tschechische Hochschulen in der Finanz-Krise

Eduard Zeman

Noch im Juni war den Universitäten hierzulande vom Schulministerium eine Budgeterhöhung um 2 Milliarden Kronen (mehr als 110 Millionen DM) für das kommende Jahr versprochen worden. Die Hochschulen nahmen dies zum Anlass, für das bevorstehende Wintersemester bis zu 10% mehr Studienanfänger zuzulassen als im Vorjahr. Anfang August jedoch stellte sich heraus, dass sie mit der Finanzierung auf sich selbst gestellt sind. Silja Schultheis berichtet.

Die Hochschulen fühlen sich betrogen. Sie hatten mit den zusätzlichen Mitteln fest gerechnet und stehen nun vor vollendeten Tatsachen: die Aufnahmeprüfungen für das Wintersemester sind vorbei, bis zu 10% mehr Bewerber als im Vorjahr wurden zugelassen. Warum die hierfür nötigen und ursprünglich auch vorgesehenen Mittel nun plötzlich nicht zur Verfügung stehen, erklärte gegenüber Radio Prag Jiri Benes, Leiter der Hochschulabteilung im Schulministerium:

"Warum? Obwohl das Hochschulwesen eine Priorität der Regierung war, ist es nicht gelungen, die Gesamtausgaben im Schulwesen so stark zu erhöhen, dass man damit die Hochschulen hätte abdecken können. Statt den von uns geforderten 8 Milliarden Kronen haben wir nur 4 Milliarden mehr erhalten. So bleiben auch eine Reihe anderer Posten ungedeckt, nicht nur die den Hochschulen versprochenen 2 Milliarden. Das zusätzliche Budget fließt praktisch fast vollständig in den Grund- und Mittelschulbereich in den Regionen."

Um die akute Finanznot in den Griff zu bekommen, will das Schulministerium nun gemeinsam mit den Hochschulen andere Finanzierungsmöglichkeiten erwägen. Aus der Opposition wurde bereits der Ruf nach Studiengebühren laut und der Abgeordnete Petr Mateju von der Freiheitsunion erarbeitet derzeit einen diesbezüglichen Gesetzesentwurf. Und was hält das Schulministerium davon?

"Die gegenwärtige sozialdemokratische Regierung ist Studiengebühren gegenüber negativ eingestellt. Studiengebühren würden - selbst wenn man sie sofort einführen würde, das akute Problem nicht lösen. Möglicherweise könnten sie irgendwann einmal einen Teil der Kosten abdecken - aber erst in der Zukunft."

Bleibt zu befürchten, dass die Prognose der renommierten Tageszeitung Lidove noviny vom Freitag sich bewahrheitet und die Krise an den Hochschulen zu den sieben Problemen zählt, die die sozialdemokratische Regierung vor dem Ende ihrer Amtsperiode im kommenden Sommer nicht lösen wird. Ivan Wilhelm, Direktor der Prager Karlsuniversität, prophezeite bereits vergangene Woche in Lidove noviny: "Wenn sich kein Geld findet, werden wir im kommenden Jahr die Zahl der Studienanfänger begrenzen müssen. Dann können wir uns aber nicht damit brüsten, dass 24% der Bevölkerung studiert - es werden genau wie unter den Kommunisten 9-11% sein."