Sokol fordert Klaus zur Wahl um das Amt des tschechischen Präsidenten

Jan Sokol (Foto: CTK)

Nun ist es also amtlich: Am Freitag, dem 28. Februar, werden zwei Kandidaten zur dritten Runde in der Wahl des tschechischen Präsidenten antreten: der ehemalige ODS-Vorsitzende und Ex-Premier Václav Klaus für die Konservativen sowie der parteilose Universitätsprofessor Jan Sokol als gemeinsamer Kandidat der sozialliberalen Regierungskoalition. Mit welchen Chancen, dazu mehr von Lothar Martin.

Jan Sokol  (Foto: CTK)
Was noch vor einigen Wochen nicht für möglich gehalten wurde, könnte an diesem Freitag durchaus eintreten: Mit dem 66-jährigen Jan Sokol, Unterzeichner der Charta 77 und ehemaliger Schulminister in der 98er-Übergangsregierung des Tosovský-Kabinetts, könnte eine außerhalb des derzeitigen politischen Spektrums angesiedelte Persönlichkeit neuer tschechischer Präsident und damit Nachfolger von Václav Havel werden. Denn am Dienstag, zum Abschluss der Meldefrist für die dritte Runde der Präsidentschaftswahl, wurde der Intellektuelle Sokol offiziell von der Regierungskoalition als Präsidentschaftskandidat aufgestellt. Diese Kandidatur wurde immerhin von 97 der insgesamt 101 Abgeordneten der Regierungsparteien unterzeichnet, was eine deutliche Sprache spricht. Das findet auch der christdemokratische Außenminister Cyril Svoboda:

"In der Fraktion der offenen Demokratie wird offenbar nur ein Senator nicht für Jan Sokol stimmen. Also, das erscheint mir ein sehr deutlicher Zuspruch und ich denke, eine ebensolche Unterstützung wird Sokol auch durch die Sozialdemokraten erfahren."

Jan Sokol  (Foto: CTK)
Ja, die Sozialdemokraten. Deren Uneinigkeit war in den beiden vorangegangenen Wahlrunden mithin immer eine der Ursachen dafür, dass es bisher noch kein Kandidat geschafft hat, die für die Wahl erforderliche Mehrheit in beiden Parlamentskammern zu erlangen. Václav Klaus konnte zwar in beiden Runden die jeweils meisten Stimmen auf sich vereinigen, an der 50-Prozent-Hürde war jedoch auch er gescheitert. Und im dritten Anlauf scheint ihm nun der wohl härteste Herausforderer gegenüber zu stehen, da es Sokol offensichtlich gelungen ist, die Abgeordneten der drei Regierungsparteien und die unabhängigen Senatoren nahezu geschlossen hinter sich zu bringen. Dies vor allem deshalb, weil er ihnen bei insgesamt vier separaten Treffen ausgiebig Rede und Antwort stand. Und das mit Erfolg, findet der sozialdemokratische Abgeordnetenchef Milan Urban:

"Wenn zwei Leute die Ehe miteinander eingehen, dann müssen sie zuerst miteinander gehen, um sich kennen zu lernen. Genau das ist in der Beziehung zwischen Jan Sokol und den Sozialdemokraten passiert."

Doch noch immer stehen die Vertreter der größten Parlamentspartei nicht in Gänze hinter dem Kandidaten der Regierungskoalition. Wirtschaftsminister Jirí Rusnok machte aus seiner Ablehnung keinen Hehl: "Das ist eine Sache meines Gewissens und ich meine, Herr Sokol ist nicht der richtige Kandidat für die Sozialdemokraten".

Da die Kommunisten, die gern als alles entscheidende "Königsmacher" dastehen wollen, angekündigt haben, ihre Stimme statt dem Parteilosen Sokol lieber dem politischen Gegner, dem Konservativen Klaus, zu geben, ist mit einer sehr spannenden dritten Wahlrunde zu rechnen. Diesmal könnte in der Tat jede Stimme über den Ausgang der Wahl entscheiden.