Sportlerwahl 2006: Siegerin Neumannova durchbricht Männerdominanz

Katerina Neumannova (Foto: CTK)

Skilanglauf-Olympiasiegerin Katerina Neumannova ist in Tschechien zur "Sportlerin des Jahres 2006" gekürt worden. In der fast 50-jährigen Geschichte der nationalen Sportlerwahl ist sie damit erst die siebte Frau, die den Thron bestiegen hat. Doch nicht nur wegen ihr haben die tschechischen Damen gezeigt, dass sie durchaus in der Lage sind, im Sport den Ton anzugeben.

Katerina Neumannova  (Foto: CTK)
Die Olympischen Winterspiele von Turin neigten sich ihrem Ende zu. Die Tschechische Republik hatte vor dem abschließenden Wettkampf-Wochenende zwei Silbermedaillen durch die Skilangläufer Katerina Neumannova und Lukas Bauer erkämpft, der Traum vom Olympiagold im Eishockey war geplatzt, nachdem die populären Cracks im Halbfinale an den Schweden scheiterten. Da schwang sich die kurz zuvor 33 Jahre alt gewordene Katerina Neumannova in ihrem letzten olympischen Rennen noch einmal zu einer Energieleistung auf und gewann durch einen phänomenalen Schlussspurt die Entscheidung auf der 30-km-Strecke. Endlich Gold für eine der besten tschechischen Sportlerinnen und am meisten geschätzten Athletinnen im internationalen Skilanglauf-Zirkus. Und endlich auch der verdiente Lohn für den jahrelangen Fleiß, die Hingabe und die Entbehrungen, die sie in ihren Sport gesteckt hat. Aber nicht nur wegen ihrer tollen Leistungen über ein Jahrzehnt, sondern auch wegen ihrer Natürlichkeit und unverfälschten Bescheidenheit ist die Südböhmin in Tschechien sehr beliebt. Aufgrund der hierzulande dominanten Männersportarten Fußball und Eishockey wurden ihre Ergebnisse aber nie so richtig ins rechte Licht gerückt. Bis zum vergangenen Sonntag, als im Prager Tophotel der beste tschechische Sportler des Jahres 2006 gekürt wurde. Kurz vor der Preisverleihung war Katerina bereits guter Hoffnung:

"Als noch Dominik Hasek mein größter Konkurrent bei der Sportlerwahl war, wusste ich, dass ich kaum gewinnen kann. Im vergangenen Jahr ging es schon ziemlich knapp zu, auch wenn ich sagen muss: Wenn Jaromir Jagr eine gute Saison hatte, dann ist er fast unschlagbar. So war ich vor Jahresfrist auch innerlich darauf vorbereitet, dass ich die Umfrage nicht gewinnen werde. Aber in diesem Jahr fällt mir niemand ein, der ein solch starker Gegner sein könnte."

Katerina Neumannova mit Fussballtorhüter Petr Cech  (Foto: CTK)
Und Recht hat sie, die sympathische Blondine und Mutter einer kleinen Tochter. In diesem Jahr konnte ihr tatsächlich niemand das Wasser reichen, so dass sie in der Wahl der Sportjournalisten die verdiente Ehrung "Tschechische Sportlerin des Jahres 2006" in Empfang nehmen konnte. Und zwar mit dem großen Vorsprung von über 450 Punkten auf Eishockeystar Jaromir Jagr und Langlaufkollege Lukas Bauer. Nach 22 Jahren hat sich damit zum ersten Male wieder eine Frau die tschechische Sportlerkrone aufgesetzt. Ihre Vorgängerin war mit Kveta Jeriova auch eine Skilangläuferin. Und ihre vermutliche Nachfolgerin steht auch schon bereit: die erst 19-jährige Eisschnellläuferin Martina Sablikova. Bei der Olympiade in Athen durfte das Riesentalent schon zur Eröffnungszeremonie die tschechische Flagge tragen, am vergangenen Wochenende feierte sie im italienischen Collalbo ihren ersten Toperfolg: Sie wurde Europameisterin im Vierkampf, und das mit gleich drei neuen Weltrekorden! Vor dem abschließenden Lauf über ihre Paradedisziplin, die 5000 Meter, lag sie noch 14 Sekunden hinter der Niederländerin Wüst. Doch genau diesen Rückstand machte Sablikova wett und packte noch 23 Hundertstel an Vorsprung oben drauf! Diesen Ausgang konnte sie selbst kaum fassen:

"Es war in der Tat unglaublich, denn ich habe mir gesagt: 14 Sekunden aufzuholen, das geht normalerweise nicht. Dann bin ich unter sieben Minuten geblieben und habe gehofft, dass ich Ireene Wüst vielleicht zehn Sekunden abnehmen kann. Aber an die 14 Sekunden habe ich wirklich nicht geglaubt. Das Glück war auf meiner Seite, und jetzt bin ich wahnsinnig glücklich!"

Zur Komplettierung der Frauen-Power bleibt noch zu ergänzen, dass auch die Grande Dame des internationalen Tennissports, die 50-jährige Martina Navratilova, mit einem großartigen Preis bedacht wurde. Bei der Gala zur Sportler-Umfrage wurde die gebürtige Tschechin als Sportlegende geehrt.

Autor: Lothar Martin
schlüsselwort:
abspielen