Sportler des Jahres 2021: Judoka Krpálek – Bestes Team sind Basketballer

Lukáš Krpálek

Am vergangenen Mittwoch wurde in Prag der tschechische Sportler des Jahres gekürt. Infolge der Corona-Pandemie sind die Olympischen Spiele in Tokio von 2020 in den Sommer dieses Jahr verschoben worden. Diese Tatsache schlug sich auch im Ergebnis der 63. Umfrage unter den Sportjournalisten nach dem besten Athleten des Landes nieder – auf den ersten fünf Plätzen rangierten alle fünf Olympiasiegerinnen und -sieger von Tokio. Von ihnen wurde Judoka Lukáš Krpálek auf den nationalen Thron gehoben.

Der Judoka Lukáš Krpálek ist der Sportler dieses Jahres in Tschechien. Nach 2016 und 2019 gewann er die Umfrage zum dritten Male, was ihn sichtlich stolz machte.

Lukáš Krpálek und Guram Tuschischwili | Foto: YouTube

„Ich bin natürlich hocherfreut über die Auszeichnung, die ich sehr zu schätzen weiß“, sagte der 31-Jährige.

Wie 2016 in Rio de Janeiro wurde Krpálek Olympiasieger im Judo, doch diesmal nicht im Halbschwergewicht für Athleten bis 100 Kilogramm, sondern in der höchsten Gewichtsklasse, die über der 100-Kilo-Marke nach oben unbegrenzt ist. Deshalb bekam es der durchtrainierte Tscheche im olympischen Turnier auch mit Gegnern zu tun, die 30 oder 40 Kilo schwerer waren als er. Im Finale aber traf er auf den Georgier Guram Tuschischwili, der ihn zuvor schon zweimal besiegt hatte, und vor dem Krpálek auch gehörig Respekt hatte. Umso emotionaler war dann auch der Reporter des Tschechischen Rundfunks, als er die letzten Sekunden des Finalkampfes kommentierte.

Lukáš Krpálek hat den Georgier nach Punkten besiegt und damit seinen zweiten Olympiasieg errungen. Nach dem Kampf konnte er zunächst kaum fassen, was er gerade geschafft hatte:

Lukáš Krpálek | Foto: Vít Šimánek,  ČTK

„Ich weiß nicht, ob ich das je begreifen werde, denn es stimmt, dass ich mir dieses Szenario ungemein gewünscht habe. Meine Motivation war riesig, als ich mich dazu entschlossen habe, zum Schwergewicht zu wechseln. Ich wollte etwas Ähnliches erreichen, wie es mir in der niedrigeren Gewichtsklasse geglückt ist. Doch dass es mir nun tatsächlich gelungen ist, daran habe ich nie so recht geglaubt.“

Bei der Ehrung zum tschechischen Sportler des Jahres war der Wahlprager weitaus gelöster. Daher zog er rückblickend auf das olympische Turnier von Tokio dann auch ein merklich nüchterneres Fazit:

Illustrationsfoto: antefixus21,  Flickr,  CC BY-NC-ND 2.0

„Ich muss sagen, das gesamte olympische Turnier in meiner Gewichtsklasse war insofern schwer, weil alle Kämpfer sich davor fürchteten, einen groben Fehler zu begehen. Im Judo kann es nämlich ganz schnell gehen, dass all deine Träume platzen. Man kann den gesamten Wettkampf über in Führung liegen, um am Ende doch noch durch eine Unaufmerksamkeit zu verlieren. Die Duelle beim olympischen Turnier in Tokio wurden also überwiegend sehr vorsichtig geführt, einschließlich von mir.“

Seiner Freude über den erneuten Gewinn der nationalen Sportlerkrone tat dies jedoch keinen Abbruch. Im Gegenteil, kurz nach der Preisverleihung ließ Krpálek wissen, woran er vor fünf Jahren dachte, als er erstmals als Letzter unter den Top-Athleten beim Gala-Abend im Prager Hotel Hilton auf die Bühne gerufen wurde:

Kateřina Siniaková | Foto: Vít Šimánek,  ČTK

„Ich weiß es noch sehr genau: Als ich diese Krone 2016 zum ersten Male erhalten habe, glaubte ich überhaupt nicht daran, dass sich diese Ehrung für mich wiederholen könnte.“

Krpálek gewann die Umfrage unter den insgesamt 256 Journalisten mit 202 Punkten Vorsprung auf Tennisspielerin Barbora Krejčíková und weiteren 107 Zählern Abstand auf Wildwasserkanute Jiří Prskavec. Das war in dieser Deutlichkeit eigentlich kaum zu erwarten, hatte doch vor allem Krejčíková gleich eine ganze Reihe von Erfolgen entgegenzusetzen. Die 26-Jährige holte sich mit ihrer kongenialen Partnerin Kateřina Siniaková den Olympiasieg und den WTA-Masters-Titel im Damen-Doppel und sie krönte ihr Erfolgsjahr mit dem Gewinn der French Open im Einzel. Erkältungsbedingt konnte die Brünnerin an der Preisverleihung nicht persönlich teilnehmen, wurde aber per Video dem Programm zugeschaltet. In ihrer Reaktion auf den zweiten Umfrage-Platz konnte sie dann aber eine gelinde Enttäuschung nicht verbergen. Auch Lukáš Krpálek war dies nicht entgangen:

„Als ich das Video von Barbora gesehen habe, wie traurig sie reagierte, als sie erfahren hatte, den Titel nicht gewonnen zu haben, wurde mir mulmig. Das ist genauso solch ein Moment, den ich nicht mag, denn jeder der in diesem Jahr erfolgreichen Sportler unseres Landes hätte sich eine solche Wertschätzung, wie sie mir zuteilwurde, verdient.“

Jiří Prskavec | Foto: Vít Šimánek,  ČTK

Slalom-Kanute Jiří Prskavec, der Olympiasieger im Einer-Kajak wurde, ist mit Krpálek eng befreundet. Der 28-Jährige freute sich aber nicht nur für den Kumpel, sondern auch über seinen dritten Platz in der Umfrage:

„Ich sagte mir, wenn ich bei der Umfrage auf dem vierten oder fünften Rang lande, dann ist dies ein adäquates Ergebnis für unsere doch eher kleine Sportart. Den dritten Platz weiß ich daher sehr zu schätzen und sehe ihn als die Kirsche auf der Torte für meine diesjährige Saison an.“

Nach Prskavec gelangte mit dem Sportschützen Jiří Lipták auch der vierte Olympiasieger von Tokio unter die Top 4. In Tschechien erfolgt die Sportlerwahl im Einzelklassement nicht getrennt nach Männern und Frauen. Und sogar das Duo Krejčíková / Siniaková wurde in dieser Kategorie gewertet. Das Damen-Doppel der beiden Tennisspielerinnen wurde auf Rang 5 gevotet, so dass letztlich alle fünf olympischen Goldmedaillengewinner auch ganz vorn landeten. In der kollektiven Wertung wurde das Basketball-Team der Männer zur Mannschaft des Jahres gewählt.

Einzel-Preisträger Lukáš Krpálek sorgte schließlich noch für einen weiteren Höhepunkt der Preisverleihung. Denn im Zuge seiner Dankesrede kündigte er an, dass er seine aktive Karriere noch mindestens drei Jahre fortsetzen wolle:

„Ein weiterer Ansporn für mich ist die Teilnahme an den nächsten Olympischen Spielen im Jahr 2024. Auch wenn ich dann vermutlich bereits zu den älteren Judokas zählen sollte, werde ich darum kämpfen, die Qualifikation für Paris zu schaffen. Und dort würde ich dann alles versuchen, um eine weitere Olympiamedaille zu gewinnen.“

Autoren: Lothar Martin , Mikuláš Jáša
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