Sportreport

Ahoi und willkommen zum Sportreport von Radio Prag.Es begrüßt Sie Lothar Martin.

Vor 20 Monaten hatte der Vltava-Labe-Press-Verlag, eine 100-prozentige Tochter des bayrischen Verlages Neue Passauer Presse, die Aktienmehrheit beim erfolgreichsten tschechischen Fußballclub, dem AC Sparta Prag übernommen. Und mit dieser "Übernahme" stieg der Chef des Verlages, der heute 43-jährige Vlastimil Kostal, zum Präsidenten des Traditionsvereins auf. Doch die Bürde, die er sich damit auflud, war ein Schuldenberg von 900 Millionen Kronen (ca. 50 Millionen Mark). Nach dem Verkauf des Ausnahmetalentes Tomas Rosicky zu Borussia Dortmund für 25 Millionen Mark erklärte Kostal den AC Sparta im Januar für schuldenfrei. Deshalb traf ich bei meinem Besuch auf dem Prager Letna-Plateau, der Heimstätte des tschechischen Rekordmeisters, auch einen gutgelaunten Präsidenten an. Auf die Frage, ob er nun ein zufriedener Mensch sei, erwiderte er: Sparta Prag eröffnen sich nun ganz neue Perspektiven. Sportliche wie finanzielle. Doch mit welch einem Budget operiert eigentlich der reichste Verein des Landes? Dazu Kostal: Der Etat werde zu je einem Drittel aus Spielerverkäufen, aus Sponsoren- und Fernsehgeldern und aus den in der Champions League gemachten Einnahmen finanziert, erläutert mir der Sparta-Boss. Die 45 Millionen Mark, die dabei aus den Spielerverkäufen der letzten neun Monate erzielt wurden, dienten zur Schuldentilgung und für Neueinkäufe. Aber auch im Sponsorenbereich können sich die Einnahmen laut Kostal sehen lassen: Als ich jedoch nachfrage, wie es mit den Einnahmen aus dem Topf "Fernsehgelder" bestellt ist, da schwillt dem gelernten Chemie-Ingenieur der Hals. Ob er mit der Ausschüttung zufriedenen sei, wollte ich wissen. Darauf Kostal: Ich erfahre, dass je nach Vorjahresplatzierung und Bonus zwischen 5 und 15 Millionen Kronen an die Erstligavereine verteilt werden. Doch Sparta wäre nicht Sparta, wenn man als Krösus der Liga auf die Fernsehgelder angewiesen wäre. Vlastimil Kostal erklärt mir die mittelfristige Finanzstrategie des Clubs wie folgt: Sparta Prag will jedoch mehr sein als nur ein Durchlauferhitzer, bei dem sich die besten Kicker des Landes vereinen und über das "Schaufenster Champions League" nur für Vereine im kapitalträchtigeren Ausland empfehlen. Die Führungsspitze des Clubs hat auch ein klares Konzept, was die Nachwuchsarbeit anbelangt. Mit dem Aufbau eines modernen Trainingszentrums für die Jugend will man auch in diesem Bereich neue Maßstäbe setzen, äußert Kostal: Für den Aufbau des Trainingszentrums sollen die besten Nachwuchstrainer des Landes verpflichtet werden. Dafür will man auch so manche Krone investieren. Ebenso wie für bessere Trainingsbedingungen der Lizenzspieler und den Einbau einer Rasenheizung in das schmucke Sparta-Stadion. Zur finanziellen und zeitlichen Realsierung dieses Projekts sagte Kostal: Vieler der Clubs im Lande beneiden den AC Sparta um seine wirtschaftlichen und finanziellen Möglichkeiten. Doch die vorherrschende Meinung, dass nur das Geld entscheidend sei, um den hiesigen Profifußball am Leben zu erhalten, läßt Kostal so nicht gelten: Dennoch, bei den Jahresbudgets der anderen Vereine, die sich zwischen 30 und 60 Millionen Kronen bewegen, hat Sparta Prag nicht nur Freunde unter den Fußballfans. Daher genießt der Renommierclub hierzulande auch den Ruf, der FC Bayern Tschechiens zu sein. Doch mit diesem Ruf kann Clubchef Kostal ganz gut leben: Vlastimil Kostal wäre beim AC Sparta allerdings nicht angetreten, wenn er sich mit diesem Ruf benügen würde. Nein, Kostal hat auch Visionen. Wie er die gegenwärtige Leistungsstärke des Profikaders und wie er die sportliche Zukunft des Vereins einschätzt, das verriet er mir zum Abschluss unseres Gesprächs. Wie werden es gespannt verfolgen, inwieweit sich die Vorstellungen des Sparta-Präsidenten zu den sportlichen Zielen erfüllen werden. Und ebenso, wie es mit der Entwicklung des tschechischen Fußballs insgesamt, besonders an dessen Führungsspitze, weitergeht.