Sportreport

Ahoi und herzlich willkommen zum Sportreport von Radio Prag. Am Mikrofon begrüßen Sie dazu recht herzlich Olaf Barth und Lothar Martin.

Eine wahrliche Gluthitze hat seit Tagen auch die Tschechische Republik erfasst. Daher nehmen sich viele Tschechen dieser Tage eine "Auszeit" und fahren zur Abkühlung an die zahlreichen Stau- und Badesees des Landes. Eine ebensolche Auszeit aber konnten und können sich viele Spitzensportler aus Böhmen und Mähren nicht nehmen, da für sie gerade in diesen Tagen der sportliche Jahreshöhepunkt auf dem Terminkalender stand bzw. steht. Wir wollen Ihnen daher in den nächsten Minuten eine Übersicht über die wichtigsten Sportereignisse geben, bei denen sich tschechische Athleten durch Klasse- Leistungen hervor taten oder aber sich Chancen auf eine gute Platzierung oder gar Medaille ausrechnen. Für unseren Streifzug durch die Welt des Spitzensports wünschen wir Ihnen einen guten Empfang.

"Der Gewinn der letzten Etappe in Paris ist der Traum eines jeden Radsprinters," frohlockte der tschechische Spurter des italienischen Lampre-Daikin-Teams Jan Svorada nach seinem Sieg auf dem Schlussabschnitt der diesjährigen 88. Tour de France. Svorada, der zuvor schon zwei Etappen auf der großen Schleife quer durch Frankreich gewonnen hatte, stufte den Sieg im Finish auf dem Champs d´Elysee denn auch als seinen bisher größten sportlichen Erfolg ein. Damit erfüllte er sein zuvor ausgegebenes Minimalziel auf der diesjährigen "Tour der Leiden": Gewinn einer Etappe und Ankunft im Endziel von Paris.

Dass die Ankunft in Paris für einen Sprinter durchaus keine Selbstvertständlichkeit ist, bewies die am Sonntag beendete 88. Tour einmal mehr aufs neue. Mehrere von ihnen gaben schon am ersten schweren Anstieg in den Alpen auf. Svorada hingegen machten die Pyrenäen zu schaffen. "Die größten Probleme hatte ich auf der zweiten Pyrenäen-Etappe, die über fünf Bergwertungen der ersten Kategorie führte. Ich bin bereits am zweiten Berg abgefallen und sah meine Felle schon davonschwimmen, da ich allein hinter einer Gruppe fuhr. Zum Glück schaffte ich den Anschluss und blieb in der Karenzzeit. Doch diese Etappe war eine elende Quälerei," beschrieb Svorada seine kritischsten Momente bei der diesjährigen Tour.

Keinesfalls untergegangen sind auch die tschechischen Schwimmer bei den Weltmeisterschaften im japanischen Fukuoka. Zwar konnten sie auch diesmal bei weitem noch keine Medaillenträume hegen, doch - so der Cheftrainer der Auswahlmannschaft Jaroslav Strnad - "drei Finalteilnahmen, das ist eine hervorragende Leistung bei der gegenwärtig sehr ausgeglichenen Konkurrenz in der Weltspitze." Strnad bezeichnete dieses Ergebnis als das bisher erfolgreichste Auftreten tschechischer Schwimmer bei Weltmeisterschaften, zumal auch einige tschechische Rekorde gefallen sind. Für die beste Platzierung sorgte Jana Pechanová mit Rang 7 über die 800-m-Freistilstrecke, während Daniel Málek und Ilona Hlavácková in ihren Endläufen jeweils auf Rang 8 einkamen.

Ein solcher Platz in der tschechischen Fußballmeisterschaft wäre für den hiesigen Titelverteidiger Sparta Prag eine mittlere Katastrophe. Doch schon am vergangenen Wochenende, als der Startschuss zur neuen Saison erfolgte, mussten die Hauptstädter erkennen, dass der Ruhm der letzten Saison schnell verwelkt und man sich neue Meriten wieder hart erarbeiten muss. Ähnlich wie der FC Bayern München in Deutschland musste auch der tschechische Meister gleich zum Auftakt eine Niederlage quittieren. Und die fiel mit 0:3 bei Chmel Blsany, dem Verein aus dem kleinsten Erstligaort, sogar ziemlich deftig aus. Kein Wunder, dass die Stimmung bei den erfolgsverwöhnten Pragern alles andere als super war, wie uns auch Sparta-Pressesprecher Jirí Voprsal mitteilte: "Selbstverständlich waren wir direkt nach dem Spiel sehr niedergeschlagen und enttäuscht, sowohl über das Ergebnis als auch über die Einstellung, durch die es zustande kam. Alle Spieler und auch Trainer Jaroslav Hrebík waren sich dessen bewusst, dass diese Niederlage, vor allem aber die Art und Weise wie sie hingenommen wurde, dem Renommee von Sparta Prag nicht würdig war. Aber am Mittwoch, wo die Fotoreporter der UEFA zur Aufnahme des Mannschaftsfotos für die offizielle Broschüre zur Champions League anwesend waren, habe ich schon eine bessere Stimmung beobachtet. Spieler und Trainer haben sich ausgesprochen und brennen auf eine Rehabilitierung, wenn sie am Samstag zur nächsten Auswärtsbegegnung in Hradec Králové/Königgrätz antreten müssen."

Genau wie die Fußballer von Sparta Prag wollen wir aber nun nicht mehr auf vergangene Sportereignisse zurückschauen, sondern auf die, die vor uns liegen. Und da wird einem Ereignis hier in Tschechien ganz besonders entgegen gefiebert: der Leichtathletik-Weltmeisterschaft im kanadischen Edmonton. Auch wenn an diesem Wochenende bereits sieben Entscheidungen fallen, die ganz große Aufmerksamkeit gilt hierzulande den zwei Wettbewerben, die am Montag und Dienstag bzw. am kommenden Wochenende ablaufen: dem Zehnkampf und dem Speerwerfen der Männer. Kein Wunder, in beiden Disziplinen stellt die Tschechische Republik den aktuellen Weltrekordler und zudem den Titelverteidiger im Zehnkampf. Für Speerwurfass Jan Zelezný sind es bereits die siebten Titelkämpfe. Zweimal hat er sich schon mit dem WM-Titel schmücken können, doch aller guten Dinge sind drei. So wie bei den Olympischen Spielen, wo Zelezný im Vorjahr in Sydney der Hattrick gelang. Mit einem dritten Sieg auch bei der Weltmeisterschaft würde Zelezný zum erfolgreichsten Speerwerfer aller Zeiten aufsteigen.

Atemberaubend war auch der Aufstieg des 26-jährigen Modellathleten von Dukla Prag, Roman Sebrle, im Zehnkampf. Sebrle, bis vor Jahresfrist noch im Schatten von Ex-Weltrekordler und Doppelweltmeister Tomás Dvorák stehend, gelang nach Olympiasilber in Sydney in diesem Jahr der endgültige Durchbruch. Beweis dafür sind sein Hallen-WM-Titel im Siebenkampf in Lissabon und natürlich sein phantastischer Weltrekord von Götzis, wo er mit 9026 Punkten als erster Athlet der Welt die 9000-Punkte-Marke übertraf. Eine Marke, die sein Trainingsgefährte und Freund, Titelverteidiger Tomás Dvorák, bei seinem Weltrekord vor zwei Jahren nur um ganze sechs Pünktchen verfehlt hatte. Das Verletzungspech hat den 29-jährigen im Vorjahr zurück geworfen, doch in Edmonton will er wieder angreifen. So ist denn Dvorák auch überzeugt davon, dass beide den WM-Titel unter sich ausmachen werden.

Eine ähnlich spannende Konstellation erwartet auch die Motorsportfreunde beim vierten Lauf zur diesjährigen WM im Speedway, der am 18. August in Prag ausgetragen wird. Hier liefern sich nämlich der Schwede Tony Rickardsson und der Pole Tomasz Gollob ein ganz heißes Duell um die WM-Krone. Nach drei Rennen hat der Schwede mit 66:59 Punkten die Nase vorn. Doch schon in Prag will der 30-jährige Gollob mit der Unterstützung seiner zahlreichen Fans den Spieß zu seinem Gunsten umdrehen. Das außergewöhnlich große Zuschauerinteresse an diesem Grand-Prix-Rennen bestätigte uns auch Veranstaltungschef Petr Ondrasík: "Nun, gegenwärtig besteht ein sehr starkes Interesse an diesem Rennen vor allem bei Speedwayanhängern aus Schweden, Dänemark und England, aber auch aus Slowenien und Ungarn. Aber wie immer rechnen wir mit dem stärksten Zuschauerinteresse aus Polen, denn in unserem Nachbarland ist dieser Sport sehr verbreitet und zudem wollen die polnischen Fans ihren Tomasz Gollob in gewohnt enthusiastischer Weise unterstützen. Wir hoffen, dass unsere Stadionkapazität von 13.000 Plätzen ausreichen wird, um der großen Nachfrage gerecht werden zu können."

Autoren: Lothar Martin , Olaf Barth
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