Sportreport

Von: Lothar Martin.

Das Osterfest hat begonnen und spätestens jetzt sollte man wieder etwas für seine Gesundheit tun, sich sportlich betätigen, um zumindest dem Winterspeck zu Leibe zu rücken. Es muss ja nicht gleich in leistungsorientierten Sport "ausarten", so manchem genügt eine zünftige Wanderung, andere bevorzugen den geruhsamen Osterspaziergang. Andere wiederum holen endlich das Fahrrad aus dem Keller, um dem Frühling auf zwei Rädern entgegen zu fahren.

Ja, gerade der Radsport hat auch in Tschechien immer größeren Massencharakter angenommen, zumal wir jetzt im Zeitalter der Mountain-Bikes und Trecking-Räder leben. Vor allem im Mountain-Bikesport (MTB) ist die Entwicklung hierzulande rasant vorangeschritten. Mittlerweile werden Wettbewerbe in vier Disziplinen ausgetragen: im Abfahrtslauf, dem sog. down-hill, im "dual" genannten Parallelslalom, im Cross-country und im Geländemarathon. Nicht zuletzt bieten die vielen Gebirgslandschaften in Böhmen und Mähren für diesen Sport ideale Voraussetzungen. Warum sich der Mountain-Bikesport einer wachsenden Beliebtheit erfreut, was seine Faszination ausmacht und wie viel man dafür investieren muss, darüber haben wir mit zwei jungen Nachwuchsfahrerinnen gesprochen. Wollen Sie sie kennen lernen? Dann bleiben Sie doch einfach dran!

Barbora und Michala Hrusková sind Zwillingsschwestern und süße 18 Jahre alt. Aufgewachsen sind sie in der tristen Welt einer Plattenbausiedlung im Prager Westen, im Stadtteil Repy, doch ihr Vater Vladimír - der emsige Hausmeister der Deutschen Schule Prag -, wusste schon von früher Kindheit an das Interesse seiner Mädels am Sport zu wecken. Mit sieben Jahren wurden Barbora und Michala an den Bicross herangeführt, und auch wenn das Interesse nach fünf Jahren zunächst wieder etwas einschlief, seit dem 16. Lebensjahr gehört ihre ganze Liebe dem Mountain-Bikesport. Und hier insbesondere dem Geländemarathon.

Was sie an diesem Sport so fasziniert, wollte ich natürlich wissen. Barbora gab zur Antwort: "Also, was mich wohl fasziniert ist, dass es sich um einen individuellen Sport handelt. Man ist auf sich allein gestellt, muss sich beweisen. Sicher lässt sich auch taktieren, doch wie gut oder schlecht man einen Wettkampf abschließt, ist von einem ganz allein abhängig." Michala wiederum erwiderte: "Also mich fasziniert an diesem Sport, dass man sich von seinen alltäglichen Problemen abreagieren kann und dass es sich um eine Sportart handelt, bei der man viel Adrenalin freisetzen kann."

Von beiden Mädchen erfahre ich, dass ihr ein Jahr älterer Bruder seinerzeit bereits Bicross fuhr und sie ihr Vater dazu anhielt, sich ebenso sportlich zu betätigen, anstatt zu Hause gelangweilt in die Luft zu starren. Gesagt, getan. Doch was trieb sie zu Beginn voran, es ihrem Bruder gleich zu tun. Dazu sagte Michala: "Uns hat Spaß gemacht, wenn wir den kleinen Jungs begegnet sind, wie sie sich darüber aufgeregt haben, dass sie von gleichaltrigen Mädchen überholt wurden. Irgendwelche sportlichen Ziele hatten wir damals noch nicht."

Und Barbora fügte hinzu: "Nun, mit sieben Jahren haben wir angefangen. Doch später waren es andere Gründe, die uns motiviert haben. Einer der Gründe war der, dass man Mädchen im Alter von zehn, elf Jahren kaum noch auf Fahrrädern antreffen konnte. Demzufolge stiegen unsere Chancen, auf sich aufmerksam zu machen und Erfolge einzufahren."

Doch ich wollte es noch genauer wissen. Nämlich, ob man schon frühzeitig erkennen konnte, ob die Zwillingsschwestern neben ihrem Spaß auch Talent aufblitzen ließen. Dazu äußerte Vater Vladimír: "Also, die Anfänge waren so, wie es Barbora gesagt hat. Zunächst fuhr ihr Bruder Tomás. Seine Schwestern begleiteten mich und ihn zu den Rennen. Dann haben wir entschieden, damit sie sich nicht langweilen, kaufen wir ihnen auch ein Fahrrad, und los gings. Während eines halben Jahres haben wir festgestellt, dass sie wirklich Talent haben. Bei Rennen zur Prager Stadtmeisterschaft erzielten sie gute Ergebnisse, ließen sogar Jungs hinter sich, denn die Mädchen hatten keine eigene Kategorie. Also sind wir dabei geblieben bis die Mädchen elf, zwölf Jahre alt waren, wo sie etwas die Lust verloren haben und einstweilen aufhörten. Doch mit 15, 16 haben sie ihre Vorliebe für das Mountain-Bike entdeckt, alles begann aufs neue und heute, kann man sagen, haben wir ein ziemlich gutes Niveau erreicht."

Um dieses Niveau zu erreichen, musste und muss das Elternhaus jedoch allerhand investieren. Vater Vladimír macht auch kein Hehl daraus: "Selbstverständlich, wenn man an diesem Sport Gefallen findet und man sieht, auf welchem Material die Konkurrenz fährt, dann kann man nicht zurück stehen. Also, wir haben angefangen mit einem Fahrrad, was um die 10.000 Kronen gekostet hat, aber das war nur für ein Jahr. Natürlich musste es dann etwas besseres sein, so dass wir Jahr für Jahr aufgerüstet haben. Von großer Wichtigkeit ist vor allem die Geometrie zwischen Rahmen und Rädern, alles muss passen und gut abgestimmt sein, damit einem während des Rennens nicht der ganze Körper schmerzt. Deshalb haben wir uns nun Spezialräder zugelegt, von denen das Stück ca. 65.000 Kronen im Einzelhandel kostet. Hinzu kommen ständige Wartung und Reparaturen - allein die Ketten müssen vier-, fünfmal im Jahr gewechselt werden -, des weiteren Rennkleidung, Startgebühren und Anfahrtskosten zu den Rennen - summa summarum sind das über 100.000 Kronen pro Jahr für eine Tochter. Da ich Zwillinge habe, geht das Ganze mal zwei!"

Da Herr Hruska ein sehr geschickter Handwerker ist, legt er bei Wartung und Instandhaltung zumeist selbst Hand an. Einen Sponsor habe man zwar noch keinen, doch viele Leute helfen beim Service, Händler böten Extrarabatte und man spare im Winter, um in der Sommersaison mithalten zu können, ergänzt der Vater.

Doch auch die Töchter müssen viel Freizeit und Energie in ihren Sport investieren, wollen sie nicht unter "ferner liefen" landen. Zum Training sagte Michala: "Nun, ich würde sagen, das Training ist zu jeder Jahreszeit anders. Den Großteil des Winters verbringen wir im Kraftraum, beim Schwimmen oder wir laufen, falls nicht gerade ein halber Meter Schnee liegt. Ab dem Frühjahr trainieren wir dann schon fast ausschließlich mit dem Rad, je nach Wetter und den schulischen Anforderungen so fünf- bis sechsmal in der Woche."

Und wie sieht es mit den Rennen aus. Dazu sagte Barbora: "Nun, was die Rennen betrifft, das liegt an jedem selbst, wie oft er im Jahr daran teilnehmen kann und will. Und die Strecken, was den Geländemarathon anbelangt, die liegen über die gesamten tschechischen Gebirge verstreut, also sowohl im Böhmerwald als auch im Riesengebirge, im Isergebirge und entlang der anderen Erhebungen."

Zwei Mädchen, eine Leidenschaft und ein Ziel, könnte man meinen. Doch Michala klärt mich schnell auf, wer den nun eigentlich die bessere Rennfahrerin von beiden ist: "Also, ich würde sagen, besser fährt meine Schwester. Auch wenn wir beide bemüht sind, erfolgreich zu sein, so ist es doch meine Schwester, die mehr trainiert, sich mehr als ich für diesen Sport engagiert und daher auch die größeren Erfolge hat."

Zu diesen befragt, antwortete Barbora: "Was ich als meinen größten Erfolg im letzten Jahr ansehen würde? Da denke ich, das war der dritte Platz beim Jahresmarathon im Böhmischen Mittelgebirge sowie der achte Platz bei der Sudetenrallye, die in diesem Jahr erstmals als Republikmeisterschaft ausgetragen wird."

Klar, dass sich Barbora und Michala für diese Meisterschaft einiges vorgenommen haben. Doch wie ist es mit Ihnen? Auf den Geschmack gekommen? Es muss ja nicht gleich der Geländemarathon sein, wöchentlich einige Dutzend Kilometer auf dem Drahtesel tuns auch. Am besten, Sie fangen über die Feiertage sofort damit an! In diesem Sinne verabschieden wir uns von Ihnen mit den besten Wünschen auf ein frohes Osterfest sowie auf eine feste Gesundheit dank regelmäßiger sportlicher Betätigung - Ihre Dagmar Keberlova, Martina Schneibergova und Ihr Lothar Martin.