Sportreport

Ahoi und herzlich willkommen zum Sportreport von Radio Prag. Am Mikrofon begrüßt Sie Lothar Martin.

Wenn wichtige Entscheidungen fallen, sollte man möglichst vor Ort sein. Und solche Entscheidungen gab es im April zuhauf im tschechischen Spitzensport zu konstatieren. Überall konnte Radio Prag freilich nicht zugegen sein, wie zum Beispiel bei den Finals der Damen und Herren im Volleyball. Daher haben wir uns wieder einmal auf die publikumswirksamsten Sportarten hierzulande - Fußball und Eishockey - konzentriert. Im Falle der diesjährigen Meisterschaft in der Eishockey-Extraliga war die Play-off-Finalserie für Mitte April terminiert, so dass wir ihnen den neuen Champion ohne Vorbehalt präsentieren können. Im Fußball hingegen wird der tschechische Meister in der Regel im Mai gekürt. Nicht so in diesem Jahr, wo ein Team die Liga dominierte und sich schon fünf Spieltage vor dem Saisonfinale mit der Titelkrone schmücken konnte. Sie wollen wissen, welche Mannschaft so stramm vorneweg marschierte - gleich werden Sie es erfahren. Zum Abschluss unserer Sendung werfen wir dann noch einen kleinen Blick voraus auf das Großereignis der kommenden Tage - die 65. Eishockeyweltmeisterschaft, die ab Samstag in Deutschland ausgetragen wird und bei der die tschechischen Cracks die WM-Trophäe möglichst verteidigen wollen. Mit welchem Aufgebot? Auch darüber werden wir Sie in den nächsten Minuten informieren.


Wenn von den Finanzen und Erfolgen her der FC Bayern München die Nr. 1 in Deutschland ist, so kann dieses Prädikat in Tschechien ohne jeden Zweifel an den AC Sparta Prag vergeben werden. Durch ein Tor von Tomas Jun, das den 1:0-Heimsieg über Lokalrivalen Bohemians Prag bedeutete, hat sich die Elf von Trainer Ivan Hasek am vergangenen Samstag bereits vorzeitig die Meisterschaft gesichert. Für Sparta ist es der siebte Titel in acht Jahren seit Einführung der eigenständigen tschechischen Liga und die 28. Meisterschaft in der Vereinsgeschichte. Noch stehen zwar - wie erwähnt - fünf Spieltage aus, doch nach dem Sieg über Bohemians führen die Blau-gelb-roten vom Prager Letna-Plateau mit 16 Punkten Vorsprung auf den Zweiten Sigma Olomouc (Olmütz) die Tabelle an und können nicht mehr eingeholt werden. Entsprechend groß war die Freude, als der erneute Titelgewinn feststand. Wie daraufhin gefeiert wurde, dazu sagte uns der Pressesprecher des Vereins, Jiri Voprsal: "Also ich denke, die Feiern waren ebenso spontan wie im letzten Jahr, als wir Meister wurden. Doch ich würde sagen, in diesem Jahr wurden sie ein wenig ´gebremst´ durch die Tatsache, dass die Mannschaft den Titel schon fünf Spieltage vor Schluss perfekt gemacht hat und sie weiß, dass die Saison noch nicht zu Ende ist. Im Gegenteil: alle Spieler, Trainer und Verantwortlichen haben die große Motivation, nun auch noch den Pokal zu gewinnen. Dann wären wir nämlich zugleich das erste Team, das in der eigenständigen Tschechischen Republik das Double gewonnen hätte."

In der Tat: der Club, der dem bayerischen Verlagshaus Neue Passauer Presse gehört, hat auch noch Chancen auf den Gewinn des Landespokals. Um den Pott zu holen, muss im Halbfinale zunächst Chmel Blsany bezwungen werden. Dann träfe Sparta im Endspiel in einem reinen Ortsderby auf den Sieger der zweiten Semifinalpartie zwischen Viktoria Zizkov und Slavia Prag. Doch alles zu seiner Zeit. Von Jiri Voprsal wollte ich vielmehr wissen, ob bei all den Pokalen, die Sparta schon gewonnen hat, der Gewinn des 28. Landestitels trotzdem etwas Besonderes darstellt: "Nun ganz bestimmt. Schon allein der Fakt, dass wir die Meisterschaft schon fünf Spieltage vor Schluss entschieden haben, ist ein Rekord. Also aus der statistischen Sicht gesehen, war dieser Titelgewinn schon außergewöhnlich. Außergewöhnlich war zudem, dass es - wie in diesem Jahr - bisher noch in keiner vorherigen Saison der Fall war, dass uns so viele Spieler vor und vor allem während der Saison verlassen haben. Der Titel wurde praktisch von weitaus mehr Akteuren als nur einer Elf errungen."

Zu den Spielern, die die Meisterschaft mit errungen haben, aber schon längst nicht mehr im Kader stehen, gehören der mehrfache Torschützenkönig der vergangenen Jahre Horst Siegl, der jetzt in Pribram kickt, und das Supertalent Tomas Rosicky, der inzwischen im Trikot von Borussia Dortmund die Fans in der Bundesliga verzaubert. Zauberhaft wäre es auch, wie uns der brillante Techniker bei der Meisterfeiern in Prag verriet, wenn er dem Titel mit Sparta nun auch die deutsche Meisterschaft mit der Borussia folgen lassen könnte. Doch das wird weitaus schwieriger zu erreichen sein, weiß der 20-jährige. Falls es ihm aber gelingen sollte, dann hätte er etwas Einmaliges geschafft: zwei Meisterschaften in einer Saison! Also lassen wir uns überraschen, wie diese Entscheidung im Mai ausfallen wird.


Die Endspielserie um die tschechische Eishockeymeisterschaft wurde diesmal nach vier Begegnungen entschieden. Mit 3:1 Siegen über Titelverteidiger Sparta Prag wurde sie vom HC Slovnaft Vsetin gewonnen, der mit ähnlicher Überlegenheit wie die Fußballer von Sparta, die tschechische Extraliga dominiert. Denn es war der sechste Meisterpokal, den die Mähren im siebten Jahr ihrer Erstligazugehörigkeit eroberten. Eine famose Bilanz, an der zum fünften Mal auch der Kapitän und Angriffsführer des ersten Sturms Jiri Dopita einen gehörigen Anteil hat. Auch von ihm wollten wir wissen, ob der erneute Triumph schon etwas Gewöhnliches oder doch noch etwas Besonderes für ihn darstellt: "Also er war nichts extra Außergewöhnliches. Vielleicht nur in der Hinsicht, dass wir ihn im Finale gegen den HC Sparta Prag geholt haben, der die Meisterschaft im letzten Jahr auf unserem Eis gewonnen hat. Nun haben wir ihn auf dessen Eis errungen, also das war vielleicht der besondere Reiz."

Einer, der im Vorjahr zum Meisterteam aus Prag gehörte, sich mit Sparta aber diesmal dem alten Rivalen aus der mährischen Walachei beugen musste, ist der 36-jährige Goalie der Hauptstädter, Petr Briza. Zu den Gründen, warum der Titelverteidiger zwar wieder im Finale, zuvor aber nur mit Mühe in die Play offs gekommen war, sagte er:

Petr Briza ist trotz seiner herausragenden Saisonleistungen nicht im tschechischen Kader für die am Samstag beginnende Weltmeisterschaft in Deutschland vertreten. Jiri Dopita hingegen auf jeden Fall. Wer noch zum Aufgebot der Mannschaft von Trainer Josef Augusta gehört, das verraten wir Ihnen gleich.


Mit einem starken Aufgebot, in dem sich acht Olympiasieger und nicht weniger als 19 Weltmeister befinden, ist die tschechische Eishockey-Nationalmannschaft am Donnerstag nach Nürnberg abgereist. Zu den im Team vertretenen Olympiasiegern von Nagano gehören u.a. Mannschaftskapitän Robert Reichel und dessen Assistent Martin Rucinsky. Der in Montreal spielende Rucinsky ist zudem einer von neun NHL-Cracks, die aus Übersee angereist sind. Und welches erklärte Ziel stellt sich ein mit so vielen großen Namen gespicktes Team für die WM. Dazu noch einmal Jiri Dopita: "Schwer ist es jedes Jahr und ich denke, dass es auch dieses Jahr weder leichter noch schwerer wird, wieder unter den Besten zu landen. Viel wird davon abhängen, wie wir in das Turnier starten werden. Wenn wir in den Gruppenspielen erfolgreich sein werden, wird unser Selbstvertrauen steigen und wir können es wieder weit bringen. Aber die Weltspitze ist sehr ausgeglichen, mindestens sechs Mannschaften können den Titel holen. Deshalb ist eine Medaille, egal welche, ein Erfolg für uns."

Wir werden verfolgen, ob es den Dopita & Co. gelingen wird, denn Radio Prag wird beim Championat zugegen sein. Daher werde ich mich in 14 Tagen, wenn Sie unseren nächsten Sportreport hören können, direkt aus Deutschland melden. Bis dahin verabschiede ich mich vom Mikrofon - Ihr Lothar Martin.