Sportreport

Allerorten ist auch in den niedrigeren und mittleren Lagen der Tschechischen Republik der Frühling angebrochen. Nur in den oberen Kammlagen der böhmischen und mährischen Mittelgebirge liegt noch Schnee. Für aktive oder passionierte Skiläufer ist die mäßige Schneedecke jedoch nicht mehr angetan, ihrem Sport ausgiebig zu frönen. Dennoch ist es in Tschechien gerade in dieser Zeit immer eine Wintersportart, die die Schlagzeilen in den Medien bestimmt. Denn alljährlich zwischen Mitte März und Mitte April wird hierzulande das Play off in der Eishockey-Extraliga ausgetragen und der neue Landesmeister in dieser populären Sportart ermittelt. Das Finale, das ab Samstag der HC Sparta Prag und der HC Vítkovice bestreiten, steht zwar noch aus, doch wir wollen heute aus besonderem Anlass auf das bisherige Play-off-Geschehen in der Liga des Weltmeisters zurückblicken. Im zweiten Teil der Sendung kommt auch noch "König Fußball" zu Wort, allerdings aus weniger erfreulichen Gründen. Wenn Sie diese erfahren wollen, dann bleiben Sie doch einfach dran!

Mit der Teilung der Tschechoslowakei am 1. Januar 1993 in die Tschechische und die Slowakische Republik wurde vier Monate später auch die gemeinsame Eishockey-Liga aufgelöst. Seit Beginn der Saison 1993/94 gibt es in beiden Ländern eine neue höchste Spielklasse, die jedoch gleichlautend als Extraliga bezeichnet wird. Anhand der aktuellen Generalsponsoren der Ligen unterscheidet man in die tschechische Telecom-Extraliga und die slowakische Boss-Extraliga. Wir wollen uns im folgenden aber lediglich mit der tschechischen Eliteklasse befassen.

Durch den Abgang der slowakischen Spitzenteams aus Bratislava, Kosice und Trencín in den eigenen Landeswettbewerb wurde die tschechische Extraliga nach und nach mit Zweitligateams aufgefüllt. Ab der Saison 1994/95 schafften daher auch der Club aus Vsetín und jener von Slavia Prag den Sprung ins Oberhaus. Der HC Vsetín, mehrfach umbenannt in Dadak, Petra oder Slovnaft Vsetín, entwickelte sich zur Übermannschaft der neuen Liga. Von 1995 bis zum Jahr 2001 standen die Ostmähren siebenmal in Folge im Play-off-Finale und konnten sich danach nicht weniger als sechsmal mit der Meisterkrone schmücken. In dieser Saison, belastet mit finanziellen Problemen und dem Abgang aller Starspieler zu anderen Vereinen, verpasste der Titelverteidiger allerdings erstmals die Play offs.

Eine ganz andere Rolle hingegen spielte bisher der HC Slavia Prag. Im Schatten des reichsten Vereins der Liga, des nahezu übermächtigen Ortsrivalen HC Sparta Prag, musste Slavia jahrelang kleineren Brötchen backen. Erst im vergangenen Jahr gelang mit dem Einzug ins Halbfinale und dem abschließenden 4. Platz der erste Achtungserfolg. Deshalb war es auch der Fall, dass während des neunjährigen Bestehens der Extraliga die Lokalkontrahenten Sparta und Slavia zwar mehrfach in der Punkterunde, aber noch nie in den spannenden Play offs aufeinander trafen. Bis zu diesem Jahr. Im Viertelfinale schalteten Meisterschaftsfavorit Sparta den HC Ocelári Trinec und Favoritenschreck Slavia den HC IPB Pardubice mit jeweils 4:2 Siegen aus. Daher kam es vor Ostern zum heiß erwarteten Halbfinalduell der beiden Hauptstadtclubs. Mit welchem Ausgang, das verraten wir Ihnen gleich.


Das Halbfinale des tschechischen Play off wird unverändert nach dem Modus "Best of five" gespielt. Das bedeutet, jenes Team, das in drei, vier oder maximal fünf Partien dreimal gewinnt, ist eine Runde weiter. Nach der einschlägig bekannten Play-off-Regelung hat die nach der Punkterunde besser platzierte Mannschaft dabei immer zuerst Heimrecht. Sparta nutzte dies in der ersten Begegnung zu einem schwer erkämpften, aber taktisch klug herausgespielten 4:1-Sieg. Im zweiten Vergleich wollte Außenseiter Slavia auf der eigenen, kleineren Eisfläche seine körperlichen Vorteile noch besser in die Waagschale werfen. Das gelang den spielbestimmenden Gastgebern jedoch nur rein optisch. Am erneut überragend haltenden Sparta-Torwart Petr Bríza scheiterten sie ein ums andere Mal und wurden zudem zweimal ausgekontert. Sparta gewann diesmal knapp, aber clever mit 2:1. So konnte das dritte Spiel, das erneut in der Sparta-Heimstätte, der 14 000 Zuschauer fassenden Paegas Arena stattfand, bereits die Entscheidung bringen. Und die Partie nahm dann auch im ersten Drittel einen einseitigen Verlauf, den Lothar so verfolgte:

Sie war es dann auch, denn durch weitere Tore von Zelenka und Hlinka bei einem Gegentreffer von Antos behielt Sparta am Ende mit 5:1 die Oberhand. Für Slavia war es das Aus und erneut der 4. Rang in der Meisterschaft. Torschütze Milan Antos hatte die Gründe für das Scheitern schnell zur Hand:

"Wir hatten erwartet, dass wir das Heimspiel gewinnen würden, doch das ist uns nicht gelungen. Heute gingen die Sparta-Spieler wieder glücklich in Führung, doch diesem Glück sind sie entgegen gegangen. Wir hatten diesmal Pech, aber Sparta ist zur Zeit das beste Team der Liga und wird den Titel holen."

Weitere Gründe für den Ausgang des Prager Halbfinalduells nannte Slavia-Trainer Vladimir Ruzicka:

"Wie ich schon sagte, die drei von uns erzielten Tore in drei Spielen sind zu wenig. Aber ganz sicher schlugen auch die herausragenden Leistungen von Petr Bríza zu Buche. Bríza hat die ganze Saison über bewiesen, dass er der beste Torhüter der Extraliga ist, und gegen uns hat er das bestätigt."

Die Hoffnung von Sparta-Keeper Bríza könnte in Erfüllung gehen, wenn er und seine Mitspieler zu den Finalpartien eins und drei am Samstag bzw. am kommenden Mittwoch vor eigenem Publikum auflaufen. Die Anhängerschaft des Prager Eishockeyclubs ist zudem eine besonnene und sportlich faire. Ganz im Gegensatz zu den Rowdies und Chaoten, mit denen sich der gleichnamige Prager Fußballverein immer mal wieder auseinander zu setzen hat. Wie wir bereits im gestrigen Tagesecho berichteten, hatten so genannte Sparta-Fans nach der 0:2-Niederlage ihres Teams am vergangenen Samstag in Jablonec nad Nisou den Mannschaftsbus mit Gegenständen, darunter Steinen und Flaschen beworfen und unter anderem die Frontscheibe des Busses stark beschädigt. Mit grimmigen Blicken und wilden Gesten drohten sie zudem, weitere derartige Aktionen folgen zu lassen, falls sich die Leistungen und Ergebnisse ihrer Mannschaft nicht bessern würden. Dabei liegt Sparta Prag mit nur einem Punkt Rückstand hinter Spitzenreiter Slovan Liberec auf Platz 2 der Tabelle im tschechischen Oberhaus.

Über ähnliche Aktionen war bisher nur aus Griechenland oder Italien zu hören. Deshalb musste Sparta-Kapitän Jirí Novotný auch erschrocken feststellen: "Die Attacke war sehr unangenehm. Es wäre mir nie eingefallen, das so etwas auch bei uns passieren könnte." Und enttäuscht fügte er hinzu: "Vor allem ärgert es uns, dass die Fans so reagiert haben, anstelle in der Krise zu uns zu halten." Vielleicht gibt es aber an diesem Freitag schon eine andere Reaktion vom eigenen Anhang zu registrieren. Denn dann steht auch das traditionsreiche Prager Derby Sparta - Slavia im Fußball auf dem Programm. Wir werden es für Sie verfolgen.