Sportreport

Dominik Hasek, der ohne Frage weltbeste Eishockeytorwart der 90er Jahre, hat seine aktive Laufbahn beendet. Nach 21 Profijahren hat sich der 37-jährige mit dem erstmaligen Gewinn des Stanley Cups, den er im Juni mit den Detroit Red Wings eroberte, selbst das schönste Abschiedsgeschenk gemacht. Damit schloss sich der Kreis unter eine einzigartige Karriere, die ihn für immer zu den ganz großen Legenden in seiner Sportart aufsteigen ließ. Hasek wird in Tschechien ebenso verehrt, wie in etwa die Ex-Fußballer Franz Beckenbauer in Deutschland oder Pele in Brasilien. Daher wollen wir in den nachfolgenden Minuten auf einige Stationen seines bisherigen Lebens und seiner sportlichen Erfolge zurückblicken. Und Sie können daran teilhaben. Also bleiben Sie dran!

Der Gewinn des Stanley Cups war Dominik Haseks letztes großes sportliches Ziel. Deshalb war er vor Beginn der letzten Saison von den eher mittelmäßigen Buffalo Sabres zu den mit Stars gespickten Detroit Red Wings gewechselt. Ein Wechsel, der sich am Ende auszahlte. Bei den nach dem Cupgewinn über mehrere Tage anhaltenden Siegesfeiern haben dann auch Unzählige seiner Fans versucht, ihn zum Weitermachen zu überreden, doch Hasek traf letztlich folgenden Entschluss:

"Ganz sicher war es eine schwere Entscheidung, denn zum Beispiel bei den Siegesumzügen, die wir hatten und wo etwa zehn Million Menschen mit uns feierten, hörst Du vielleicht eine dreiviertel Stunde lang ununterbrochen: ´Dominik, noch ein Jahr!´ - dann ist das nicht einfach. Darüber hinaus haben bei den Feiern auch meine Mitspieler immer wieder versucht, mich auf ein weiteres Jahr einzuschwören, auch wenn ich zu diesem Thema nichts hören und sagen wollte. Aber als sich dann alles wieder beruhigt hatte und ich mich vielleicht eine Woche, zehn Tage danach mit meiner Frau in Ruhe zusammengesetzt habe, um über die Zukunft zu sprechen, da haben wir uns eindeutig für eine Rückkehr nach Tschechien entschieden. Wir kamen zu dem Entschluss, dass es Zeit sei, zu gehen und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen."

Der wohl markanteste Abschnitt seiner Karriere führte Hasek nach dem Wendejahr 1989 in die Vereinigten Staaten. In Europa ist er längst anerkannt, als er 1990 zu den Chicago Blackhawks in die NHL wechselt. Doch sein Ruf als "Dominator" wurde erst geboren, als er auch in Nordamerika zu Ruhm gelangte und zu einer großen Attraktion der Liga aufstieg. Den Weg dorthin musste er sich jedoch äußerst hart erarbeiten, in vielen kleinen Schritten. Auch mit seinem Familiennamen war es am Anfang etwas komplizierter. Am 29. Januar 1965 wurde er im ostböhmischen Pardubice als Dominik Kastánek geboren. Den Vornamen erhielt er von seiner Mutter nach einem damals sehr populären internationalen Hit. Der Zuname ging auf seinen leiblichen Vater zurück, der die Familie allerdings verließ, als Dominik zwei Jahre alt war. Den Namen, unter dem ihn heute die ganze Eishockeywelt kennt, erhielt er von Jan Hasek, dem Menschen, der ihn auf- und erzog und den er auch als seinen tatsächlichen Vater ansieht.

Von Klein auf zog es Dominik ins Tor, zum Unterschied zu seinem vier Jahre jüngeren Bruder Martin, der dem Fußball den Vorzug gab und heute bei Austria Wien seine Töppen schnürt. Mit sechs Jahren erhielt Dominik vom Vater die erste Torwartausrüstung (einen selbstgefertigten Armschoner, dazu gekaufte Beinschoner und einen Fanghandschuh) und begann seine Laufbahn bei Tesla Pardubice. Kaum dass er Sechzehn war, gab er sein erstes Fernsehinterview. "Ich will eines Tages in der ersten Liga spielen," sagte er damals schüchtern. Erstmals stand er 1981 in einem Freundschaftsspiel bei den Senioren zwischen den Pfosten. Im Dezember desselben Jahres folgte sein erster Punktspieleinsatz. Im Frühjahr 1983 - Hasek war gerade mal Achtzehn - fuhr er mit der tschechoslowakischen Nationalmannschaft bereits zur WM nach Deutschland.

In seiner Punktspielzeit in der damaligen Tschechoslowakei wurde Dominik Hasek fünfmal zum besten Torhüter gewählt, zweimal gelangte er in das All-Star-Team der Liga, 1987 und 1989 erkämpfte er mit Tesla Pardubice den Titel. An den Weltmeisterschaften nahm er insgesamt fünfmal teil. Dabei wurde er zweimal zum besten Keeper des Turniers gekürt und dreimal ins All-Star-Team der WM berufen. 1983 gewann er Silber, war an drei Bronzemedaillen (1987, 1989, 1990) beteiligt, aber auch an den Misserfolgen 1986 in Moskau und 1988 bei der Olympiade in Calgary. 1985 allerdings, als die Tschechoslowakei vor heimischen Publikum den WM-Titel holte, hatte ihn Erfolgscoach Ludek Bukac nicht in den Auswahlkader nominiert. Zu den Spielen ins 100 Kilometer entfernte Prag fuhr er mit dem Fahrrad, was ihm einige der kommunistischen Machthaber als Provokation auslegten.

Mit der Goldmedaille schmückte er sich erst 13 Jahre später beim Olympiasieg im "Jahrhundertturnier" von Nagano, wo er als einer der Hauptgaranten zum tschechischen Eishockey-Wunder beitrug. Die Verehrung für den Weltklassegoalie trieb danach in Tschechien ihre eigenen Blüten. "Hasek na hrad" (Hasek auf die Burg) grölte die Menge während der Siegesfeier bis in die Morgenstunden. Als Tschechiens Präsident Václav Havel ihm gleich beim triumphalen Empfang in der Heimat darüber berichtete und ihm "anbot", sein Amt - wie von Volkes Stimme gewünscht - zu übernehmen, grinsten beide in sich hinein. Trotz seiner riesigen Popularität, so Hasek später vor Journalisten, könne er sich eine politische Karriere nun überhaupt nicht vorstellen.


Zurück zu Haseks glorreicher Zeit in der North American Hockey League (NHL). Seinem schweren Beginn in Chicago, wo er zwei Jahre lang zwischen dem Farm- und dem NHL-Team hin und her pendelte, folgte dann der Durchbruch bei den Buffalo Sabres. In der Saison 1993/94 gewann Hasek erstmals die Vezina Trophy für den besten Keeper der Saison und kam zugleich als erster NHL-Torwart seit 1971 auf einen Durchschnitt von weniger als zwei Gegentoren pro Spiel. Die Vezina Trophy ging danach noch weitere fünf Mal in seinen Besitz über. 1997 und 1998 wurde der Dominator schließlich sogar zum wertvollsten Spieler der Saison und daher mit der Hart Trophy gekürt. Eine Auszeichnung, die vor ihm kein einziger Tormann erhalten hatte. Eine Saison später verhalf er Buffalo mit seinen Glanzparaden zum sensationellen Gewinn der Eastern Conference. Doch zum ganz großen Coup, dem Sieg des Stanley-Cup-Finales, reichte es noch nicht. Hier setzten sich die Dallas Stars mit 4:2 Siegen gegen seine Sabres durch.

Der große Wurf war Hasek also erst zum Ende seiner Karriere in Detroit vergönnt. Aber nicht nur aus diesem Grund blickt er besonders gern auf das erfolgreiche Jahr bei den Red Wings zurück:

"Wir waren eine ältere Mannschaft und vor der Saison in die Richtung kritisiert worden, dass solch ein altes Team schon nichts mehr gewinnen kann. Aber für mich war es einmal mehr ein Beispiel dafür, dass es nicht am Alter liegt, ob man erfolgreich ist oder nicht. Wichtiger ist die Einstellung, und in dieser Hinsicht wollten wir es allen nochmals zeigen. Egal ob ein Yzerman mit 37 oder ein Larionow mit 41 Jahren, alle stellten sie ihr Können voll in den Dienst der Mannschaft. Vom Beginn der Saison an hatten wir nur ein Ziel: den Gewinn des Stanley Cups. Und diesem Ziel wurde alles untergeordnet. Daran werde ich mich immer gern erinnern. Es war einfach wunderbar, in solch einem Team zu spielen."

Nun bleibt also auch den Zuschauern in Tschechien, Nordamerika und überall in der Eishockeywelt nur noch die lebendige Erinnerung an einen ganz Großen seines Metiers. Denn Hasek will die Torwartausrüstung vorerst auch nicht mehr zu Benefiz- oder Oldiespielen überstreifen, sondern sich nun erst einmal ganz seiner Familie und seinen Geschäften in Tschechien widmen. Doch man darf sicher sein, dass der Dominator dem Eishockey in der ein oder anderen Form noch lange erhalten bleiben wird.