Sportreport

Ahoi und herzlich willkommen zum Sportreport von Radio Prag. Am Mikrofon begrüßt Sie Lothar Martin. Es ist jedes Jahr um diese Zeit das gleiche Lied: "Wenn der Winter doch endlich schon vorbei wäre," stöhnen die einen, "endlich tolle Wintersportbedingungen", frohlocken die anderen. Und tatsächlich, mit Verspätung, aber dann mit Macht ist der nahezu ideale Winter doch noch eingekehrt in Mitteleuropa, mit viel Schnee, Sonne satt und wunderbar präparierten Pisten zum Skiabfahren bzw. Skilaufen. Aber halt nicht überall in Europa. So fehlten zum Beispiel im sonst so schneesicheren Norwegen gleich mehrere Zentimeter der weißen Pracht, weshalb die Austragung der diesjährigen Schlittenhunde-Weltmeisterschaft kurzfristig von Oslo in den süddeutschen Schwarzwald verlegt werden muss. Warum ich das erwähne? Ganz einfach, bei dieser WM landete eine junge Tschechin einen sensationellen Erfolg, über den wir in den nächsten Minuten berichten wollen. Also bleiben Sie dran!

Die beiden Schwarzwaldorte Bernau und Todtmoos, die über große Erfahrung mit der Ausrichtung von Schlittenhunderennen verfügen, sprangen also kurzerhand in die Bresche, als die WM-Organisatoren in Oslo die Segel streichen mussten. Und sie haben ihr Engagement nicht bereut. Im Gegenteil! Bei winterlichem Kaiserwetter kamen an den zurückliegenden zwei Wochenenden rund 40.000 Zuschauer zu den WM-Konkurrenzen an die hervorragend präparierten Loipen und waren begeistert von dem Sport, der ihnen dort geboten wurde. Deshalb konnte Ulrike Spiegelhalter, eines der emsigen Mitglieder des WM-Organisationskomitees, nach den gelungenen Veranstaltungen auch zufrieden konstatieren:

Wer verbirgt sich nun hinter der jungen, zierlichen Tschechin, die im Südschwarzwald für soviel Furore sorgte? Die 27-jährige Sona Klikarová stammt aus dem nordböhmischen Semily und arbeitet als Sekretärin beim Skiklub in Harrachov. In dem bekannten Riesengebirgsort trainiert sie auch, zumal sie dort ausgezeichnete Bedingungen für ihren Sport vorfindet:

"Hier sind vorzügliche Bedingungen. Auch wenn es dieses Jahr insgesamt weniger Schnee gab, so lässt sich sagen, dass ich durchgängig trainieren konnte. Zu Beginn der Saison zunächst auf Kunstschnee, aber stets auf hervorragend präparierten Strecken. Als Strecken nutzen wir die Loipen der Skilangläufer, wobei wir in der Regel erst am frühen Abend trainieren, wo diese Loipen schon nicht mehr so stark besetzt sind."

Ganz offensichtlich hat Sona Klikarová diese Saison aber besonders gut trainiert, denn trotz der übermächtigen Konkurrenz aus Skandinavien hatte sie sich schon WM-Chancen ausgerechnet, aber:

"Also ganz sicher haben wir einige Hoffnungen gehegt, aber mit solch einem Erfolg haben wir nicht gerechnet. Ich habe immerhin die gesamte norwegische und schwedische Elite geschlagen, was offenbar niemand erwartet hatte. Entsprechend groß war das Echo nach dem Rennen, es herrschte großes Interesse an meiner Person, sowohl unter den Zuschauern als auch bei den WM-Organisatoren."

Zufrieden mit der Strecke und mit einem sehr guten Gefühl im Bauch hatte Sona Klikarová schon während des Rennens gespürt, dass sich ihr Medaillentraum erfüllen könnte:

"Also auf der Strecke habe ich mir gesagt, dass ich unter die ersten Drei kommen sollte. Denn so wie das Rennen gelaufen ist, habe ich immer mehr daran geglaubt. Schrittweise habe ich mehrere Kontrahentinnen überholt und mich nach vorn gearbeitet, doch wie weit, das erfuhr ich erst im Ziel. Auf der Strecke waren nämlich keine Zwischenzeiten zu erfahren. Umso größer war meine Freude dann im Ziel, als ich wusste, den WM-Titel gewonnen zu haben."

Neben ihrem eigenen Fleiß und Behauptungswillen, den sich Sona Klikarová im oft auf sich allein gestellten Training erworben hat, zählt sie vor allem ihre Eltern zu ihren großen Stützen. Sie helfen ihr auch, den finanzielle Belastungen für ihre Sportart standzuhalten, denn außer ein, zwei Sponsoren, die ein Teil des Futters für ihre Huskys preisgünstig bereitstellen, müssen die Kosten in der Mehrzahl vom Sportler selbst bestritten werden. Vielleicht ändert sich das eines Tages, wenn die Schlittenhunderennen - wie beabsichtigt - ähnlich den Pferdesportarten im Sommer in das olympische Programm aufgenommen werden sollten. Doch bis dahin wird sicher noch einige Zeit vergehen, die auch Sona Klikarová weiter nutzen wird, um ihrer geliebten Sportart nachzugehen. Vielleicht treffen Sie sie dabei gerade beim Trainieren im Riesengebirge. In diesem Sinne verabschiede ich mich vom Mikrofon und verbleibe bis zum nächsten Mal - Ihr Lothar Martin.