Sportreport

Ahoi und herzlich willkommen zum Sportreport von Radio Prag. Am Mikrofon begrüßen Sie Dagmar Keberlová und Lothar Martin. Wie jedes Jahr um diese Zeit, wenn auf dem monatlichen Kalenderblatt der launische April wieder Einzug gehalten hat, so geht auch in diesen Tagen die nationale Meisterschaft in einer der beliebtesten Sportarten, wie sie der Tscheche schätzt, in seine alles entscheidende Phase. Die Rede ist vom schnellsten Mannschaftssport der Welt, dem Eishockey. An diesem Samstag beginnt die Finalserie im diesjährigen Play off, in der die Mannschaften von... - nein, an dieser Stelle wollen wir noch nicht verraten, welche Teams hierbei aufeinander treffen werden. Denn gerade erst sind die beiden spannenden Halbfinals zu Ende gegangen, über deren Ausgang wir in den nachfolgenden Minuten berichten wollen. Insbesondere aber über das zweite davon, denn es handelte sich um eine äußerst attraktive Paarung - das Prager Derby zwischen Titelverteidiger Sparta Prag und dessen ambitioniertem Herausforderer Slavia Prag. Wer von beiden in der Best-of-seven-Serie das bessere Ende für sich hatte, das verraten wir Ihnen gleich.

Bereits im vergangenen Jahr haben sich Sparta und Slavia Prag im Halbfinale gegenüber gestanden. Die routiniertere Mannschaft des fünffachen Meisters Sparta Prag setzte sich seinerzeit mit 3:0 nach Siegen durch. "Wir hatten damals sehr große Augen," sagte Viktor Ujcík, der Auswahlstürmer, der vor Jahresfrist für Slavia spielte, diesmal aber im Sparta-Trikot auflief. Auf der anderen Seite standen mit Radek Duda, Frantisek Kucera und Michal Sup drei ehemalige Sparta-Cracks in den Reihen der Schützlinge von Vladimír Ruzicka, dem hierzulande sehr anerkannten Slavia-Trainer. Wir haben Sparta einiges heimzuzahlen und wir wissen nun aus Erfahrung, dass man im Play off mit schönem Spiel allein nichts gewinnen kann. Deshalb werden wir sehr ergebnisorientiert agieren," kündigte Ruzicka vor der Auseinandersetzung an, die von der lokalen Presse zur "Schlacht um Prag" hochstilisiert wurde.

Im ersten Vergleich aber zeigte zunächst Sparta, dass man noch nicht gewillt ist, den Thron kampflos abzutreten. 2:0 gewannen die Spieler um Kapitän Jaroslav Nedved zum Auftakt der Serie, in der vier Siege für das Weiterkommen erforderlich waren. Slavia zog jedoch recht schnell die Lehren aus dem Auftaktmatch, forcierte in Spiel zwei Einsatz und Engagement und konnte den Meister nun seinerseits mit 2:0 besiegen. Nach Siegen stand es also 1:1 nach den beiden Begegnungen im Eisstadion Eden, der Heimstätte des HC Slavia. Die nächsten zwei Partien wurden bei Sparta in der großen, 14.000 Zuschauer fassenden T-Mobile Arena ausgetragen. Es sollten die beiden vorentscheidenden Duelle der Serie werden - wie sie endeten, das erfahren Sie gleich.

Wie ausgeglichen und dramatisch die Serie zwischen den beiden Lokalrivalen verlief, verdeutlichen am besten die beiden Vergleiche in der T-Mobile Arena, die mit über 11.000 bzw. über 10.000 Zuschauern auch gut besucht waren. In der sozusagen dritten Partie wechselte die Führung zweimal, nach der regulären Spielzeit von 60 Minuten und der zehnminütigen Verlängerung stand jedoch ein 2:2 zu Buche, so dass das Penaltyschießen über den Gewinner des Spiels entscheiden musste. Slavia hatte hierbei mit 3:2 Toren einen Treffer mehr gelandet und führte in der Serie nun 2:1. Und auch in Begegnung vier lag Slavia schon mit 2:1 vorn, ehe es in der 52. Minute - also acht Minuten vor dem normalen Spielende - zu dieser Situation kam:

Aber auch Reporter können sich irren, denn im Eishockey sind acht Minuten mithin noch eine Menge Holz. Und so war es dann auch: Der Sparta-Stürmer Ondrej Kratena schoss in der 55. Minute das 2:3 und drei Minuten später sogar noch den Ausgleich, was Lothar u.a. zu diesem Kommentar bewegte:

Ja, wenn eine Mannschaft nichts mehr zu verlieren hat, spielt sie manchmal auf einmal ganz entfesselt auf und schafft noch Dinge, an die keiner mehr so recht glaubte. Das war auch bei Sparta Prag der Fall, doch zu mehr als dem 3:3 reichte es nicht, so dass wir wieder vor dieser Situation standen:

Wieder traten je fünf Spieler an, um einen so genannten Penalty zu verwandeln, doch im Sparta-Tor stand diesmal nicht der etatmäßige Keeper Petr Bríza, sondern sein Ersatzmann Petr Prikryl. Zwei Sparta-Akteure und ein Slavia-Angreifer hatten bereits vergeben, ehe der Penalty Nr. 4 ausgeführt wurde:

Nachdem je vier Spieler beider Teams angetreten waren, hatte das 1:0 für Slavia immer noch Bestand, also musste der letzte Sparta-Crack unbedingt ins Tor treffen:

Slavia-Goalie Roman Málek war nach der Begegnung überglücklich, denn er hatte trotz zweier Fehler, die dem Gegner noch den 3:3-Ausgleich ermöglichten, seinem Team zum Sieg verholfen. Entsprechend gelöst sprach er in unser Mikrofon: "Mich haben die beiden Tore, die ich noch bekommen habe, überhaupt nicht aus der Fassung gebracht. Ich habe daran geglaubt, dass wir das Spiel heute gewinnen werden, denn der psychische Vorteil lag auf unserer Seite, auch wenn wir unsere Führung kurz vor Ende der Partie noch eingebüßt haben."

Was ein Gegner, der nichts mehr zu verlieren hat, alles noch bewegen kann, das musste Slavia in Spiel fünf erfahren, das Sparta auswärts mit 2:1 gewann. Also musste das Heimrecht noch einmal gewechselt werden, was der Titelverteidiger allerdings erneut nicht nutzen konnte:

Jawohl, der Finalkontrahent von Slavia Prag ist die Mannschaft aus Pardubice, die sich im zweiten Halbfinale ebenfalls mit 4:2 Siegen gegen das Team aus Trinec durchsetzte. Die Elbestädter, die am Samstag und Sonntag zunächst zweimal Heimvorteil haben, sind leicht favorisiert. Doch die Slavia-Spieler, zum aller ersten Male in einem Finale überhaupt, rechnen sich dennoch gute Chancen aus. Zumal sie die "Schlacht um Prag" gewonnen haben.

Wie das Finale ausgeht, darüber berichten wir zum gegebenen Zeitpunkt. Im heutigen Sportreport aber ist alles gesagt, ich danke für Ihre Aufmerksamkeit, vom Mikrofon verabschieden sich - Dagmar Keberlová und Lothar Martin.