Stellungnahme eines tschechischen Wissenschaftlers zum Klonen des menschlichen Embryos
Nach der neuesten Entscheidung der britischen Regierung, dass menschliche Embryonen zu wissenschaftlichen Zwecken geklont werden dürfen, eröffnen sich einerseits neue Möglichkeiten in der Medizin, dank derer bisher unheilbare Krankheiten geheilt werden und Organe zur Transplantation hergestellt werden könnten. Andererseits wirft das Klonen bisher ungelöste ethische Fragen auf, vor allem die, inwieweit die Wissenschaft in das menschliche Leben eingreifen darf. Wie die tschechischen Wissenschaftler zu diesem Problem stehen, untersuchte Daniela Králová.
Im Klonen des menschlichen Embryos zu therapeutischen Zwecken sehen einige Wissenschaftler in Tschechien eine neue Hoffnung, obwohl sie wissen, dass es noch lange dauert, bis die Ergebnisse tatsächlich die erhoffte Wirkung bringen. Wie Tschechien zum Thema Klonen steht, fragte ich Jaroslav Petr vom Forschungsinstitut für Tierproduktion in Prag:
"Die Tschechische Republik unterschrieb eine Konvention, die der Europarat annahm. Dort ist es ganz eindeutig festgelegt, dass weder Wissenschaftler noch Ärzte einen Menschen klonen dürfen. Die Frage beim therapeutischen Klonen ist die, ob wir den menschlichen Embryo, den wir im ersten Schritt des Heilprozesses brauchen, für ein Individuum mit seinen Rechten halten oder ob wir damit so umgehen, wie es beispielsweise beim Schwangerschaftsabbruch der Fall ist. Ein Schwangerschaftsabbruch ist bei uns erlaubt, und deshalb erfreut sich das Embryo keiner besonderen Stellung und dementsprechend können wir auch damit umgehen."
Einen Missbrauch, dass beispielsweise Menschen - Doppelgänger geklont werden können, befürchtet Jaroslav Petr nicht, denn für solche Wesen wird ihm zufolge nie eine Nachfrage entstehen. Wie ist also seine persönliche Stellung zum Thema Klonen?
"Meine persönliche Meinung ist die, dass sich das Klonen zu medizinischen Zwecken wahrscheinlich durchsetzt und verwendet wird, falls keine unvorhersehbaren Schwierigkeiten auftauchen. Ich glaube aber, dass diese eher technischer als ethischer Natur sein könnten."
Die Forschung im Bereich des Klonens hat in der Tschechischen Republik bereits eine Tradition, deren Anfänge bis in die siebziger Jahre reichen. Was damals untersucht wurde und welche Stellung die tschechische Wissenschaft heute annimmt, fragte ich nochmals Jaroslav Petr:
"Diese Forschung wurde an unserem Institut durchgeführt und hier wurden Embryonen von Kühen geklont. Anfangs verwendete man eine etwas andere Methode, nämlich die Teilung der Embryonen, und das gelang und wurde mehrere Male erfolgreich durchgeführt. Dann versuchte man das Klonen auch mit der neuen Methode, aufgrund der zum Beispiel das Schaf Dolly zur Welt kam, dort waren wir aber bei weitem nicht so erfolgreich. Aber es steht fest, dass die tschechische Wissenschaft auf diesem Gebiet eine sehr gute Stellung einnimmt."