Klonen ist kein Allheilmittel

Geklonte Stammzellen aus menschlichen Embryonen (Foto: CTK)

Vorige Woche haben es Leitartikler in die Welt posaunt: ein koreanisch-amerikanisches Wissenschaftlerteam habe voll funktionsfähige Stammzellen aus menschlichen Embryonen hergestellt. Der spektakulär präsentierte Erfolg wurde erneut zum großen Thema, über das sich weltweit zahlreiche Mediziner, Bio-Ethiker, Grundlagenforscher und nicht zuletzt auch Politiker zanken. Jitka Mladkova hat sich in tschechischen Fachkreisen erkundigt, was hierzulande in diesem Bereich vor sich geht:

Geklonte Stammzellen aus menschlichen Embryonen  (Foto: CTK)
Obwohl es vorige Woche schien, dass mit der Herstellung der angeblich ersten geklonten Stammzellen erst jetzt die wahre wissenschaftlich - gentechnische Revolution begonnen hat, schlug die erwähnte Nachricht keine großen Wellen in der tschechischen Fachwelt. Diese Tatsache lässt aber keineswegs darauf schließen, dass die tschechische Genforschung abseits des Weltgeschehens steht. Im Gegenteil! Da tut sich was, jedoch ohne großes Aufsehen der Medien zu erregen. Hier eine Einschätzung von Dr. Josef Fulka vom Forschungsinstitut für Tierproduktion in Prag Uhrineves, der sich selbst seit Jahren als Mitglied eines internationalen Teams mit dem Klonen von Tieren beschäftigt:

"Die tschechische Wissenschaft ist nicht schlecht dran, wenn man bedenkt, dass wir ein kleines Land sind. Als Beispiel kann ich unsere Teilnahme an der Schaffung des ersten Schaf-Mufflon-Klons vor etwa drei Jahren nennen. Vor kurzem gelang es im Labor von Frau Prof. Sykova auch, embryonale menschliche Stammzellen heranzuzüchten."

Was Dr. Fulka, wohl stellvertretend für viele andere Wissenschaftler, in diesem Zusammenhang bemängelt, ist die Tatsache, dass es bisweilen in Tschechien keine entsprechenden Gesetze bzw. Vorschriften gibt, die den Handlungsspielraum in dem Bereich der Genforschung definieren. In der Einschätzung des therapeutischen und des reproduktiven Klonens sind sich wohl alle Forscher einig: während das letztere abgelehnt wird, so der allgemeine Tenor, erschließe das erstere viele Möglichkeiten, geschädigtes bzw. abgestorbenes Körpergewebe jeder Art zu ersetzen. Dozent Milan Macek vom Prager Institut für Biologie und Genmedizin sieht aber auch darin nicht das einzige Heilmittel der Zukunft:

"Die Gentherapie kann natürlich nie ein erlösendes Allheilmittel sein. Sie wird aber als Bestandteil der komplexen Behandlung eines Patienten gelten, bei der nach wie vor die klassische Pharmakotherapie zur Anwendung kommt, und auch die heutige Chirurgie stirbt nicht aus. Aber dort, wo es möglich sein wird, werden wir selbstverständlich auch die moderne Gentherapie anwenden."

Die Gentherapie soll nach Macek´s Aufassung nie in den Dienst einer gewollten Verbesserung des Menschengeschlechts gestellt werden. Dadurch würde man das einschränken, was uns Menschen stark macht, nämlich die Variabilität, sagt Macek:

"Aus diesem Blickwinkel sollte man immer die Bestrebungen der Erbgesundheitsforschung betrachten und nicht vergessen: Je größer die Variabilität der Menschen, desto besser."