Streik an der Universität Olomouc

Manifestation à l'université Palacky à Olomouc, photo: CTK

An der Philosophischen Fakultät der Palacky-Unversität in Olomouc/Olmütz wurde am Montag gestreikt. Es handelt sich um den ersten Fall seit 1989, dass Hochschullehrer und Studenten ihre Stimme erhoben und gegen ihre schwierige Lage so lautstark protestierten. Nach den Motiven dafür und nach den größten Problemen des tschechischen Hochschulwesens hat Markéta Maurová die Leiterin des Germanistik-Instituts, Frau Prof. Ingeborg Fialova, gefragt.

Olomouc,  Foto: CTK
"Also die Hochschulen in der Tschechischen Republik sind seit gut sechs, sieben, acht Jahren unterfinanziert. Die Hochschulen haben nach 1989 viel mehr Studenten aufgenommen, jedes Jahr sukzessiv immer mehr. Es sind natürlich auch viel mehr Lehrer in das Schulwesen, in das Hochschulwesen gekommen, es wurden vor allem in den humanistischen Bereichen viele neue Studienrichtungen gegründet. Dies alles erfordert natürlich mehr Geld, doch das wurde in das Hochschulwesen nicht finanziert. Dies äußert sich verschiedenartig im täglichen Leben: etwa darin, wie die Unterrichtsräume aussehen, wie sie ausgestattet sind...

Der problematischste Bereich aber, in dem sich das äußert, ist der Nachwuchs. Man bekommt den Nachwuchs nur dann an die Hochschulen, wenn man auch zahlen kann - was wir nicht können. Wir haben viele Studenten, die sehr gut sind, die im Doktoratsstudium studieren, und dann, wenn sie Assistenten werden sollten, weil sie die beste Ausbildung genossen haben, können sie das nicht tun, weil sie nicht bezahlt werden. Als Assistent kriegt man 9.000, 10.000 Kronen (etwa 300 Euro) Monatsgehalt, davon kann man keine Wohnung mieten, keine Familie unterhalten usw."

Wie sah die Protestaktion konkret aus? In Olomouc fanden gerade die Aufnahmeprüfungen statt. Haben Sie mit Absicht diesen Termin gewählt?

"Ja sicherlich, der Streik wurde schon lange vorher vorbereitet. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass der einzige Tag oder die einzige Woche, wo das Hochschulwesen überhaupt irgendwie beachtet wird, auch von der Öffentlichkeit, eben die Aufnahmeprüfungen sind. Also haben wir mit Absicht dieses Datum gewählt.

Die Art des Streiks war dann sehr friedlich. Es wurde die Arbeit nicht in dem Sinne unterbrochen, dass wir die Aufnahmeprüfungen boykottiert hätten. Das auf keinen Fall, wir haben sie durchgeführt. Das einzige, was war: wir haben die Arbeit für eine Stunde niedergelegt, und die Korrekturen der schriftlichen Prüfungen haben dann halt eine Stunde länger, bis in die Abendstunden gedauert."

Und sind Sie mit den Ergebnissen Ihrer Protestaktion zufrieden?

"Na ja, von Ergebnissen kann man noch nicht großartig sprechen. Es war eine kollegial nette Atmosphäre bei dem Treffen vor der Uni, das war schön. Wir waren froh, dass die Rektorin dabei war. Auch die Schulministerin war dabei. Sie hat versprochen, bei den Verhandlungen um das staatliche Budget alles Erdenkliche und Mögliche zu tun, damit die Hochschulen die versprochenen 5 Milliarden Kronen bekommen. Ob das tatsächlich passiert, ob jetzt tatsächlich Geld hineingepumpt wird in die Unis, das müssen wir abwarten."

Soweit Prof. Ingeborg Fialova, Leiterin des Instituts für Germanistik an der Philosophischen Fakultät der Palacky-Universität in Olomouc.