OECD-Bildungsstudie: Tschechien hat nur halb so viele Hochschulabsolventen wie andere Länder

Nach der neuen OECD-Bildungsstudie haben nur zwölf Prozent der Tschechen einen Hochschulabschluss. Das ist etwa halb soviel wie im OECD-Durchschnitt. Nach den Gründen für dieses Ergebnis hat Radio Prag Petr Mateju gefragt, den neuen stellvertretenden Bildungsminister für Wissenschaft und Hochschulen. Silja Schultheis hat mit ihm gesprochen.

"Die Tschechische Republik schneidet in den OECD-Bildungsberichten gewöhnlich relativ schlecht ab, wenn es um die Zahl der Hochschüler und demzufolge auch der Absolventen geht. Der Hauptgrund dafür ist ganz offensichtlich der, dass die Hochschulen gegenwärtig nur beschränkte öffentliche Mittel haben. Jedes Jahr melden sich bei uns doppelt so viele Studenten an den Unis an wie dann tatsächlich aufgenommen werden."

Mich hat in diesem Zusammenhang die Tatsache überrascht, dass es trotzdem relativ viele Studienabbrecher gibt. Ich dachte immer, dass wäre eine deutsche "Spezialität". Wie kann man sich erklären, dass jemand, der sich bei der Aufnahmeprüfung an die Uni mühsam gegen harte Konkurrenz durchgesetzt hat, dann sein Studium abbricht?

"Ich habe dazu vor zwei Jahren eine Studie durchgeführt. Und daraus geht hervor, dass viele Studenten eben wegen des Konkurrenzdrucks sich letztlich für ein Fach entscheiden, das sie ursprünglich gar nicht studieren wollten. Einfach, weil sie dort mehr Chancen auf einen Studienplatz hatten. Und dann warten sie auf eine Möglichkeit, die Hochschule zu wechseln oder sie brechen das Studium eben ab."

Welche Schlüsse ziehen Sie aus der neuen OECD-Studie für Ihre Arbeit im Schulministerium? Sie kritisieren ja seit Jahren die tschechische Hochschulpolitik und haben nun durch den Regierungswechsel die Chance, selbst darauf Einfluss zu nehmen...

"Ich möchte die Finanzierung des Hochschulwesens grundsätzlich ändern und eine öffentliche Diskussion darüber anregen, welche privaten Quellen man dafür nutzen kann. Und dann möchte ich in jedem Fall gewährleisten, dass sozial schwache Schichten einen stärkeren Zugang zum Studium haben und die Universitäten ihnen die neu eingeführten Stipendien für sozial Schwache auch tatsächlich auszahlen können. Das ist im Haushalt für das nächste Jahr aber nicht vorgesehen. Damit müssen wir uns sofort beschäftigen."