Pisa - II - Studie veröffentlicht
Pisa, Pisa, Pisa - die mittlerweile zum Begriff gewordene Bezeichnung für die internationale OECD-Schulstudie ist derzeit in aller Munde, zumindest in den Schulfachkreisen und den Medien. Seit dem Jahr 2000 wurde nun das zweite Mal die Leistungsfähigkeit des Schulwesens weltweit auf den Prüfstand gestellt. Die Ergebnisse von Pisa II wurden dieser Tage veröffentlicht. Die Reaktionen darauf reichen vom Optimismus bis zur Betroffenheit. Über das Abschneiden der Tschechischen Republik haben am Dienstag die Schulministerin Petra Buzkova und andere Sachkundige vor Journalisten berichtet. Jitka Mladkova war dabei:
In der jüngsten Pisa-Studie wurden die Leistungen von insgesamt 250 000 fünfzehn- bis sechzehnjährigen Schülern und Schülerinnen aus 41 Ländern in drei Bereichen getestet: Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen. Bei den erstgenannten zwei Disziplinen konnten die Tschechen Platz 13 bzw. Platz 9 belegen und somit das Ergebnis aus der ersten Pisa-Studie verbessern. Ein Grund zum gedämpften Optimismus, zumindest für die Schulministerin Petra Buzkova:
"Das hört sich natürlich gut an, denn dieses Ergebnis gilt als eine gute Visitenkarte für Tschechien und tschechische Lehrer."Im Bereich Lesen bzw. Leseverständnis hingegen rangiert Tschechien im unteren Mittelfeld der Pisa-Tabelle. Petra Buzkova hatte hierzu noch kein Rezept für eine Besserung parat:
"Das Ergebnis im Leseverständnis ist tatsächlich das schlechteste von allen drei getesteten Disziplinen. Seit dem Jahr 2000 ist es hierbei zu keiner Verbesserung gekommen und unser Schulministerium muss sich nun sehr ausführlich mit dem Pisa-Bericht befassen, um herauszufinden, worauf wir uns vorrangig konzentrieren müssen."
Petr Mateju vom Institut für soziale und ökonomische Analysen sieht die Schwäche tschechischer Schüler, Texte gut lesen, verstehen und interpretieren zu können, als ein Problem der gesamten tschechischen Gesellschaft. Aufgrund eigener Forschungsarbeit bringt er das Phänomen der Leseschwäche auf eine lapidar formulierte Formel: Ist das Lesen für die Eltern ein Problem, dann wundert´s nicht, wenn sich das auch auf die Kinder überträgt. Mateju hat dafür auch eine Erklärung: In der Zeit des Kommunismus habe man es den Leuten nicht beigebracht beim Lesen den Inhalt zu verstehen und diesem eine substantielle Information zu entnehmen. Dies trifft natürlich zum Teil auch die Lehrer, denn auch sie selbst, namentlich die älteren Jahrgänge, haben ihre Ausbildung in den alten Zeiten absolviert. Darauf von Radio Prag angesprochen, sagte Schulministerin Buzkova:
"Das ist selbstverständlich die Frage eines Entwicklungsprozesses. Es geht um Trends, bei denen keine Wende von einem Jahr zum anderen möglich ist."Es ist eine Frage der Zeit, dürfte wohl die Ministerin gemeint haben. Die Macher der internationalen Pisa-Studie haben bereits weitere Untersuchungen der Bildungssysteme in den Jahren 2006 und 2009 angekündigt. Ob sich schon beim nächsten Mal wenigstens ein Anzeichen der Bewältigung der besprochenen Leistungslücke in Tschechien nachweisen lässt, bleibt abzuwarten. Dies wird schon die Aufgabe der gerade begonnenen Schulreform sein.