Sudetendeutsche im Riesengebirge heute

Probleme zwischen den Tschechen und Sudetendeutschen gibt es heute nicht mehr, sagte Radio Prag ein deutscher Altansiedler aus dem Riesengebirge. Mit dem Jahre 1989 hätte sich alles geändert und dennoch wird viel Falsches erzählt. Hören Sie nun eine Meinung, diesmal nicht die eines Politikers, sondern eines damals direkt Betroffenen zu diesem Thema. Mit Herbert Berger hat sich Dagmar Keberlova unterhalten.

Herbert Berger ist ein Altansiedler aus Pec pod Snezkou im ostböhmischen Riesengebirge. Sein Leben lang hat er dort verbracht, nach 1945 wurde er nicht abgeschoben und wollte dann später aussiedeln. Sieben mal hatte er den Antrag gestellt, der ihm immer wieder abgelehnt wurde. Als ihm endlich die Aussiedlung bewilligt wurde, sagte er so was wie "jetzt könnt ihr mich alle gern haben", denn da hatte er schon Familie und Wurzeln geschlagen. In der kommunistischen Zeit hat er viel gelitten, die meisten um ihn herum, waren Deutschenhasser und nur die Wenigsten haben geholfen. Auch heute verfolgt Herr Berger alles und hat seine Meinung hierzu. Wie er die Spannungen zwischen Tschechien und Österreich sieht? "Was da jetzt zwischen Österreich und Tschechien und unserm Ministerpräsidenten vorgeht, ist unangenehm, aber man kann nichts machen. In vielen Fällen hat auch der Ministerpräsident Zeman recht." Aber wie sieht er die Aussage Zemans, Sudetendeutsche waren die fünfte Kolonne Hitlers? "Er hat auch viel Blödsinn gesagt, er oft hat er auch Recht gehabt." Mit dem Jahre 1989 ist für Herbert Berger alles abgeschlossen: "Ich denke, heute gibt es keine Probleme mehr zwischen Tschechen und Deutschen. Hier im Gebirge und dort, wo Touristen hinkommen, dort gibnt es überhaupt keine Menschen mehr, die ein schlechtes Wort gegen die Deutsche sagen würden. Vielleicht in Dörfern, wo die Leute keine Ahnung haben, da kann es jemand geben, der gegen Deutsche ist." Ein bewegendes Menschenschicksal, das zum Nachdenken anregt. Und da muss man sich die Frage stellen, ob die große Politik nicht etwas weiter leben lässt, was man längst hätte bewältigen können. Ob es nicht besser wäre, lieber positiv in die Zukunft zu blicken. Das ganze Interview mit Herbert Berger können Sie am Samstag im Regionaljournal hören.