Täglicher Nachrichtenüberblick

Senatschef Štěch: Politiker haben in „Michalák-Affäre“ genug getan

Im Sorgerechtsstreit um zwei tschechische Jungen zwischen deren Mutter und dem norwegischen Amt für Kinderschutz (Barnevernet) könnten sich die tschechischen Politiker schon nicht mehr stärker einbringen als sie es bisher getan hätten. Das sagte Senatschef Milan Štěch am Freitag nach seinen Gesprächen mit der norwegischen Botschafterin in Prag, Siri Ellen Sletner. Es gäbe inzwischen einen großen Druck auf das Amt und die Gerichte, dass sie in dieser Angelegenheit verantwortungsvoll und ohne Zwiespalt entscheiden werden, so Štěch.

Wegen Verdacht auf Kindesmissbrauch wurden die Söhne Denis und David Michalák den in Norwegen lebenden Eltern vor vier Jahren weggenommen und in Pflegefamilien untergebracht. Der Missbrauchsverdacht bestätigte sich nicht, dennoch durften die Kinder nicht zu ihren leiblichen Eltern zurück. Die vom Ehemann geschiedene Mutter, Eva Michaláková, darf ihre Kinder nur zweimal im Jahr sehen.

Der Tschechische Helsinki-Ausschuss (ČHV) hat mittlerweile erklärt, wegen des Vorgehens des norwegischen Barnevernet, die Jungen in Pflegefamilien zu stecken, Beschwerde bei internationalen Kinderschutz-Organisationen einzureichen. Wie der tschechische Europa-Abgeordnete Tomáš Zdechovský informierte, werde sich der Auswärtige Ausschuss des norwegischen Parlaments schon nächste Woche mit dieser Angelegenheit befassen. Weil Norwegen nicht in der EU ist, fehlen ansonsten die Rechtsmittel.

Studie: Bei Aufhebung der Limits wird ab 2021 wieder ausgiebig Braunkohle gefördert

Der Minister für Industrie und Handel, Jan Mládek, hat am Freitag die neueste Studie zum Abbau der Braunkohle in Tschechien präsentiert. Sein Ministerium habe dazu insgesamt vier Varianten ausgearbeitet, wie man zukünftig mit den 1991 beschlossenen Förderlimits verfahren könnte. Die Varianten reichen von der Einhaltung der Limits bis hin zu deren völligen Abschaffung. Die zwei Möglichkeiten dazwischen beinhalten eine teilweise Aufhebung der Förderobergrenzen, die Tagebaue in Nordböhmen betreffen. Sollte die Entscheidung für die komplette Aufhebung der Limits fallen, dann könnte man nach entsprechender Vorbereitung ab dem Jahr 2021 wieder ausgiebig Braunkohle fördern, sagte Mládek.

Nach dem Beschluss von 1991 sollte die Förderung der fossilen Brennstoffe bis 2022 auslaufen. Seit mehr als zehn Jahren wollen verschiedene Tagebaubetreiber aber durchsetzen, dass die Förderobergrenzen aufgehoben und weitere Gebiete erschlossen werden. Mládek selbst rechnet nicht damit, dass die Limits beibehalten werden.

Aktivisten-Demo für Sozialzentrum und Legitimierung des Squattings

Über 500 Menschen haben sich am Samstag in Prag vor dem Gebäude der ehemaligen Lungenklinik im Stadtteil Žižkov versammelt, um für eine alternative Nutzung der verwohnten Liegenschaft zu demonstrieren. Die Kundgebung und ein anschließender Marsch zu einem zentralen Platz des Stadtteils verliefen friedlich und ohne Vorkommnisse.

Das Gebäude, in dem lange Drogensüchtige und Obdachlose hausten, haben Aktivisten der Bürgerinitiative Klinik im Dezember wiederholt besetzt. Zunächst säuberten sie die Räumlichkeiten und kämpften dafür, dort ein kommunales Zentrum mit Garten, Bücherei, Kantine und weiteren Nutzungsmöglichkeiten einrichten zu können. Die Verhandlungen mit dem Magistrat der Stadt scheiterten jedoch, so dass sie von der Polizei aus dem Haus verwiesen wurden. Eine Gruppe von zirka 30 Squattern hat die ehemalige Klinik danach willkürlich ein zweites Mal besetzt, was dem Anliegen der Initiative nur schadete. Die Squatter wurden ebenfalls von der Polizei aus dem Haus entfernt.

Auf der Kundgebung am Samstag erklärte der Sprecher der Initiative Klinik, Arnošt Novák, dass die Verhandlungen mit dem neuen Prager Stadtrat zur Schaffung des Autonomen Sozialzentrums erfolgversprechend laufen. Deshalb müsse die Kundgebung auch friedlich bleiben. Anderseits habe man sich heute zusammengefunden, um das Squatting zu entkriminalisieren. In gewissen Fällen sei dies durchaus legitim, erklärte der Sprecher.

Der Prager Vize-Oberbürgermeister Matěj Stropnický hat dem Magistrat der Stadt bereits vorgeschlagen, das Gebäude vom Staat zu mieten und es den Aktivisten zur Nutzung zu überlassen. Der Stadtrat wird am Dienstag darüber verhandeln.

Schauprozess-Staatsanwältin Brožová-Polednová mit 93 Jahren verstorben

Im Alter von 93 Jahren ist die ehemalige Staatsanwältin Ludmila Brožová-Polednová verstorben. Brožová-Polednová ist in Tschechien berühmt-berüchtigt bekannt gewesen durch ihre Beteiligung an einem der bekanntesten Justizmorde in der kommunistischen Ära der Tschechoslowakei: In den 1950er Jahren wurde die Oppositionspolitikerin Milada Horáková in einem Schauprozess zum Tode verurteilt. Neben diesem Prozess sorgte Brožová-Polednová noch in weiteren Justizverfahren dafür, dass sich das kommunistische Regime mittels willkürlicher Rechtsprechung mehrerer seiner Kritiker entledigen konnte. Für dieses Unrecht ist Brožová-Polednová im September 2008 zu einer sechsjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Auf der Grundlage zweier Amnestien aus den Jahren 1953 und 1990 sowie einer Begnadigung durch Ex-Präsident Václav Klaus verbrachte sie indes nur rund 21 Monate im Gefängnis.

Tennis: Kvitová und Záhlavová-Strýcová in Melbourne ausgeschieden

Beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres, den Australien Open, ist Tschechien in den Einzelkonkurrenzen nur noch bei den Herren durch Tennisspieler Tomáš Berdych vertreten. Im Damen-Einzel sind dagegen alle tschechischen Spielerinnen ausgeschieden. Am Samstag verlor die an Nummer vier gesetzte Petra Kvitová in Melbourne ihr Achtelfinalduell gegen die junge Amerikanerin Madison Keys in zwei Sätzen mit 4:6 und 5:7. Im gesamten Spiel fand die zweifache Wimbledonsiegerin kein Rezept gegen die 19-jährige Aufsteigerin aus Boca Raton. Zuvor war bereits Barbora Záhlavová-Strýcová gescheitert. Die 28-jährige Tschechin unterlag in der dritten Runde nach großem Kampf der früheren Weltranglisten-Ersten Victoria Azarenka aus Weißrussland mit 4:6 und 4:6.

Skispringen: Tscheche Koudelka Dritter beim Weltcup in Sapporo

Skispringer Roman Koudelka hat am Samstag beim Weltcupspringen von der Großschanze in Sapporo den dritten Platz belegt. Mit der Weite von 130,5 Meter schob er sich im zweiten Durchgang von Rang fünf noch auf den Podiumsplatz vor. Besser als der 25-jährige Tscheche waren nur Tagessieger Peter Prevc (Slowenien) und der Österreicher Stefan Kraft, die jeweils 131 Meter sprangen. In der Weltcup-Gesamtwertung liegt Koudelka weiter auf Rang fünf, zu dem vor ihm platzierten Deutschen Severin Freund hat er 37 Punkte Rückstand. Weltcup-Führender ist der Gewinner der diesjährigen Vierschanzentournee Stefan Kraft.

Ski Alpin: Ondřej Bank nach sieben Jahren erneut Dritter im Weltcup

Ondřej Bank is back! Der 34-jährige alpine Skiläufer aus Tschechien schaffte nach mehr als sieben Jahren erstmals wieder den Sprung auf das Siegerpodest. Beim Weltcuprennen in der Superkombination am Freitag in Kitzbühel belegte er hinter dem Franzosen Alexis Pinturault und dem Österreicher Marcel Hirscher den dritten Platz. Das vordem letzte Mal auf dem Treppchen stand Bank am 29. November 2007 in Beaver Creek. Dort wurde er ebenfalls Dritter in der Superkombination. Der von schweren Verletzungen und rätselhaften Erkrankungen gebeutelte Bank durchlebt momentan seine wohl bisher beste Saison. Vor einer Woche landete er in Wengen sowohl in der Abfahrt als auch in der Kombination auf dem für ihn sehr guten achten Platz. Beim legendären Hahnenkammrennen auf der Streif belegte Bank am Samstag den 19. Platz.

Snowboard-WM: Ledecká wird Fünfte im Parallel-Riesenslalom

Snowboarderin Ester Ledecká hat bei den Freestyle Ski and Snowboard World Championships im österreichischen Lachtal eine zweite Medaille verpasst. Einen Tag nach ihrem WM-Titel im Parallel-Slalom kam sie am Freitag im Parallel-Riesenslalom nicht über den fünften Platz hinaus. Nach einem Fahrfehler schied sie bereits im Viertelfinale aus. Sie sei keine Maschine, die immer reibungslos funktioniere, sagte die 19-jährige Tschechin nach ihrem Missgeschick. Mit Platz fünf sei sie dennoch zufrieden, zumal die Konkurrenz sehr stark und ausgeglichen war, so Ledecká. Den Titel holte sich die bereits 41-jährige Österreicherin Claudia Riegler.

Das Wetter am Sonntag: bedeckt, mehrfach Schneefall, bis 3 Grad

Am Sonntag ist es in Tschechien überwiegend bedeckt. In Mähren und Mährisch-Schlesien wird es immer wieder schneien, im östlichen Teil sind die Schneefälle stärker. In Böhmen nur örtlich Schneefall, im Tagesverlauf reißt hier die Wolkendecke von Westen her auf und es kommt nur noch gelegentlich zu Schneeschauern. Die Tageshöchsttemperaturen liegen bei -1 bis +3 Grad Celsius. In Lagen über 1000 Meter erreichen die Tageshöchstwerte lediglich -4 Grad Celsius. Auf der Böhmisch-Mährischen Höhe und in Südmähren weht ein zum Teil starker Wind.