Tomáš Němec – aufgehender Stern der tschechischen Malerszene
Mucha, Kupka, Čapek – alles bekannte tschechische Maler. Nun zeigt eine neue Ausstellung in der Prager „Chemistry Gallery“ einen talentierten und jungen tschechischen Maler: Tomáš Němec. Mehr zum Maler und seinen Bildern hören Sie nun in einer neuen Ausgabe unserer Sendereihe Kultursalon.
„Tomáš ist einer der besten und am meisten geschätzten jungen tschechischen Maler. Er hat die Prager Akademie der bildenden Künste absolviert. Er ist noch sehr jung, erst 26 Jahre alt, aber auch die älteren tschechischen Maler und Kunstkritiker schätzen ihn bereits sehr. Meiner Meinung nach ist Tomáš einer der aufgehenden Sterne der tschechischen Malerszene.“
Tomáš Němec wird 1986 in Polička geboren, einem Ort an der Grenze zwischen Mähren und Böhmen. Gemäß dieser geografischen Zwischenlage wählt er später auch seine Studienorte: Er beginnt seine Ausbildung an der Mittelschule für Kunst und Handwerk in Brno / Brünn und geht 2005 für das Studium an die Akademie für bildende Künste nach Prag. In der Chemistry Gallery hatte er bereits im vergangenen Jahr ausgestellt, die damalige Ausstellung hieß „Tisch eines Jungen“. Nun hat er die Ausbildung beendet und möchte das auch zeigen. Seine neueste Ausstellung heißt Slavnost, auf Deutsch „Feier“. Hájek verrät, wie es zu diesem Namen gekommen ist:„Wir haben natürlich lange über einen Titel nachgedacht. Slavnost kam dann von Tomáš. Ich war mir zunächst nicht sicher, aber dann fand ich, dass es doch ein ganz gelungener Titel ist. Und das aus zwei Gründen. Der erste ist: Tomáš und ich kennen uns, und wir sind im Laufe der Zeit Freunde geworden. Zu mehreren Anlässen in der letzten Zeit haben wir ordentlich gefeiert. Und letztlich finden sich auch auf Tomáš Bildern viele Szenen aus Clubs oder von Partys. Der zweite Grund ist, dass es mir wie ein schöner symbolischer Ausdruck für seine gelungenen Bilder vorkam. Wenn ein Werk gelungen ist, dann ist es ein Fest. Daher denke ich, es ist ein gelungener Titel für die Ausstellung.“ Die Motive sind dem Alltag entnommen, sie wirken sehr farbenfroh und modern. Němec malt mit Öl auf Leinwand und nutzt auch keine extravagante oder auffällige Maltechnik. Im vergangenen Jahr waren seine Werke bereits in Salzburg zu sehen, in der Galerie HangArt 7. Dort konnte er sich gemeinsam mit anderen jungen Malern aus Tschechien präsentieren, wie zum Beispiel Michal Pěchouček, Jakub Špaňhel oder Josef Bolf.Die Bilder der aktuellen Ausstellung waren damals aber noch nicht zu sehen. Tomáš Němec erklärt, warum:
„Sie sind eigentlich aus dem Sommer vergangenen Jahres, vom Ende des Studiums. Es sind neue Bilder, die noch nirgendwo bisher ausgestellt wurden, weil wir bereits im Voraus mit dieser Ausstellung gerechnet haben. Das war angenehm, weil ich an den Bildern fast neun Monate arbeiten konnte. Das war fast so ähnlich wie meine Vorbereitung auf die Abschlussarbeit.“Wie der Künstler erzählt, geht die Komposition der Ausstellung auf ihn selbst zurück:
„Ich habe die Bilder im Voraus selbst ausgewählt und niemandem davon erzählt. Dann habe ich dies mit Daniel Pitín und Michal Pěchouček besprochen. Sie haben meine Auswahl dann bekräftigt, auch gemeinsam mit dem Kurator Petr Hájek.“Pitín und Pěchouček sind ebenfalls Absolventen der Prager Akademie der bildenden Künste, beide unterstützen ihren jüngeren Kollegen Němec bei seinen Ausstellungen, wie Kurator Hájek bestätigt:
„Kurator dieser Ausstellung bin natürlich ich. Aber wir haben uns sehr intensiv von Michal Pěchouček und Daniel Pitín beraten lassen und am Ende die Ausstellung zusammen mit Pěchouček gemacht. Wir wollten vor allem den starken Fortschritt im Schaffen von Tomáš ein Jahr nach dem Ende seines Studiums zeigen.“Němec malt sowohl auf kleinen, als auch auf großen Leinwänden, wobei er auf den kleinen Bildern oftmals Ausschnitte der großenformatigen Werke präsentiert. Auffällig ist dies zum Beispiel bei einem seiner Stillleben: Auf einem Stuhl stehen ein kleiner Espressokocher und eine Tasse. Beide Gegenstände finden sich dann einzeln auf zwei 20 mal 30 Zentimeter großen Bildern wieder, mit gleichen Farben, aber leicht verschobener Perspektive. Fragt man den Künstler nach seiner Inspiration, gibt er eine erstaunliche Antwort:
„Ein Mensch beschäftigt sich sein ganzes Leben lang mit einem Thema. Oder es ist in ihm etwas aus der Kindheit. Ich mag halt Edith Piaf, ihre Lieder und ihre Inhalte, ihre persönliche Geschichte. Ich habe das Gefühl, dass in meinen Bildern immer wieder Edith ist, auch wenn dort nur eine Blume oder ein Stillleben zu sehen sind. Wenn wir es oberflächlich betrachten wollen, dann klingt ihr Motiv in diesen neuen Bildern nach.“Kurator Hájek versucht, den Stil von Němec zu beschreiben:
„Tomáš richtet seinen Stil auf drei Bereiche aus: Einmal Stillleben, der zweite Bereich sind Porträts, der dritte Bereich sind expressive und erzählende Bilder, wie zum Beispiel das Bild vom Petřín oder die Landschaft mit kahlen Bäumen. Tomáš ist ein Romantiker, und seine Sachen sind sehr romantisch. Seine letzten Arbeiten haben einen sehr starken Symbolismus, der sich besonders in diesen expressiven und narrativen Landschaften ausdrückt.“Hájek ist aber vor allem von Němec´ kleinen Bildern begeistert, eines ist sein besonderer Favorit:
„Mir gefallen sehr die Erdbeeren, das ist ein kleines Bild von 20 auf 30 Zentimetern. Dabei sieht es aus wie eines dieser klassischen Bilder, die irgendwo bei einer Auktion für furchtbar viel Geld zu ersteigern sind.“Das Bild Erdbeeren ist tatsächlich ein eher klassisches Werk, ein Stillleben, das vor allem durch seine starke rote Farbe vor einem eher blass gehaltenen Hintergrund auf der sehr kleinen Kleinwand auffällt. Hájek erklärt auch, was bei einer Ausstellung sehr schwer ist. Vor allem, weil er mit dem Künstler befreundet ist:
„Es gibt da zwei verschiedene Sichten: Einmal betrachte ich Tomášs Sachen als Galerist. Der möchte natürlich so viele Bilder wie möglich verkaufen. Andererseits schaue ich mir Tomášs Sachen als Kurator an, als Mensch, der die Werke verständlich machen möchte. Beide Sichten muss man abwägen. Der Galerist sollte so ausstellen, dass er darauf abzielt, zu verkaufen. Der Kurator darf da etwas spitzfindiger sein.“Bisher ist der Erfolg umwerfend. Němec ist mit seinen 26 Jahren schon international bekannt und es reiht sich eine Ausstellung an die nächste. In der kommenden Woche werden seine Bilder im Tschechischen Haus in Brüssel zu sehen sein, er hat bereits in Salzburg, Leipzig und Utrecht ausgestellt, ganz zu schweigen von zahlreichen Galerien in ganz Tschechien.