Toulcuv dvur
Willkommen zum heutigen Themenkaleidoskop, liebe Freunde. Am Mikrophon begrüßt Sie Lucie Mouckova.
In gewisser Hinsicht sieht die Hauptstadt Prag ähnlich aus wie die meisten Großstädte in der Tschechischen Republik: Man findet hier eine Menge Blockhäuser oder anderer Gebäude, die voneinander von nicht besonders großen Grünflächen getrennt sind. Die Menschen in der Stadt vergessen langsam, wie im Einklang mit der Natur und ihren Gesetzmäßigkeiten gelebt wurde und auch gelebt werden musste. Die Prager haben jedoch einen Vorteil: sie können diesen Mangel jederzeit auf einem Bauernhof mitten in der Stadt ausgleichen: im ökologischen Zentrum Toulcuv Dvur. Marie Moravcova ist eine der dortigen Mitarbeiterinnen:
"Toulcuv dvur ist ein sehr altes Bauerngut, das sieht man hier an den Gebäuden aus der Zeit der Gotik, des Barocks sowie dem Klassizismus. Damals gab es überall um uns herum große Wiesen, Äcker und Wälder. Jetzt sind an allen diesen schönen Orten Hochhäuser gebaut worden. Wir sind umgeben von Großsiedlungen und Plattenbauten. Seit 1994 versucht Toulcuv dvur also, all diesen Leuten, die in der Nähe leben, ein Stück Natur zu vermitteln. Dazu gehören auch Tiere - natürlich sind es Haus- und Nutztiere-, denn dies ist ein Bauernhof und kein Zoo. Außer Geflügel lebt hier ein Schwein, einige Kaninchen, eine Ziege und ein Ziegebock, Schafe und Pferde, sowie ein Paar Katzen und Hunde."
Die Tiere sind zweifellos der größte Anziehungspunkt vor allem für die Kinder. Es ist aber nicht nur das Kuscheln mit den Tieren, was Toulcuv dvur den Kindern anzubieten hat:
"Es besteht auch ein großes Interesse an unseren Programmen für Kindergärten und Schulen, aber auch für Hochschulen. Jedoch vor allem für die kleineren Kinder ist es beeindruckend, auf dieser Wiese den Kontakt mit der Natur aufzunehmen, zu erkennen, wodurch sich z.B. Ziege und Schaf voneinander unterscheiden und ich denke diese Erkenntnis ist für sie sicher positiv."
Auf dem Toulcuv dvur gibt es auch einen Klub der Mütter. Die Mütter können jeden Tag mit ihren Kindern kommen und an dem angebotenen Programm teilnehmen oder selber ein Programm gestalten. Hier wird gebastelt, die Kinder können sich die Tiere auf dem Hof anschauen, die Mütter können bei einer Tasse Tee oder Kaffee ihre Erfahrungen austauschen oder einfach ausspannen.
Bei meinem Besuch im Öko-Zentrum Toulcuv dvur habe ich auch eine deutsche Studentin kennengelernt:
Was finden die Mitarbeiter auf dem Toulcuv dvur das Wichtigste an ihrer Arbeit? Marie Moravcova gab mir diese Antwort:
"Unser Ziel ist es, persönlich - also nicht nur mit Hilfe von Bildern - den Kindern und Erwachsenen den Kontakt zur Natur und zu den Tieren zu vermitteln. Wir wollen sie auch daran erinnern, wie es in der Natur funktioniert, wie dort alles im Einklang steht, denn dies gerät vor allem bei Stadtleuten allmählich in Vergessenheit. Ich persönlich bemühe mich unter anderem schon seit 3 oder 4 Jahren, hier auf dem Hof die Traditionen wieder einzuführen, die früher praktisch in jedem Dorf im Laufe des Jahres gepflegt wurden."
Zu einer solchen Tradition zählt der Nikolaus-Jahrmarkt, der auf dem Toulcuv dvur am kommenden Samstag stattfindet. Die Besucher können hier von Schülern oder behinderten Menschen selbstgemachte Geschenke kaufen oder auch traditionelle Handwerke selber ausprobieren. Für eine gute Laune wird eine traditionelle Volksmusik sorgen.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass diejenigen Leute, die Toulcuv dvur einmal besuchen, meistens mehrmals zurückkommen. Das ist ein Zeichen dafür, dass die Arbeit der dortigen Leute nicht umsonst ist.