Treff der Nostalgiker und Velorex-Dreirad-Fans: Die Bierstube U dvou koček

Bierstube „U dvou koček“ (Foto: Ondřej Tomšů)

In den vergangenen vier Wochen haben wir Ihnen traditionelle wie originelle Prager Bierstuben und Brauereien vorgestellt. Wir haben für Sie zwei Klosterbrauereien besucht oder sind „Beim kleinen Bären“ eingekehrt. Und ein wenig tierisch wollen wir heute auch unsere Serie beenden – mit einem Besuch in der Bierstube „U dvou koček“ (Zu den zwei Katzen).

Bierstube „U dvou koček“  (Foto: Ondřej Tomšů)
Der Harmonikaspieler – auch in der Bierstube „U dvou koček“ war er stets das sichtbare Indiz für eine ausgelassene Geselligkeit in zumeist stammgastlicher Runde. Doch mit dieser Tradition ist es seit Beginn des Jahres leider vorbei. Roman Pohanka, der Betriebsleiter des Lokals, erklärt:

„Bei uns war es langjährige Tradition, dass stets am Abend und an Wochenenden ein Akkordeonspieler den Gästen zur Unterhaltung aufspielte. Doch leider mussten wir diesen Service zu Jahresbeginn einstellen. Der Grund dafür war die neu eingeführte Registrierkassenpflicht. Unser Wunsch war, dass der Musikant die Abrechnung seiner Einnahmen eigenständig vornimmt, doch darauf konnten wir uns nicht einigen. Neben der Musikantengage sollten wir also auch noch die Autorengebühr und die Steuern für ihn entrichten, das wurde alles zu kompliziert. Deshalb haben wir diese Tradition beendet.“

Roman Pohanka  (Foto: Ondřej Tomšů)
Diese Maßnahme habe jedoch kaum negative Folgen gehabt, versichert Pohanka. Der Grund dafür sei ganz einfach der, dass sich seit den ersten Jahren nach der Wende das Publikum in der Bierstube nahezu grundlegend geändert habe, so der Betriebschef:

„Die Prager sind nach und nach aus dem Stadtzentrum weggezogen, dafür haben sich hier umso mehr Firmen niedergelassen. Dadurch ist unsere Stammkundschaft verlorengegangen, die dafür sorgte, dass die Tische stets vollbesetzt waren. Jetzt kommen zu uns 70 Prozent Tschechen zum Mittagessen, und am Abend sind fast ausnahmslos ausländische Touristen unsere Gäste. Sie kommen zum Essen und zum Trinken.“

Dieser Publikumswechsel wie auch die heutigen wirtschaftlichen Zwänge haben die Betreiber des Wirtshauses ebenso veranlasst, auch beim Bierausschank neue Wege zu beschreiten.

„Vor ungefähr sieben Jahren haben wir den Ausschank des traditionellen Pilsner Urquells um zwei Biere aus unserer kleinen Minibrauerei erweitert. In dieser brauen wir ein helles wie auch ein dunkles Lagerbier, und zur besseren Verkaufsakquise des Bieres haben wir den Namen unseres Lokals ‚U dvou koček‘ (Zu den zwei Katzen) hinzugezogen. Jetzt haben wir also eine weiße und eine schwarze Katze auf dem Logo. Damit unterscheiden wir uns mittlerweile von den anderen traditionellen Pilsner Bierstuben. Gemeinsam mit unserer benachbarten Minibrauerei und Bierstube ‚U Medvídku‘ bieten wir nun jeweils das Bier einer großen Brauerei und ein eignes Bräu an.“

Bierstube „U dvou koček“  (Foto: Ondřej Tomšů)
Mit dem hellen und dunklen Bier des Hauses beruft sich das Lokal nun auch auf seinen etwas ungewöhnlichen Namen. Doch woher stammt er eigentlich? Auf diese Frage hat selbst Roman Pohanka keine hundertprozentige Antwort:

„Das Letzte, was wir feststellen konnten, war ein Vermerk aus der Zeit um das Jahr 1920. Damals wurde der Name dieses altehrwürdigen Hauses, das wohl schon aus dem 13. Jahrhundert stammt, in ‚Zu den zwei Katzen‘ geändert. Doch niemand konnte herausfinden, weswegen. Also ob zum Beispiel die damalige Besitzerin zwei Katzen besaß oder eine Katzenzucht betrieb. Als dann später im Parterre des Hauses das Restaurant eröffnet wurde, wurde dieser Name einfach übernommen, zumal er auch in großen Lettern auf der Hauswand stand.“

Bierstube „U dvou koček“  (Foto: Ondřej Tomšů)
Der Gasthausbetrieb mit Bierausschank wurde indes erst zu Beginn der 1950er Jahre eingeführt. Davor, von 1910 bis zum Zweiten Weltkrieg, habe hier ein Kroate einen Weinhandel betrieben, sagt Pohanka. Ab den 50er Jahren, als das gesamte Haus verstaatlicht wurde, profilierte sich das Bierlokal indes zu einer der am meisten angesagten Kneipen in Prag. An die durchzechten Abende und Nächte mit unzähligen Anekdoten erinnert sich heute noch die alt gewordene Stammkundschaft. Sie kommt von Zeit zu Zeit zurück, als tschechische Reisegesellschaft von außerhalb der Hauptstadt. Dabei spielt auch die vor vielen Jahren im Restaurant gedrehte Komödie „Vrchni, prchni!“ (deutsche Fassung: Lauf, Ober, lauf!) eine große Rolle, erzählt Pohanka:

„Es gibt dazu noch eine Gruppe von Enthusiasten, die regelmäßig mit ihren nostalgischen Velorex-Dreirädern unterwegs sind. Auch vor unserem Lokal haben sie geparkt, als sie sich bei ihrer thematischen Ausfahrt auf die Spuren des beliebten Films begaben. Der Film ist ganz einfach im Bewusstsein der Menschen verankert und wird es wohl noch einige Zeit bleiben.“

Na denn „Prost“ bei der Einkehr „Zu den zwei Katzen“.