Truppenübungsplatz Brdy: ab 2016 Naturschutzgebiet

Foto: Archiv Radio Prag

Brdy ist ein Hügelkette in Mittelböhmen, es erstreckt sich südwestlich von Prag bis fast nach Plzeň / Pilsen. Brdy ist aber auch ein Truppenübungsplatz der Armee, mit etwa 260 Quadratkilometern der drittgrößte in der Tschechischen Republik. Er wird aber kaum noch zu militärischen Zwecken genutzt, der Verteidigungsminister will ihn daher Ende 2015 schließen.

Brdy-Hügelkette  (Foto: Archiv Radio Prag)
Seit 1926 sind die Wälder der Brdy-Hügelkette militärisches Sperrgebiet. Die erste tschechoslowakische Armee testete hier Artillerie-Geschütze, später übernahm die deutsche Wehrmacht das Gelände. Nach dem Zweiten Weltkrieg baute die tschechoslowakische Armee den Übungsplatz weiter aus, und 1968 zogen hier nach der Niederschlagung des Prager Frühlings sowjetische Truppen ein. Sie verließen das Gelände erst wieder nach der politischen Wende 1989. Noch im Jahr 2006 wollte die tschechische Regierung ein amerikanisches Radar zur Raketenabwehr in Brdy installieren. Seit 2011 aber gibt es Überlegungen, aus dem riesigen Areal ein Naturschutzgebiet zu machen. Martin Stropnický von der Partei Ano ist Verteidigungsminister. Er hat nun Ende 2015 als Termin für die Schließung des Übungsplatzes vorgeschlagen:

Martin Stropnický  (Foto: ČTK)
„Wir wollen das Gelände seiner ursprünglichen Bestimmung zuführen. Es wäre doch schade, wenn ein solch beeindruckendes Stück Land nicht den Menschen zur Erholung dienen würde, wenn die Armee es eh nicht mehr braucht. Selbstverständlich werden wir versuchen, angemessene Bedingungen zum Schutz der Umwelt zu schaffen. Außerdem wollen wir es so einrichten, dass die hiesigen Gemeinden mit der landschaftlichen Umgestaltung keine Probleme, sondern nur Vorteile haben.“

Der Truppenübungsplatz Brdy steht unter direkter Verwaltung des Verteidigungsministeriums. Die Armee betreibt den Platz und bewacht ihn, allerdings werden die Mittel immer weiter gekürzt. Die Soldaten säubern seit einiger Zeit das Areal von explosiven Rückständen, allerdings können bereits jetzt Wanderer und Radfahrer Teile des Gebiets nutzen. Das bereitet den angrenzenden Gemeinden zunehmend Probleme. Marcela Kořánová ist Bürgermeisterin von Zaječov.

Foto: Archiv Radio Prag
„Die Touristen werden nicht ausreichend informiert, wo das Truppenübungsgelände beginnt und bewegen sich deswegen auf dem gesamten Areal. Das ist natürlich ein Problem, weil niemand weiß, welche Bereiche bereits geräumt sind und welche nicht. Und natürlich hinterlassen die Touristen Müll, den bislang niemand wegräumt.“

Die Armee fühlt sich für den zurückgelassenen Müll nicht zuständig und will auch die Touristen nicht beaufsichtigen. Eine zivile Verwaltung aber gibt es noch nicht – und die Lokalpolitiker glauben nicht daran, dass schon Ende 2015 alles für eine zivile Nutzung vorbereitet sein wird. Einer von ihnen ist der Kreishauptmann von Mittelböhmen, der Sozialdemokrat Josef Řihák:



Josef Řihák  (Foto: ČTK)
„Wir sprechen von 262 Quadratkilometern, ein riesiges Gebiet, dass noch nicht von Minen und anderen Sprengstoffen geräumt wurde. Und der Minister glaubt, dass sei alles bis Ende 2015 zu schaffen. Ich denke, dass wird noch Jahrzehnte dauern. Und wer wird die Verantwortung tragen, wenn es hier jemandem den Fuß abreist?“

Allerdings ist Stropnický nicht der erste Verteidigungsminister, der den Truppenübungsplatz schließen will. Bereits seine Vorgänger Alexandr Vondra und Vlastimil Picek legten ihren Regierungschefs einen solchen Vorschlag vor, der dann aber stets aufgeschoben wurde. Auch der amtierende Premier, der Sozialdemokrat Bohuslav Sobotka, hat die Debatte über den Gesetzesentwurf zur Umgestaltung des Geländes erstmal aufgeschoben.