Tschechen verzichten auf Rindfleisch

Wegen einer zunehmenden Zahl von erfassten Fällen von Rinderwahnsinn in den EU-Ländern gilt seit Montag für die Tschechische Republik Einfuhrverbot von Rindfleisch aus den Staaten der Union. Wie reagiert die tschechische Bevölkerung darauf? Das erfahren Sie jetzt von Lucie Krupickova:

Die Furcht vor dem Rindfleischessen ist jetzt auch in die Tschechische Republik angekommen. In den Restaurants ist die Nachfrage an Rindfleischgerichten um etwa 10 Prozent gesunken. Es sei sogar nicht ausgeschlossen, dass Speisen mit Rindfleisch aus den Menüs vollständig gestrichen würden. Manche kleinere Fleischereien verzeichnen zur Zeit nur einen 50-prozentigen Umsatz von Rindfleisch gegenüber dem üblichen Niveau. In Hypermarkts wird jedoch genauso viel Fleisch verkauft wie früher. Fleischexperten weisen daraufhin, dass unter den Menschen verzerrte Vorstellungen über die BSE-Krankheit herrschen. Die Kunden denken, dass sich der Rinderwahnsinn bloß durch ungenügend gekochtes Fleisch verbreitet. Deshalb sind sie überzeugt, wenn sie selber den Fleisch vorbereiten, es könne ihnen nichts passieren.

In die Tschechische Republik kann BSE, das nachträglich die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit in den Menschen hervorrufen kann durch das Knochenmehl oder durch den Einfuhr von Rindfleisch eingeschleppt werden. Tschechische Experten behaupten jedoch einstimmig, in der CR brauche man sich nicht zu fürchten. Bis jetzt wurde hier kein einziger Fall dieser Krankheit diagnostiziert. Bereits seit 1991 gilt in Tschechien das Verbot, Knochenmehl an die Rinder zu verfüttern. Die Staatliche Veterinärbehörde gab jedoch zu, dieses Verbot könne mancherorts verletzt werden. Wie Josef Vitasek aus der Staatlichen Veterinärbehörde einräumte, sei ein gewisses Risiko nicht auszuschließen, in Tschechien herrsche jedoch keine reale Gefahr.

Um das Risiko der Ansteckung zu verringen, führen die Veterinäre in Tschechien laufend Kontrollen des importierten Fleisches sowie der Tiere durch. Bis jetzt wurde kein Fall von BSE-Krankheit festgestellt, so Josef Vitasek.

In den letzten fünf Jahren seien in der Tschechischen Republik an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit sechs Menschen gestorben. Einen Zusammenhang zwischen der Erkrankung und dem Rinderwahnsinn konnten die Ärzte jedoch nicht bestimmen. Zdenek Pospisil aus der Veterinären und Pharmazeutischen Klinik in Brünn behauptet, der Verzehr von angestecktem Fleisch rufe nicht unbedingt die tödliche Creutzfeldt-Jakob-Krankheit hervor. Man müsse über genetische Vorbedingungen verfügen, um an dieser Krankheit zu sterben.

Die größte Gefahr der Ansteckung mit der menschlichen Variante des Rinderwahnsinns stellen für die Leute Nahrungsmittel aus Knochen, Drüsen oder Innereien des Rindviehs dar. Es sollten also Gerichte wie Rindfleischbrühe, Faschiertes oder Fleisch am Knochen vermieden werden. Mit geringerem Risiko verbunden ist dagegen der Verzehr von aus dem Muskelfleisch vorbereiteten Gerichten. Das sind zum Beispiel Lendenbraten, Rostbraten, Gulasch oder gekochtes Rindfleisch mit verschiedenen Soßen.

Autor: Lucie Krupickova
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