Tschechien hat fünftes Opfer bei Attentat in Afghanistan zu beklagen

Jaroslav Lieskovan (Foto: ČTK)

Der Selbstmordanschlag der Taliban am vergangenen Dienstag bei Bagram im Osten Afghanistans war aus tschechischer Sicht tragisch: Vier tschechische Mitglieder Isaf-Schutztruppe wurden direkt vor Ort getötet, ein fünftes Opfer ist am Montag gestorben. Es handelt sich um den 39-jährigen Feldwebel Jaroslav Lieskovan, der zunächst noch lebte, bei der Detonation der Bombe jedoch schwer verletzt wurde.

Lieskovan wurde nach dem Anschlag zunächst im amerikanischen Stützpunkt in Bagram gleich viermal operiert. Danach hoffte man, ihn in Prag erfolgreich weiter zu behandeln. Dazu wurde der Feldwebel am Sonntag heimgeflogen, einen Tag später aber erlag er seinen schweren Verletzungen im Prager Militärkrankenhaus. Der Oberbefehlshaber des Generalstabs der Tschechischen Armee, Petr Pavel, lobt trotzdem die Arbeit der Mediziner:

„Sie haben wirklich alles Menschenmögliche, ja man kann sagen, auch Dinge über die menschlichen Kräfte hinaus geleistet.“

Jaroslov Lieskovan  (Foto: ČTK)
Pavels Stellvertreter, Generalmajor Aleš Opata, wiederum würdigt die große Persönlichkeit des Toten:

„Er war ein großartiger Soldat sowie ein toller und zuverlässiger Kamerad. Aus diesen Gründen hatte er auch viele Freunde.“

Feldwebel Jaroslav Lieskovan hinterlässt eine Frau und drei Kinder. Er und die anderen vier Soldaten – Feldwebel David Beneš, Stabsgefreiter Ivo Klusák sowie die Obergefreiten Libor Ligač und Jan Šenkýř – werden in ihren Heimatorten mit militärischen Ehren beigesetzt. Gleichzeitig werden sie in Memoriam um je einen Dienstgrad befördert.

Der Selbstmordanschlag der Taliban blieb jedoch nicht der einzige gewalttätige Vorfall der letzten Tage. Bei einer weiteren Patrouille tschechischer Soldaten nahe dem amerikanischen Stützpunkt Bagram kam es am Sonntag erneut zu einem Angriff der Aufständischen. Dabei wurde wieder ein Militär verletzt. Verteidigungsminister Martin Stropnický mit weiteren Details:

Martin Stropnický  (Foto: ČTK)
„Der Gesundheitszustand des Soldaten ist stabil und unter ständiger Beobachtung. Die Verletzungen sind nicht lebensgefährlich, sondern eher mittelschwerer Natur. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass der Rücktransport dieses Verletzten nach Tschechien nur eine Frage von ein paar Tagen ist. Ganz im Gegensatz zum Transport des schwerverletzten Soldaten, der leider noch ein Opfer der Tragödie wurde.“

Quelle: Archiv der Armee der Tschechischen Republik
Die sich häufenden Angriffe der Aufständischen auf Soldaten der Isaf-Schutztruppe in Bagram haben Tschechiens Verteidigungschef zum Nachdenken gezwungen. Nach Meinung von Stropnický müsse man darauf reagieren:

„Der Charakter der Patrouillen könnte sich für einige Zeit ändern, denn es ist augenscheinlich, dass die Taliban ihre Angriffe verschärft haben. Auf der anderen Seite dürfen wir aber keine Unentschlossenheit oder Schwäche zeigen.“

So ähnlich sieht es auch Generalmajor Opata:



Aleš Opata  (Foto: Archiv der Armee der Tschechischen Republik)
„Der Rückzug von Einheiten beziehungsweise die Einschränkung von Patrouillen würde für den Feind, also die Taliban, einen Sieg bedeuten. Ich denke aber, dass wir bei Weitem noch nicht in einer solchen Lage stecken.“

Der Anschlag vor einer Woche mit fünf Toten war der schwerste Schicksalsschlag für die tschechische Armee in Afghanistan bisher. Während der gesamten Teilnahme an der Isaf-Schutztruppe hat Tschechien insgesamt zehn Opfer zu beklagen.