Tschechien nachhaltig: Reparieren statt in den Müll

Foto: Archiv der Initiative Opravme Česko

Ab 2021 sollen Elektrogeräte in der EU leichter zu reparieren sein. Dies sieht ein Vorstoß der Europäischen Kommission vor. In Tschechien gibt es bereits jetzt eine Initiative, die kaputte Maschinen wieder zum Leben erweckt.

Foto: Archiv der Initiative Opravme Česko

Jan Charvát  (links). Foto: Archiv der Initiative Opravme Česko
Die Garantie ist keine zwei Wochen abgelaufen, und schon streikt der Mixer. In den meisten Fällen landet er anschließend im Müll. Denn oft sind die Geräte billig, und eine Reparatur lohnt sich nicht mehr. Das müsste so nicht sein, meint Jan Charvát. Er hat die Initiative Opravme Česko gegründet, das heißt so viel wie „Lasst uns Tschechien reparieren“:

„Oft bestehen Verkleidungen von beispielsweise Mixern nur aus einem Stück. Da ist dann schon von Anfang an klar, dass man die nicht mehr reparieren kann. Unserer Erfahrung nach sind Fotoapparate und Uhren besonders schwer wieder in Gang zu bringen. Uhrmacher sterben nämlich langsam aus, die werden immer älter.“

Opravme Česko hat eine Online-Plattform ins Leben gerufen, über die man ganz leicht einen Spezialisten für sein konkretes Gerät finden kann. Auf der Website opravarna.cz, auf Deutsch heißt das so viel wie Reparaturwerkstatt, kann man die Reparatur des jeweiligen Geräts ausschreiben. Die Plattform schlägt einem dann eine passende Werkstätte oder einen geschickten Hobby-Bastler vor. Unter anderem Petr Plíva schraubt gerne an kaputten Küchenapparaten herum:

Foto: Archiv der Initiative Opravme Česko
„Bei diesem hier habe ich die Lichter repariert. Die Hauptbatterie war hin, deshalb hat es nicht mehr geleuchtet. Das Ganze kostet den Kunden nur ein paar Kronen, das Gerät läuft aber wieder.“

Tatsächlich kommt die Reparatur über die Online-Plattform opravna.cz oft billiger, als beispielsweise in der Vertragswerkstatt des Herstellers. Denn nach Ablauf der Garantie ist die dann oft teurer als ein neuer Mixer oder Staubsauger. Übrigens geben 85 Prozent der Tschechen an, dass ihnen schon einmal ein Gerät kurz nach Ablauf der Garantie in die Brüche gegangen sei. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die Opravme Česko unlängst in Auftrag gegeben hatte.

Laut Jan Charvát können die Verbraucher aber schon beim Kauf darauf achten, sich ein zuverlässiges Produkt ins Haus zu holen:

Foto: Archiv der Initiative Opravme Česko
„Man muss sich schon im Geschäft genau ansehen, wie die Ware aussieht. Dann sollte man sich Bewertungen durchlesen, diese findet man in der Regel im Internet oder direkt beim Händler. Dadurch kann man herausfinden, ob andere Kunden mit dem Apparat zufrieden waren oder ob sie ihn als anfällig für Schäden bewerten.“

Mittlerweile hat auch die Europäische Union das Problem des schnellen Geräte-Verschleißes erkannt. Die EU-Kommission hat deshalb neue Regeln für Hersteller beschlossen, die ab März 2021 gelten sollen. Demnach sollten elektronische Haushaltshelfer rund zehn Jahre lang funktionstüchtig bleiben. Außerdem müssen die Hersteller eine einfache Reparatur ihrer Produkte und einen leichten Zugang zu Ersatzteilen ermöglichen. In einem nächsten Schritt könnte dann eine Ampel-Kennzeichnung eingeführt werden, ähnlich wie beim Energieverbrauch. In Tschechien würde man das begrüßen, deutet Petr Vozka an. Er ist beim Wirtschaftsministerium für Energiesparen und Nachhaltigkeit zuständig:

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„Dabei ist wichtig, Standards festzulegen, nach denen die Produkte bewertet werden. Denn die Ergebnisse dieser Messungen und Bewertungen müssen möglichst genau sein.“

Eine Verteuerung von Heim-Elektro durch die Regeln befürchtet Petr Vozka jedoch nicht. Es gehe vielmehr darum, reparaturanfällige Produkte aus dem Markt zu filtern, so der Beamte beim Wirtschaftsministerium.