Standing Ovations für Ballettstars aus ganz Europa: Benefizgala unterstützt Krebspatienten in Brünn

Am Samstag fand im Janáček-Theater in Brno / Brünn eine Ballettgala statt. Der Erlös kommt den Patienten des Masaryk-Instituts für Onkologie zugute.

Mit Standing Ovations belohnte das Publikum alle Tänzerinnen und Tänzer, die an der Benefizgala im ausverkauften Janáček-Theater in Brünn teilnahmen. Großen Beifall gab es nach jedem der insgesamt 14 Auftritte. Alle tanzten für einen guten Zweck. Mit dem Erlös werden die Patienten des Masaryk-Instituts für Onkologie unterstützt. Unter den Teilnehmenden, die aus zwölf renommierten europäischen Ensembles stammten, waren gleich mehrere große Ballettstars der Gegenwart. Zu ihnen gehörte Sae Eun Park von der Pariser Oper. Nach dem Tanzabend sagte sie gegenüber Radio Prag International:

Sae Eun Park | Foto: aus dem Archiv von Martina Schneibergová

„Ich bin zum ersten Mal in Brno und freue mich darüber sehr. Ich bin glücklich, dass ich diese herrliche Bühne mit so hervorragenden Tänzern teilen konnte. Der Abend gefiel mir wirklich sehr gut. Für die Gala habe ich mir einen Ausschnitt aus dem 3. Akt des Balletts ,La Bayadère‘ ausgesucht. Ich habe die Rolle der Nikiya in der Choreografie von Rudolf Nurejew getanzt – und ich habe es hier sehr genossen.“

Auch Iana Salenko ist eine international anerkannte Balletttänzerin, die mit vielen Preisen bedacht wurde. Sie ist die erste Solistin beim Staatsballett Berlin. Bei der Benefizgala tanzte sie mit ihrem Mann Marian Walter das Adagio aus dem zweiten Akt von „Schwanensee“. Nach der Vorstellung entstand das folgende Gespräch:

Frau Salenko, wie ist Ihre Teilnahme an der Gala zustande gekommen?

„Der Direktor des Ballettensembles des Theaters in Brno, Mário (Radačovský, Anm. d. Red.), hat uns eingeladen und nun sind wir hier. Wir haben überlegt, was aus unserem Repertoire für den Abend passen würde. Und der weiße Schwan passte ganz gut dazu.“

Es ist nicht die erste Benefizvorstellung, an der Sie teilgenommen haben, denn Sie organisieren oft Benefizveranstaltungen für Ihre Heimat, die Ukraine. Die heutige Gala war einer anderen Art, sie unterstützt krebskranke Menschen. Wie fanden Sie die Atmosphäre?

„Ich finde, dass hier alle wie eine Familie zusammenhalten. Wir haben etwas für einen guten Zweck getan. Das ist etwas Besonderes, und das macht uns glücklich.“

Auch Marian Walter lobte den Tanzabend in Brünn. Er sagte, die Tänzer hätten gut mitgefiebert. Auf die Frage, ob sie wieder kommen würden, falls es die Gelegenheit dazu gäbe, antwortete er mit einem begeisterten Ja.

Maria Eichwald vom Stuttgarter Ballett fand die Atmosphäre im Theater in Brünn bewegend, wie sie in einem Gespräch nach der Vorstellung verriet.

Maria Eichwald | Foto: aus dem Archiv von Martina Schneibergová

„Es war ein wunderbares Programm, viele Leute sind gekommen, um das zu sehen. Es war einfach toll. An einer so großen Benefizgala habe ich zum ersten Mal teilgenommen.“

Es war vermutlich nicht Ihr erster Besuch in Tschechien, oder?

„Nein, ich bin öfter in Prag zu Besuch, und habe dort auch schon getanzt – mit Filip Barankiewicz, der jetzt das Ballettensemble im Nationaltheater leitet. In Brünn habe ich vor Jahren im Ballett ,Giselle‘ getanzt. Damals war ich jedoch noch beim Staatsballett in München.“

Paul Irmatov vom Prager Nationaltheater nahm schon an der ersten Benefizgala teil, die letztes Jahr in Brünn stattfand. Nun sagte er:

„Letztes Jahr hat mich die Veranstaltung stark beeindruckt. Ich bin froh, dass ich nun die Möglichkeit hatte, hier erneut aufzutreten. Und ich habe einen großen Respekt gegenüber allen Tänzern, die hier aufgetreten sind. Das waren alles sehr schwere Stücke, und es war eine Herausforderung, sie zu tanzen. Sie haben das alle sehr gut gemeistert.“

Paul Irmatov | Foto: aus dem Archiv von Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Die lobenden Worte von Paul Irmatov galten unter anderem auch Anna Tsygankova und Giorgi Potskhishvili vom Niederländischen Nationalballett. Sie tanzten ein Pas de deux aus dem Ballett „Le Corsaire“. Anna Tsygankova sagte nach der Vorstellung:

„Ich nahm zum ersten Mal an der Benefizgala in Brünn teil, habe aber schon dreimal oder viermal mit dem Ballett in Brünn zusammengearbeitet. Es ist eine große Freude, wieder zurückzukommen – noch dazu zu so einem besonderen Anlass. Ich bin sehr dankbar, dass wir zu diesem guten Zweck beitragen konnten.“

Auch Giorgi Potskhishvili betonte:

„Es war großartig. Ich möchte Mário dafür danken, dass er so viele glänzende Künstler zusammengebracht hat. Ich habe mich sehr darüber gefreut, mit den anderen Tänzern die Bühne zu teilen und vor dem tschechischen Publikum aufzutreten. Das Publikum war sehr sensibel und fantastisch, wir haben uns sehr wohl gefühlt.“

Foto: Tschechisches Fernsehen

Der einige Mal von den Tänzern gelobte Mário Radačovský ist der künstlerische Leiter des Ballettensembles des Nationaltheaters in Brno. Und er ist der Initiator der Benefizgala für Krebspatienten, die nunmehr zum zweiten Mal stattfand. Gegenüber Radio Prag International sagte der Ballettchef nach dem Tanzabend:

„Ich bin sehr begeistert. Der Abend war etwas länger, als ich zuvor dachte, aber es war herrlich, was die Tänzerinnen und Tänzer vorgeführt haben. Die Energie auf der Bühne war fantastisch. Es ist zudem ein schönes Gefühl, wenn man weiß, dass alle gekommen sind, um zu helfen. Das ist unbezahlbar.“

Bei der Zusammenstellung des Ballettabends versuchte der Brünner Ballettchef ein ausgewogenes Programm anzubieten, in dem auch die berühmten klassischen Ballette nicht fehlen sollten.

Mário Radačovský | Foto: aus dem Archiv von Martina Schneibergová

„Ich wollte auch einen Ausschnitt aus dem Ballett ,Le Corsaire‘ auf dem Programm haben. Anna Tsygankova wollte ursprünglich etwas anderes tanzen. Aber ich bin froh, dass ich sie überredet habe. Sie tanzt glänzend. Ihr Duett mit Giorgi war im Rahmen des klassischen Repertoires eines der Highlights der Gala. Und es war insgesamt ein schöner Abend. Ich hoffe, dass die Benefizabende schon zur Tradition geworden sind und dass sie auch in den folgenden Jahren stattfinden werden.“

Marek Svoboda leitet das Masaryk-Institut für Onkologie in Brünn, für dessen Patienten der Erlös aus der Ballettgala bestimmt ist. Svoboda sagte nach der Vorstellung, dass er tief beeindruckt sei:

„Ich bin voll von Emotionen, denn es war eine herrliche Vorstellung – genauso wie letztes Jahr. Damals brachte die Benefizgala über 715.000 Kronen für das Institut ein. Der Patientenrat entschied, dass die finanziellen Mittel für den Kauf spezieller Betten für die Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin genutzt werden. Das Institut hat zu der Summe von der Ballettgala dann noch mit Geldern weiterer Spender beigetragen, und es wurden Betten im Wert von 1,2 Millionen Kronen gekauft. Auch in diesem Jahr wird der Patientenrat darüber entscheiden, zu welchem Zweck der Erlös der Gala genutzt wird.“

Im Publikum saßen bei der Benefizgala auch einige Patienten des Instituts sowie Vertreter von Patientenverbänden. Spielt der Tanz eine besondere Rolle für sie? Marek Svoboda:

„Eine der Patientenorganisationen veranstaltet sogar in Zusammenarbeit mit unserem Institut Tanzstunden für die Patienten. Das ist sehr wichtig. Denn der Tanz hilft nicht nur, die Emotionen loszulassen, sondern stellt eine körperlich anspruchsvolle Aktivität dar. Wir wissen, dass derartige Übungen das Immunsystem stimulieren, und das ist für Krebspatienten sehr wichtig.“

Die Sammlung für die Krebskranken wurde nach der Gala nicht beendet, sondern läuft noch bis Ende November weiter. Nähere Informationen befinden sich auf der Website des Nationaltheaters Brünn: https://www.ndbrno.cz/de/balet/tanzen-fuers-leben/.