Tschechien protestiert gegen unwahrhafte Aussagen in der österreichischen Presse

Vernichtetes Dorf Lidice am 10. Juni 1942

Die tschechische Botschaft in Wien protestierte am Montag gegen "Manipulationen von historischen Fakten", die in einigen österreichischen Zeitungen erschienen sind. Boulevard- bzw. rechtsorientierte Zeitungen haben die damalige tschechische Polizei der Vernichtung von Lidice beschuldigt und haben bestritten, dass es zur Zeit der Okkupation zur Aussiedlung der tschechischen Bevölkerung gekommen sei. Mit dem tschechischen Botschafter in Wien, Jiri Grusa, sprach Dagmar Keberlova.

In der Erklärung der tschechischen Botschaft wird zu dem Fall Lidice festgestellt, dass in den Reihen der deutschen Schutzpolizei und der Gestapo, die für das Massaker in Lidice, das dem Boden gleichgemacht wurde, verantwortlich sind, keine Tschechen waren. Laut den damaligen nazistischen Vorschriften wäre das auch nicht zulässig gewesen. Die extrem rechtsorientierte Wochenzeitung "Zur Zeit" wiederum behauptete, im Protektorat seien keine Tschechen aus ihren Häusern vertrieben und schon gar nicht enteignet worden. Hierzu konstatiert die Botschaft, Zitat: "Auch wenn man die 193.270 Tschechen, die von den Nazis aus den besetzten Grenzgebieten schon zum 1. Oktober 1938 vertrieben wurden, beiseite ließe, kann nicht bestritten werden, dass auch im Protektorat von März 1942 bis April 1943 an die 37 000 Menschen ins Ausland vertrieben wurden.