Tschechien schließt neue Wirtschaftsverträge mit China ab

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Die Volksrepublik China ist mit rund 1,37 Milliarden Einwohnern der bevölkerungsreichste Staat der Erde. Das heißt, im sogenannten Reich der Mitte leben auch über eine Milliarde Konsumenten und eine ganze Reihe an Produzenten. Beste Voraussetzungen also für Wirtschafts- und Handelsbeziehungen in einer bedeutenden Größenordnung. Das ist auch das Hauptthema des China-Besuchs von Tschechiens Premier Bohuslav Sobotka, der am Dienstag endet.

Bohuslav Sobotka und Li Keqiang  (Foto: ČTK)
Der tschechische Premier Bohuslav Sobotka weilt seit vergangenem Donnerstag in China. Es ist sein zweiter Besuch im ostasiatischen Riesenreich binnen sieben Monaten. Damit kann der tschechische Regierungschef noch lange nicht mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel mithalten, die schon neunmal in China gastierte. Doch auch Tschechien gewinnt an Einfluss. Davon zeugt die Tatsache, dass ein Treffen von Regionalpolitikern aus 16 mittel- und osteuropäischen Ländern und aus China am Freitag in Peking mit einer Rede von Premier Sobotka eröffnet wurde. Er war zudem der höchste politische Repräsentant der Europäer in dieser Runde. Und das nutzte Sobotka schließlich auch, um für die Ausrichtung des nächsten Treffens der Regionalpolitiker zu werben:

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„Wir könnten im nächsten Jahr in der Tschechischen Republik das Treffen 16+1 auf Ebene der Regierungschefs organisieren. Und das wäre dann auch eine passende Gelegenheit dafür, dass der chinesische Ministerpräsident zu einem offiziellen Besuch nach Tschechien kommt.“

Laut Sobotka habe ihm sein chinesischer Amtskollege Li Keqiang bereits auch zugesichert, bei einer solchen Gelegenheit gern nach Prag zu reisen. Die Gespräche mit ihm hat Sobotka am Freitag geführt. Bei ihrer ersten Begegnung vor sieben Monaten sprachen beide Politiker vor allem über den internationalen Terrorismus und den Klimawandel, diesmal stand die wirtschaftliche Zusammenarbeit im Mittelpunkt. Und dabei auch die Frage: Wird Tschechien die chinesische Ökonomie unterstützen bei ihren Bemühungen, in Europa als Markwirtschaft anerkannt zu werden? Premier Sobotka:

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„Für die Beziehungen zwischen China und der Europäischen Union ist es sehr wichtig, dass man eine vernünftige und gangbare Lösung findet, die einerseits den europäischen Markt nicht gefährdet, andererseits aber dafür sorgt, dass der starke Handelsaustausch zwischen Europa und China gewahrt bleibt.“

Das wird nicht einfach sein, denn einige Branchen befürchten, dass die Chinesen als freie Marktwirtschaftler den europäischen Markt mit ihren Produkten nahezu diktieren könnten. Zum Beispiel in der Stahlindustrie, in der die Preise der chinesischen Anbieter unverhältnismäßig niedriger sind als die ihrer europäischen Konkurrenz.

Bohuslav Sobotka  (a la izquierda),  foto: ČTK
Trotz dieser Gratwanderung, die beim Handel und Wandel mit China stets betrieben wird: Das tschechische Interesse an einer wirtschaftlichen Zusammenarbeit mit den Asiaten ist unvermindert hoch. Dies belegt auch eine ganze Reihe von Verträgen und Memoranden, die beim Staatsbesuch von Sobotka in China von beiden Seiten unterzeichnet wurde. Zu diesen Vereinbarungen gehört auch das Memorandum über Investitionen im Luftverkehr. Dieser Vertrag wurde aus gutem Grund in der chinesischen Provinz Zhejiang geschlossen. Premier Sobotka:

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„Es wurden bereits einige konkrete Projekte vereinbart. Ich möchte dabei die Firma Wanfeng Auto Holding erwähnen, die aus dieser Region kommt. Diese Firma hat Interesse, in einer ersten Phase zirka 100 Millionen Dollar in die tschechische Flugzeugindustrie zu investieren. Dabei strebt sie Kooperationen an, bei denen die Entwicklung und eine Teil-Produktion in Tschechien erfolgt, die Endmontage der Flugzeuge aber in China durchgeführt wird.“

Weitere Verträge wurden beispielsweise in der Lebensmittelindustrie, im Bankensektor, im Gesundheitswesen oder in der Tourismusbranche abgeschlossen. Eine Neuheit ist außerdem, dass im chinesischen E-Shop Alibaba nun auch tschechische Waren angeboten werden. Diese Aktion werde quasi als eine Art Versuchsballon gestartet, denn sie sei vorerst auf eine bestimmte Zeit begrenzt, informiert Sobotka. Doch man darf sicher sein, die nächsten Treffen des Premiers mit Chinas Politikern und Wirtschaftskapitänen werden nicht lange auf sich warten lassen.