SP-Verbandschef Hanák: Habe mir mehr Investitionen aus China erhofft

Miloš Zemans Besuch in China (Foto: ČTK / Karel Čapek)

Staatspräsident Miloš Zeman weilt seit Donnerstag zu einem viertägigen Besuch in China. Es ist seine insgesamt fünfte Reise in das Reich der Mitte. Und auch diesmal ist eine ganze Reihe hoher tschechischer Wirtschaftsvertreter mit nach Peking geflogen. Die Stimmung ist indes nicht mehr so euphorisch wie nach den ersten Besuchen.

Miloš Zemans Besuch in China  (Foto: ČTK / Karel Čapek)
Zum Abschluss des ersten Tages von Zemans Besuch in China gab die tschechische Botschaft in Peking einen Empfang. Der Anlass war eine feierliche Hommage an 70 Jahre tschechisch-chinesische diplomatische Beziehungen. Präsident Zeman war jedoch nicht zum Feiern zumute. Erneut kritisierte er die für ihn zu niedrigen chinesischen Investitionen in Tschechien. Nach viermaliger Aufwartung in dem asiatischen Großstaat hatte er mehr erwartet. Der Präsident des tschechischen Verbandes für Industrie und Verkehr (SP), Jaroslav Hanák, denkt ähnlich:

„Als wir vor vier, fünf Jahren unsere ersten Reisen nach China hatten, dann kamen wir natürlich voller Optimismus zurück. Gut, zumindest eine Sache ist nach Plan gelaufen, es gibt nämlich mehr Flugverbindungen zwischen unseren beiden Ländern. Heute haben wir vier Fluglinien nach China mit insgesamt neun Flügen wöchentlich. Für den Tourismus und den Staatshaushalt ist das eine sehr gute Nachricht. Doch was die Investitionen anbelangt, da sind die Nachrichten nicht so gut.“

Jaroslav Hanák  (Foto: ČT24)
In einem Gespräch für das Tschechische Fernsehen wird Hanák deutlich:

„Die Summe, die uns versprochen wurde, lag so bei 200 Milliarden Kronen (7,8 Milliarden Euro). Die Wahrheit aber ist, dass China in der Tschechischen Republik bisher lediglich 23 Milliarden Kronen (905 Millionen Euro) investiert hat. Zudem hat die staatliche Investment-Agentur CzechInvest bis zum Jahr 2017 Projekte im Wert von 5,6 Milliarden Kronen (218 Milliarden Euro) umgesetzt. Das ist alles.“

Und Hanák erklärte auch, was ihn bisher besonders enttäuscht habe:

„Ich habe erwartet, dass China in unserem Land vor allem in die modernen Bereiche wie Nanotechnologie, Biotechnologie und Informationstechnologie investieren wird. Daran sollte doch ein hauptsächliches Interesse liegen, doch nichts ist passiert.“

Shenzhen  (Foto: Simbaxu,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
Am Donnerstag wurden in Peking weitere Memoranden unterzeichnet, darunter ein Abkommen über die strategische Zusammenarbeit im Flugwesen. Demzufolge wird es nun eine fünfte Fluglinie von Tschechien nach China geben, ab Juli wird sie Prag und die südchinesische Millionenstadt Shenzhen verbinden. Geplant ist ferner, dass mit Hilfe privater Investoren fünf Bauabschnitte der tschechischen Autobahn D3 durch chinesische Firmen gebaut werden. Auch deshalb sieht der mitgereiste Präsident der tschechischen Handelskammer, Vladimír Dlouhý, die künftigen Entwicklungen etwas optimistischer:

„Jegliche Verhandlungen mit China werden in der Politik immer laut diskutiert. Ich denke aber, dass die Tschechische Republik auf politischer Ebene eine Reihe von Schritten unternommen hat, die sich nun aber auch mehr in der Wirtschaft zeigen sollten.“

Jaromír Jágr  (Foto: ČTK / Vít Šimánek)
Einer dieser Schritte ist die Ausweitung der bilateralen Beziehungen auch auf die Bereiche Kultur und Sport. So hat auch die Tschechische Philharmonie am Donnerstag ein Memorandum mit seinen chinesischen Partnern unterzeichnet. Und der tschechische Eishockeystar Jaromír Jágr ist vom chinesischen Verbandschef des Kufensports zum Botschafter des chinesischen Eishockeys ernannt worden. Jágr sagte dazu:

„Ich bin erfreut, dass mir diese Ehre zuteilwurde. Auf der anderen Seite bin ich der Meinung, dass das Eishockey eine weitaus größere Popularität verdient. Und zwar nicht nur in China, sondern weltweit.“

Dazu wird Jágr wohl auch höchst selbst beitragen, denn es ist vorgesehen, dass der 47-Jährige Werbung für die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking machen soll. Er wird voraussichtlich das Gesicht des olympischen Eishockeyturniers sein.