Tschechien und Bayern wollen endlich ihre Bahnverbindungen verbessern

Foto: Mef.ellingen, Wikimedia CC BY 3.0

Prag und die bayerische Landeshauptstadt München sind per Luftlinie nur 300 Kilometer entfernt. Über die Autobahn kann man die dort 370 Kilometer lange Strecke bereits locker in weniger als vier Stunden überwinden. Doch auf dem Schienenweg gleicht die Fahrt eher einer Reise wie zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts. Diesen Anachronismus wollen Tschechien und Bayern nun endlich aus der Welt schaffen. Dazu haben sich am Donnerstag die Verkehrsminister der Republik und des Freistaates in Prag getroffen.

Autobahn D5  (Foto: ŠJů,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Wenn ein Tscheche den Freistaat Bayern besuchen will oder umgekehrt ein Bayer die Tschechische Republik erkunden möchte, dann werden beide in der Regel mit dem Auto anreisen. Denn die Autobahnen D5 und A6 garantieren eine schnelle Verbindung zwischen beiden Ländern. Das bestätigt auch Bayerns Innen- und Verkehrsminister Joachim Herrmann:

„Wir wollen, nachdem wir straßenmäßig bereits eine sehr gute Verbindung haben, nun auch die Schienenverbindung zwischen Bayern und Tschechien deutlich verbessern. Und das auf zwei Strecken: Zum einen vom Norden Nürnbergs bis nach Prag und zum anderen von München nach Prag. Beide Strecken müssen elektrifiziert und beschleunigt werden.“

Die Trasse zwischen Pilsen und Česká Kubice ist eingleisig  (Foto: Mef.ellingen,  Wikimedia CC BY 3.0)
Und das müssen die bayerischen Schienenstränge in Richtung Tschechien in der Tat. Denn die zwei Strecken zwischen Nürnberg und Schirnding sowie zwischen Regensburg und Furth im Wald haben keine Elektrifizierung und sind noch dazu größtenteils eingleisig. Das trifft ebenso auf die böhmische Trasse zwischen Plzeň / Pilsen und Česká Kubice / Deutsch Kubitzen zu. Deshalb ist die Schienenverbindung von Prag nach München auch noch ein Relikt aus längst vergessenen Zeiten. Das wolle der Freistaat nun ändern, erklärte Herrmann:

„Für die Strecke zwischen München und Prag werden wir jetzt von bayerischer Seite zusätzliche Planungsmittel bereitstellen, weil wir nicht warten wollen, bis das von Berlin finanziert wird. Deshalb hat der bayerische Landtag sechs Millionen Euro extra zur Verfügung gestellt, damit jetzt in den nächsten zwei Jahren wenigstens die Vorplanungen in Auftrag gegeben werden können.“

Dan Ťok  (Foto: ČT24)
Die in München getroffene Entscheidung, Mittel zur Vorfinanzierung der Planungsetappe zum Bau der Bahnstrecke bereitzustellen, wird in Prag gewürdigt. Der tschechische Verkehrsminister Dan Ťok:

„Ich begrüße es außerordentlich, dass sich die bayerische Seite dazu entschlossen hat, nicht erst darauf zu warten, bis das Projekt im Rahmen des Bundesverkehrswegeplanes gebilligt wird. Die von bayerischer Seite bereitgestellten Planungsmittel ermöglichen uns daher, nun bereits gemeinsam Fördermittel aus dem entsprechenden EU-Fonds zu beantragen. Damit werden wir zudem den gesamten Prozess zum Ausbau der Strecke so beschleunigen, dass die Zugverbindung von Prag über Pilsen nach München so schnell wie möglich modernisiert ist.“

Joachim Herrmann  (Foto: Gerd Seidel,  Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Dass dies dringend notwendig ist, bekräftigte Minister Herrmann:

„Gegenwärtig haben wir Fahrzeiten zwischen München und Prag von knapp oder sogar über sechs Stunden. Das ist letztlich fast noch schlimmer als es vor 50, 70 oder 80 Jahren war. Wir brauchen hier endlich eine Modernisierung. Unsere Zielvorstellung ist, auf eine Fahrzeit von vier bis viereinviertel Stunden zu kommen. Das ist bei Elektrifizierung, Beschleunigung und modernen Zügen möglich. Und die gemeinsame Zielsetzung meines tschechischen Kollegen und von mir ist, dass wir das 2025 abgeschlossen haben könnten.“

Darüber hinaus versicherte Herrmann, dass der Freistaat Bayern nun auch beim Ausbau der Bahnstrecke von Nürnberg nach Prag an Tempo zulegen werde:

„Deutschland und Tschechien haben schon vor 20 Jahren einen Staatsvertrag über den Ausbau der Strecke Nürnberg – Marktredwitz – Cheb / Eger – Prag geschlossen. Die Tschechen haben ihre Hausaufgaben gemacht. Auf bayerischer Seite aber hat der Bund in Zuständigkeit der Deutschen Bahn das leider nicht so vorangebracht. Da gibt es jetzt dringenden Nachholbedarf.“