Und doch haben sie sich gern – Premier Sobotka zu Besuch in Bayern

Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik

Die Bayerisch-Tschechische Landesausstellung zu Karl IV. geht in die zweite Runde. Und das im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Bei der feierlichen Eröffnung war auch der tschechische Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten). Doch es ging um weit mehr als nur das 700-jährige Geburtstagskind Karl.

Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik
Mittelalterliche Musik, Manuskripte, Gotik und überall Karl IV. – die gemeinsame Bayerisch-Tschechische Landesaustellung zum deutsch-böhmischen Herrscher geht in die Verlängerung. Und das in der ehemaligen Reichsstadt Nürnberg. Zuvor war sie in etwas breiterem Umfang den Sommer über in Prag zu sehen gewesen. Auch hochkarätiger Besuch aus Tschechien ist zur feierlichen Eröffnung angereist – Premier Bohuslav Sobotka, Kulturminister Daniel Herman (Christdemokraten) und der Generaldirektor der Nationalgalerie in Prag, Jiří Fajt. Doch schon bei den Festreden wird klar, dass es hier nicht nur um den mittelalterlichen Regenten geht. So betont der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer im Festsaal des Germanischen Nationalmuseums:

Bohuslav Sobotka und Horst Seehofer  (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen Republik)
„Ich bin stolz, heute sagen zu können: Bayern und Tschechen sind wieder Freunde im Herzen Europas. Dieses Glück unserer Gegenwart ist aber zugleich Auftrag und Verpflichtung für die Zukunft. Wir wollen die Kontakte zwischen unseren Ländern weiter vertiefen. Denn diese Freundschaft kann nicht vom Staat verordnet werden. Sie muss von den Menschen selbst gelebt werden. Von jeder Generation aufs Neue.“

Die Beziehungen sind zurzeit so gut wie nie zwischen Bayern und Tschechien. Und das obwohl gerade hier lange Eiszeit herrschte – der bayerische Staat versteht sich nämlich traditionell als Schutzmacht für die Sudetendeutschen.

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Auch Premier Sobotka ist von einer guten Entwicklung überzeugt. Vor allem sieht er die Wirtschaft als entscheidenden Faktor.

„Unsere Kontakte sind sehr intensiv. Das entspricht auch dem, dass wir zwei Nachbarländer mit sehr guten nachbarschaftlichen Beziehungen sind. Bayern ist unser wichtigster Handelspartner. Unter allen deutschen Bundesländern ist es gerade der Freistaat, mit dem wir den besten wirtschaftlichen Austausch haben. Und dieser wächst sogar noch weiter.“

Genauso wie sein bayerischer Amtskollege sieht Sobotka aber auch Bereiche, die ausbaufähig sind. Insbesondere denkt der tschechische Premier an die rein praktischen Verkehrsverbindungen zwischen Bayern und Tschechien, konkret zwischen München oder Nürnberg und Prag.

Illustrationsfoto: Aktron,  CC BY 3.0
„Ich bin froh, dass Schritt für Schritt Erfolge sichtbar werden. Prioritäten sind ganz klar die Verbindungen zwischen Pilsen und Nürnberg, aber auch zwischen Pilsen und München. Wir von unserer Seite modernisieren die Eisenbahnverbindung fortwährend und investieren in dem Bereich viel Geld – und das vor allem in die Geschwindigkeit und Elektrifizierung der Strecken. Wir wären froh, wenn auch auf bayerischer Seite der Ausbau der Gleise von Nürnberg und München nach Pilsen an Fahrt gewinnt.“

Die jüngere Vergangenheit bleibt hingegen ausgeklammert – auch wenn der Bundesvorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Bernd Posselt, ebenso unter den geladenen Ehrengästen des Festaktes ist. Ministerpräsident Seehofer betont, dass gerade die Jugend entscheidend sei bei der Pflege der bayerisch-tschechischen Freundschaft. Auch für Premier Sobotka ist die Beziehung Tschechiens zu den Verbänden der Sudetendeutschen diesmal kein Thema. Obwohl gerade auch er einer Annährung in der Vergangenheit nicht ablehnend gegenüberstand.

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„Von meiner Seite sind keine Verhandlungen und Treffen dieser Art angedacht. Heute sind nur Verhandlungen mit Ministerpräsident Seehofer vorgesehen, sowie die gemeinsame Eröffnung dieser Ausstellung.“

Diese war mit fast 100.000 Besuchern indes eine der erfolgreichsten Ausstellungen überhaupt in Tschechien. Ob sie auch in Bayern einen solchen Ansturm erfährt, wird sich bis März kommenden Jahres zeigen.