Tschechiens Tennisdamen überzeugen in Paris

Karolína Plíšková (Foto: ČTK)

Im Tennis haben die Damen aus Tschechien einmal mehr überzeugt: Lucie Šafářová bejubelte den Turniersieg bei den French Open im Doppel, Karolína Plíšková stieß im Einzel erstmals bis ins Halbfinale vor. Die Fußballer aber waren ernüchtert: In der WM-Qualifikation brachten sie nur einen Punkt aus Norwegen mit nach Hause.

Karolína Plíšková  (Foto: ČTK)
„Die Erfahrung aus diesem Turnier wird mir in der Zukunft helfen“, so Karolína Plíšková. Die Tschechin ist beim jüngsten Grand-Slam-Turnier in Paris, das am Sonntag zu Ende ging, erstmals bis ins Halbfinale im Einzelwettbewerb der Damen vorgestoßen. Eine Leistung, auf der sich aufbauen lässt, findet auch ihr Trainer David Kotyza:

„Wir wissen, welche Ergebnisse Karolína hier vorher hatte. Sie schied häufig schon in der zweiten Runde aus, und jetzt stand sie im Semifinale. Und ich meine, sie hat hier gegen die momentan beste Sandplatzspielerin verloren. Von daher kann ich sie nur loben. Möglicherweise hat sie selbst nicht so recht geglaubt, wie gut sie auch auf Asche spielen kann. Jetzt weiß sie es.“

Die Kontrahentin, gegen die Karolína Plíšková in der Vorschlussrunde die Segel streichen musste, war Simona Halep. Die Rumänin gewann die erstklassige Partie in drei Sätzen mit 6:4, 3:6 und 6:3. Mit einem Sieg wäre Plíšková aber nicht nur in das Finale der French Open eingezogen, sondern hätte die Deutsche Angelique Kerber sogar als Führende der Weltrangliste abgelöst. Auch wenn ihr dies nicht gelungen ist, sie war trotz allem nicht unzufrieden:

Simona Halep  (Foto: ČTK)
„Das war heute ein sehr ausgeglichenes Match. Simona hat erneut gezeigt, was für eine ausgezeichnete Sandplatzspielerin sie ist. Sie hat hier schon einmal im Finale gestanden, heute hat sie bestätigt, dass ihr das Turnier in Paris sehr liegt. Mit meiner Leistung bin ich aber zufrieden, auch wenn ich das Finale knapp verpasst habe. Auf jeden Fall haben die Zuschauer aber ein sehr gutes Spiel gesehen.“

Und sie haben eine Karolína Plíšková gesehen, die sich anschickt, schon bald die Nummer eins der Welt zu werden. In diesem Fall würde die im nordböhmischen Louny / Laun geborene Tschechin ihren kometenhaften Aufstieg vorerst krönen. Als sie 2007 als 15-jährige Juniorin in den Tenniszirkus einstieg, wurde sie auf Platz 733 geführt. Seit spätestens 2014 aber kommt sie ihrem Ziel immer näher: Im Jahr darauf war sie Elfte, 2016 Sechste und nun ist sie die Dritte in der WTA-Weltrangliste. Durch das frühe Ausscheiden von Kerber hatte sie in Paris nun das erste Mal die Chance, den Thron der Tennisdamen zu besteigen. Der Sand von Roland Garros allerdings ist nicht gerade ihr Lieblingsgeläuf. Als starke Serve- und Volley-Spielerin liegen Plíšková die schnelleren Beläge weitaus mehr. Und die Turniere auf diesen Böden stehen jetzt an, freut sich die 25-Jährige:

Karolína Plíšková: „Ich glaube fest an eine weitere Chance, die Nummer eins der Welt zu werden. Denn jetzt kommen die Turniere auf Rasen und danach auf Hartplatz, das könnte für mich die perfekte Gelegenheit sein.“

„Ich glaube fest an eine weitere Chance. Hier, auf dem Pariser Sand, war es für mich im Grunde genommen schwer, ins Endspiel zu kommen. Auch wenn es mich natürlich gereizt hat, bei einem Finaleinzug die Nummer eins zu werden. Mir fehlte am Ende nur ein gewonnener Satz. Aber jetzt kommen die Turniere auf Rasen und danach auf Hartplatz, das könnte für mich dann die perfekte Gelegenheit sein.“

Sollte Karolína Plíšková beispielsweise das nächste große Turnier in Wimbledon gewinnen. wäre sie die erste Tschechin überhaupt, die in einer internationalen Tennis-Rangliste ganz oben steht. Vor ihr ist das lediglich Martina Navrátilová und Ivan Lendl gelungen. Als diese beiden Tennis-Legenden jedoch seinerzeit den Platz an der Sonne erreicht hatten, waren sie bereits US-Bürger. Zuvor waren Navrátilová und Lendl aus der kommunistischen Tschechoslowakei geflüchtet.

Bethanie Mattek-Sands und Lucie Šafářová  (Foto: ČTK)
Und dennoch: Beim Turnier in Paris hatte schließlich doch eine Tschechin allen Grund zu feiern. Die Rede ist von Lucie Šafářová, die mit ihrer amerikanischen Partnerin Bethanie Mattek-Sands das Damendoppel gewann. Am Sonntag setzte sich das Duo im Finale gegen die australischen Kontrahentinnen Ashleigh Barty und Casey Dellacqua klar und deutlich mit 6:2 und 6:1 durch. Danach durften Šafářová und Mattek-Sands ihren dritten Grand-Slam-Pokal in Folge entgegennehmen und ihren fünften Grand-Slam-Turniersieg insgesamt bejubeln. Gemeinsam konnten sie dann erneut die Sektkorken knallen lassen. Und auf die Frage des Reporters vom Tschechischen Rundfunk, ob man des Sekttrinkens nicht schon über sei, antwortete Šafářová mit einem breiten Grinsen:

„Das schmeckt immer. Dieses Gefühl friert nicht ein. Der heutige Sieg ist das Sahnehäubchen auf der Torte. Ich bin sehr glücklich, dass wir den Turniersieg errungen haben.“

Nach ihren Erfolgen bei den US Open (2016) und den Australian Open (2017) sind Šafářová und Mattek-Sands schon längst die Nummer eins in der Doppelkonkurrenz der Damen. Und so spielten sie auch auf der Roland-Garros-Anlage in Paris. Lucie Šafářová:

Lucie Šafářová: „Der Weg ins Finale eines Grand-Slam-Turniers ist nicht so einfach, auch wenn wir im Turnierverlauf nur einen einzigen Satz abgegeben haben. Wir müssen jeden Moment auskosten, denn später kann es schon vorbei sein.“

„Der Weg ins Finale eines Grand-Slam-Turniers ist nicht so einfach, auch wenn wir im Turnierverlauf nur einen einzigen Satz abgegeben haben. In der zweiten Runde aber hätten wir auch ausscheiden können, wir mussten den zweiten Satz gewinnen. Bei mir lief es nicht rund, doch Bethanie hat uns im Spiel gehalten. Danach war es umgekehrt, da habe ich das Spiel diktiert. Wir haben das Turnier gewonnen, weil wir zusammen Spaß haben am Doppel und auch gut miteinander harmonieren. Wir müssen jeden Moment auskosten, denn später kann es schon vorbei sein.“

Von den vier Grand-Slam-Turnieren haben Šafářová und Mattek-Sands lediglich das in Wimbledon noch nicht gewonnen. Das steht nun als nächstes an. Die 30-jährige Šafářová aber möchte noch nicht zu viel darüber nachdenken:

„Es wäre großartig, wenn uns auch dort der Turniersieg gelänge. Der Weg dahin ist jedoch schrecklich lang. derzeit fühlen wir uns gut in Form und ich hoffe, dass wir auf dieser Erfolgswelle auch auf Rasen weiterschwimmen werden. Es wäre schön, wenn es klappt.“


Fußball: Auf dem Weg nach Russland ist Tschechien erneut gestolpert

Foto: ČTK
Die Qualifikation für die Fußball-Weltmeisterschaft 2018 in Russland ist mittlerweile in ihre zweite Hälfte gestartet. Aus den ersten fünf von insgesamt zehn Gruppenspielen hatte Tschechien nur acht Punkte geholt. Von daher war den Spielern wie auch Trainer Karel Jarolím klar, dass man zulegen müsse. Gegen Norwegen sollte nun am Samstag in Oslo der Anfang gemacht werden. Weil die Skandinavier bisher schwach spielten und mit nur drei Punkten schon abgeschlagen waren, wollten die Tschechen aus der Fremde gern drei Punkte mitnehmen. In der ersten Halbzeit brachte man das Vorhaben auch auf einen guten Weg, denn nach gut einer halben Stunde netzte Verteidiger Theodore Gebre Selassie zur verdienten 1:0-Führung der Gäste ein. Bei dem Treffer handelte es sich um eine echte „Bundesliga-Produktion“, schilderte der Bremer später:

Tomáš Souček  (rechts). Foto: ČTK
„Von der rechten Seite brachte Pavel Kadeřábek (Hoffenheim, Anm. d. Red.) eine gute Flanke vor das Tor. Ich lauerte im Strafraum in Höhe des zweiten Pfostens und hoffte, dass die Flanke bis zu mir durchkommt. Das passierte, und dann habe ich mich nur noch darauf konzentriert, dass ich den Ball nicht auf die Tribüne dresche.“

Das tat er nicht, und die Tschechen hatten sich somit für ihre gefällige Spielweise vor der Halbzeit auch belohnt. Kurz nach dem Seitenwechsel traf Mittelfeldspieler Tomáš Souček bei einem Konter noch die Latte. Doch statt des möglichen 2:0 kassierten die Gäste durch einen von Tomáš Sivok verschuldeten Foulelfmeter den 1:1-Ausgleich. Was folgte war eine Leistung, die Trainer Jarolím die Zornesröte ins Gesicht trieb:

Karel Jarolím  (Foto: ČTK)
„Ich bin sehr enttäuscht. Denn nach der guten ersten Halbzeit glaubte ich fest daran, dass wir in der Lage sind, zumindest das Ergebnis zu halten. Oder besser noch, dass wir ein, zwei weitere Tore erzielen. Wir haben dann aber leider Fehler gemacht mit fatalen Folgen.“

Gerade Innenverteidiger Sivok war völlig von der Rolle und hätte um ein Haar sogar noch einen zweiten Gegentreffer verschuldet – Torhüter Tomáš Vaclík aber bügelte den Fehler seines Vordermanns mit einer tollen Parade aus. Trotzdem, das magere 1:1 hilft der tschechischen Mannschaft nicht weiter. Im Gegenteil: Da Mitkonkurrent Nordirland einige Stunden zuvor mit 1:0 in Lettland gewann, haben die Schützlinge von Trainer Jarolím weiter an Boden verloren. Die Nordiren haben als Zweiter der Gruppe C bereits vier Punkte Vorsprung auf Tschechien bei noch ausstehenden vier Spieltagen. Zum nächsten Gruppenspiel erwartet Tschechien am 1. September in Prag den hohen Favoriten und WM-Titelverteidiger Deutschland. Die Deutschen haben gegen den krassen Außenseiter San Marino 7:0 gewonnen und führen die Tabelle nach sechs Siegen in sechs Spielen klar und souverän an.

Autor: Lothar Martin
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