Tschechisch-österreichisches Radio soll aus der Taufe gehoben werden
Im oberösterreichischen Freistadt nahe der tschechischen Grenze entsteht ein einzigartiges Radioprojekt. Ab März soll von hier aus die erste grenzübergreifende Rundfunksstation in Mitteleuropa senden. Womit sie die Zuhörer in den Regionen Mostviertel und Südböhmen ansprechen möchte, das hat Jakub Siska erfragt.
Hinter der Idee einer grenzüberschreitenden Radiostation steht eine ganze Reihe von Bürgerinitiativen und engagierten Privatpersonen aus der Freistädter Region. Das Konzept hat schon 2001 anlässlich des "Festivals der Regionen" funktioniert. Innerhalb von zwei Wochen wurden damals mehr als 40 Sendungen abwechselnd aus Freistadt und Ceský Krumlov gestaltet. 2003 bekam die Station "Freier Rundfunk Freistadt" von der österreichischen Radiobehörde eine Lizenz, erklärt Geschäftsführer Leopold Tremetzberger:
"Wir starten im März, allerdings mit einem eingeschränkten Programm, und werden versuchen, schrittweise ab September 2005 mit einem Vollprogramm zu kommen. Unter anderem ist gerade ein Projekt in Vorbereitung, das gemeinsam mit unseren Partnern in Tschechien zusammengestellt wird. Im Rahmen dieses Projektes werden wir in beiden Sprachen über Themen und Anliegen von beiden Seiten berichten. Dafür suchen wir natürlich noch weitere Partner in Tschechien."
Die Sendungen werden aus Mitteln der Europäischen Union und teilweise auch mit Geldern des Landes Oberösterreich finanziert."Das Radio selbst wird keine kommerzielle Station sein, das heißt, es wird keine Werbung im klassischen Sinne geben. Wir möchten aber interessante Projekte im regionalen wirtschaftlichen und touristischen Bereich bearbeiten und diese der Öffentlichkeit auf beiden Seiten vorstellen. Unser Ziel ist es, die österreichischen und tschechischen Unternehmen zu präsentieren, aber nicht im Sinne von Werbung, sondern im Sinne von grenzüberschreitenden Kontakten."
Der wichtigste tschechische Partner des Freistädter Radios ist das Jugendhaus in Ceský Krumlov. Seine Beiträge für die gemeinsame Sendung sind thematisch nicht beschränkt, die junge Handschrift ist aber dennoch offensichtlich. Anfangs plant man einen Sendebetrieb von einer Stunde pro Woche, sagt Radioleiter Jan Látal:"Eine Stunde pro Woche scheint vielleicht wenig zu sein. Unsere Redaktion ist aber aus Jugendlichen zusammengestellt, die nach der Schule zu uns kommen und dann mit einem Minidisc-Gerät und einem Computer in ihrer Freizeit arbeiten. Schon allein die Tatsache, dass 15- oder 17-Jährige das regionale Geschehen beobachten und darüber regelmäßig berichten wollen, ist aus meiner Sicht interessant. Obwohl also eine Stunde wöchentlich für eine Radiosendung nicht viel ist - für uns wird das sicherlich genug sein."
Anfangs will der Freie Rundfunk Freistadt vor allem Musik senden und schrittweise auch gesprochene Programme hinzufügen. Die Aufteilung in beide Sprachen ist grundsätzlich nicht genau festgelegt, das Verhältnis sollte aber ausgeglichen sein. Die grenzüberschreitende Radiosendung will damit auf beiden Seiten auch zum Lernen der Sprache des Nachbarn motivieren.