Tschechische Polizei erhält neue Pistolen aus heimischer Produktion

Pistole

Am vergangenen Freitag wurde per Vertragsunterschrift vermutlich das Ende eines der größten Probleme der tschechischen Polizei besiegelt: ihre Bewaffnung. Es handelt sich um einen Vertrag zur Neuausstattung der tschechischen Polizei mit 46.000 Pistolen vom Typ CZ 75D Compact, der von Innenminister Stanislav Gross und Vertretern des Lieferanten, der einheimischen Waffenfabrik Ceská zbrojovka Uherský Brod, unterzeichnet wurde. Warum dieser Vertrag einen großen Schritt nach vorn bedeutet, dazu ein Beitrag von Lothar Martin.

Der Vertragsunterschrift zwischen dem tschechischen Innenministerium und der Waffenschmiede war eine sechsjährige Pein vorausgegangen, in der sich die ostmährische Firma nicht in der Lage sah, qualitativ gute, den europäischen Standards entsprechende Pistolen herzustellen. Die Vorgängertypen der neuen Waffe, die Pistolen CZ-75 und CZ-82, hatten sich nämlich als unsicher, ja lebensgefährlich erwiesen, da sich bei ihnen infolge einer fehlenden Schlagsicherung nicht selten ein Schuss löste, wenn von der Waffe recht unsanft Gebrauch gemacht wurde. 1994 bezahlte zum Beispiel der Deutsche Markus Rankel für diese gravierende Unzulänglichkeit mit dem Leben, als er im mittelböhmischen Pribram von einem sich lösenden Schuss aus der Dienstwaffe eines Polizeibeamten tödlich getroffen wurde. Vier Jahre später traf ein Schuss aus einer einem Polizisten aus dem Schaft gefallenen Pistole, der sich beim Aufprall gelöste hatte, einen zufällig vorbeikommenden Passanten im Genick. Der Fußgänger überlebte seine schweren Verletzungen, die ihn allerdings sein Leben lang gezeichnet haben.

Im Jahr 1996 war erstmals eine öffentliche Ausschreibung zur Umrüstung der tschechischen Polizei erfolgt, doch die Waffenfabrik in Uherský Brod konnte wiederholt die hohen Anforderungen nicht erfüllen. Konkurrierende Firmen waren ebenso nicht erfolgreich, auch wenn deren Waffen stets unvergleichlich bessere Ergebnisse aufwiesen als die der Firma Ceská zbrojovka. Zum Beispiel die der Firma Walther. Die tschechische Regierung stornierte schließlich im vergangenen Jahr die Ausschreibung und wählte einen Waffenhersteller auf direktem Wege aus, was ihr ein gerade neu angenommenes Gesetz ermöglichte. Der "ausgesuchte" Lieferant war erneut das einheimische Unternehmen, dass jedoch die Kriterien der soeben stornierten Ausschreibung erfüllen musste.

Von diesen Bedingungen, nämlich 500 Exemplare des neuen Pistolentyps zu technischen und praktischen Tests anzufertigen, wurde nur der zehnte Teil, d.h. 50 Waffen, erfüllt. Polizeiexperten hegen deshalb den Verdacht, dass es sich hier um Spezialanfertigungen handelt, deren Qualität die nachfolgende Serienproduktion womöglich nicht standhält. Firmendirektor Vladislav Volenec ist vom Gegenteil überzeugt. Doch zur Sicherheit hat Innenminister Stanislav Gross in die Firma Kommissare abbestellt, die die Qualität der Produktion überprüfen sollen.

Die Produktion wird sich dem Vertrag zufolge über vier Jahre erstrecken und dem tschechischen Unternehmen ein Auftragsvolumen von 557 Millionen Kronen sichern. Die ersten 1000 Stück der neuen Pistolen werden noch in diesem Jahr geliefert, mit denen die Polizisten der unter das Polizeipräsidium fallenden Organe ausgerüstet werden. Innenminister Gross fügte hinzu, dass die Qualität der Waffen den hohen Anforderungen des Ressorts und der Polizei an die Sicherheit, Zuverlässigkeit und Genauigkeit erfülle.