Tschechische Stipendiaten in Deutschland

Janua

Ein Jahr oder Semester im Ausland studiert zu haben, gehört in Westeuropa heute bereits zum guten Ton und gilt vielen Arbeitgebern als Beweis für mehr Erfahrung, Sprachkenntnisse und Flexibilität. In Tschechien mangelt es bislang sowohl an Möglichkeiten als auch am Interesse, im Ausland zu studieren. Aber nicht überall... Silja Schultheis berichtet.

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Die studentische Vereinigung "Janua linguarum reserata" aus Usti nad Labem/Aussig arbeitet seit einigen Jahren mit der deutschen "Gemeinschaft für studentischen Austausch in Mittel- und Osteuropa" - kurz GFPS- und deren polnischer Partnerorganisation zusammen. Eines der wesentlichen Ziele der drei Organisationen besteht in der Stipendienvergabe, die mittels der Unterstützung verschiedener Stiftungen finanziert wird. Am vergangenen Samstag wurden in Usti erneut Stipendiaten für ein Semesterstudium in Deutschland ausgewählt. Ich habe mich danach mit den beiden Janua-Mitgliedern Sarka Srsnova und Dagmar Dindova aus der Auswahl-Kommission unterhalten.

Schultheis:Nach welchen Kriterien werden eigentlich die Bewerber augewählt?

Srsnova: Es gibt mehrere Kriterien. Zu dem ersten gehört das Projekt. Es geht praktisch um die fachliche Motivation des Bewerbers zum Studium oder zum Aufenthalt an einer deutschen Universität. Dieses Kriterium ist jedoch nicht das einzige. Man berücksichtigt bei uns auch die persönliche Motivation, also das besondere Interesse das Bewerbers. Und dabei wird auch die Persönlichkeit bewertet, kann man sagen. Denn mit der Vergabe des Stipendiums endet die ganze Sache nicht. Die GFPS und Janua organisieren dann in Deutschland für die Stipendiaten verschiedene Treffen, verschiedene Programme...

Bewerber, die fachlich ausgezeichnet sind, an Kontakten zu anderen Studenten aus Tschechien, Polen und Deutschland aber kein besonderes Interesse zeigen, haben bei Janua daher schlechte Chancen für ein Stipendium ausgewählt zu werden.

Dagmar Dindova, eine der ersten tschechischen Stipendiatinnen der GFPS und inzwischen überzeugtes Janua-Mitglied, fragte ich nach ihrer wichtigsten Erfahrung während ihres Semesterstudiums in Deutschland:

"Die wichtigste Erfahrung? Das ist schwer zu sagen, denn da waren so viele Erfahrungen... Zum Beispiel: Ich habe ein Klischee verloren (kann man so sagen?). Bei uns sagt man immer: In Deutschland ist alles pünktlich. Die Deutschen sind so pünktlich, dass man nach ihnen die Uhr richten kann. Und dann habe ich festgestellt, dass es in Deutschland zwar pünktlicher als bei uns ist, aber nicht soo pünktlich. Und das war nett für mich, denn wenn jemand immer pünktlich ist, ist er nicht so menschlich. Und die wichtigste Erfahrung? Die Menschen waren sehr nett zu mir und wir konnten gemeinsam über dieselben Sachen sprechen."

Mehr über die Tätigkeit von Janua und ihrer polnischen wie deutschen Partnerorganisation erfahren Sie im Internet unter www.gfps.org.