Tschechische Wissenschaft mehrheitlich von Privatsektor getragen
Das Tschechische Statistikamt hat wieder einmal seine Excel-Tabellen sprechen lassen. Demnach hat die tschechische Wissenschaft im vergangenen Jahr ein Fünftel mehr Geld erhalten – im europäischen Vergleich ist sie aber noch immer unterfinanziert.
Umgerechnet 2,8 Milliarden Euro – so viel erhielten die tschechischen Forschungs- und Lehreinrichtungen im vergangenen Jahr. Es war so viel wie nie zuvor. Martin Mana vom tschechischen Statistikamt ordnet die Zahlen in den europäischen Kontext ein:
„Im Rahmen der neuen Staaten der Europäischen Union stehen wir verhältnismäßig gut da, zusammen mit Slowenien ist das Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt am höchsten. Im Vergleich aber zu den nordeuropäischen Staaten oder Deutschland und Österreich liegen wir aber noch immer zurück.“
Die finanziellen Mittel, die der Wissenschaft hierzulande zur Verfügung stehen, setzen sich dabei aus den unterschiedlichsten Quellen zusammen: 37 Prozent der Mittel kamen 2011 aus öffentlichen Quellen, weitere 9 Prozent steuerte Brüssel bei. Tomáš Hruda ist stellvertretender Bildungsminister und erklärt die Verteilung:
„Es lassen sich zwei Schlüsselkategorien unterscheiden. Zum einen sind es zweckgebundene Mittel, die man beantragt und die sehr umworben sind. Zum anderen gibt es noch die institutionelle Unterstützung, die der längerfristigen konzeptionellen Entwicklung der jeweiligen Organisationen dient.“Aber 53 Prozent der Gesamtzuwendungen kamen von Firmen. Damit hat der Privatsektor in Tschechien erstmals mehr Geld in die Wissenschaft investiert als der öffentliche Sektor. Eduard Palíšek ist Generaldirektor von Siemens Tschechien:
„Wir sind uns sehr bewusst, dass es ohne langfristige Investitionen in eine gute Entwicklung und Forschung keine Konkurrenzfähigkeit gibt. Das gilt nicht nur für die Firmen, sondern auch für den Staat. Deshalb gründen wir in unseren Werken neue Entwicklungszentren und bauen die alten weiter aus.“Die Firmen investieren vor allem in die eigene technische Entwicklung und in die Technischen Hochschulen. Aber auch der öffentliche Sektor fördert vor allem die Naturwissenschaften und an zweiter Stelle die Ingenieurswissenschaften. Am wenigsten erhalten die Geisteswissenschaften mit 7 Prozent der öffentlichen Mittel und die Sozialwissenschaften mit unter 6 Prozent der staatlichen Aufwendungen.