Tschechische Zoos: Finanzierungsprobleme trotz erfolgreicher Spendenkampagne
Seit drei Monaten sind die tschechischen Zoos erneut geschlossen wegen der Corona-Restriktionen. Ohne Besuchergelder fehlen ihnen aber die wichtigsten Einnahmen. Vor allem kleinere Anlagen befürchten bereits, dass sie einige ihrer Tiere an finanzkräftigere Parks abgeben müssen. Die Öffentlichkeit spendet zwar, und der Staat hat ebenfalls Hilfen beschlossen. Doch reicht das?
Normalerweise kommen jährlich sieben Millionen Besucher in die tschechischen Zoos. Schon im vergangenen Jahr waren die Einnahmen wegen der Schließungen eingebrochen. Dem Zoologischen Garten im nordböhmischen Liberec / Reichenberg zum Beispiel fehlte deswegen ein Viertel der Einkünfte. In diesem Jahr hatten die Tiergärten wegen der Corona-Pandemie noch keinen einzigen Tag geöffnet. David Nejedlo ist Leiter des Zoos in Liberec und befürchtet drastische Folgen:
„Die Pflege der Tiere ist der kleinste Teil unserer Ausgaben. Diese werden wir immer gewährleisten. Die Frage ist aber, ob wir uns weiter all jene Tiere leisten können, die zu unserem Schutzprogramm gehören. Vielleicht müssen wir bestimmte Arten oder einzelne Exemplare reicheren Tiergärten überlassen.“
Weil sich einige tschechische Zoos am Rande ihrer finanziellen Möglichkeiten befinden, haben die Betreiber vor kurzem Alarm geschlagen. Das hat eine Solidaritätswelle in ausgelöst. So sammelte der Tiergarten im ostmährischen Zlín innerhalb von drei Wochen rund acht Millionen Kronen (300.000 Euro) an Spendengeldern. Die Sprecherin des Zoos, Romana Bujáčková, war ganz ergriffen, als sie sich im Tschechischen Rundfunk dafür bedankte.
„Ich hätte nicht gedacht, dass die Menschen das schaffen. Die Hilfe kommt wirklich aus dem ganzen Land – von Aš bis nach Nordmähren. Und unglaublich ist, dass der Geldstrom nicht nachlässt“, so die Sprecherin.
Ihren Informationen nach ist nun der Betrieb des Zoos für ein bis zwei weitere Monate gesichert. Die Spenden laufen unter anderem über den Kauf von Jahreskarten oder auch über sogenannte Tieradoptionen.
Zudem beschloss Umweltminister Richard Brabec (Partei Ano) am Mittwoch, dass für die 29 lizenzierten Zoos im Land die Futterbeihilfen des Staates aufgestockt werden. Und zwar von bisher 20 Million Kronen (770.000 Euro) im Jahr auf nun 80 Millionen Kronen (drei Millionen Euro). Doch das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, wie aus den Rechnungen des Zoodirektors in Zlín, Roman Horský, hervorgeht:
„Der Betrieb ist teuer. Wenn ich die Ausgaben für die Angestellten, die Tiere, den Energiebedarf und nötige Ausbesserungen zusammenzähle, komme ich bei Normalbetrieb auf 250.000 Kronen (ca. 9600 Euro, Anm. d. Red.) täglich.“
Anders als Restaurants oder die Skigebiete können Zoos nicht einfach komplett schließen. Die Betreiber drängen deswegen darauf, dass die Regierung auch die Tiergärten in Corona-Hilfsprogramme aufnimmt. Umweltminister Brabec versprach, dies im Kabinett auf den Tisch zu bringen. Für die Zoobetreiber ist zudem die weitere Entwicklung entscheidend. Přemysl Rabas leitet den Safari Park in Dvůr Králové / Königinnenhof:
„Falls wir spätestens Ende April, Anfang Mai wieder öffnen könnten, dann meistern wir die Sache. Sollten die Schließungen aber länger dauern, dann werden wir die öffentliche Hand um Hilfe bitten müssen.“
Im Übrigen vermissen nicht nur die Betreiber sehnsüchtig die Besucher. Auch die Tiere sind an den normalen Trubel in gewisser Weise gewöhnt. Zwei Künstler sind nun auf die Idee gekommen, die Schimpansen-Gruppen zweier Zoos per Video-Schalte miteinander zu verbinden. Darunter auch der Safari Park in Dvůr Králové. Laut einer dortigen Mitarbeiterin zeigen die Menschenaffen in der Live-Schalte regelmäßig ihren Kollegen ihr Essen. Außerdem kann auch die Öffentlichkeit den „Affengipfel“ online verfolgen.