Tschechischer Kurbetrieb soll Finanzspritze bekommen
4 Milliarden Kronen, das sind rund 125 Millionen Euro - diese Summe soll demnächst in tschechische Kurbäder fließen. Das ist der bisher größte Betrag, den das tschechische Kurwesen auf einen Schlag als Zuschuss erhalten wird. Daniel Satra berichtet.
Verantwortlich für den erwarteten Geldsegen in Karlsbad und Co. ist die Europäische Union. Denn die hat dem werdenden EU-Mitglied 100 Millionen Euro für den Ausbau des Fremdenverkehrswesens versprochen. Damit Tschechien dieses Geld erhält, müssen jedoch auch tschechische Kronen der Bezirke und Gemeinden in Richtung Tourismus fließen. Rund die Hälfte der Aufwendungen will Pavel Nemec, Minister für regionale Entwicklung, in Kurbäder und Sanatorien stecken. Eine Investition, die nicht allein auf eine alternde tschechische Bevölkerung zielt, sondern vor allem Kur-Touristen aus dem Ausland im Visier hat. Denn schon heute kommt jeder dritte Kurgast in Marianské Lázne/Marienbad, Trebon oder Karlovy Vary/Karlsbad nicht aus Tschechien. 126 000 ausländische Patienten haben sich allein im Jahr 2002 in tschechischen Bädern erholt. Im Schnitt zwei Wochen lang bleiben die ausländischen Kur-Touristen. Genug Zeit, um neben den so genannten Anwendungen noch Geld auszugeben, und das fördert die regionale Entwicklung. Das weiß auch Monika Makkiehová, in Tschechiens größtem Kurbad Karlsbad verantwortlich für Kur- und Kulturwesen:
"Die Stadt lebt natürlich von den Kurgästen und Touristen, deshalb sind wir ja schließlich auch Kurbad. Daran schließt sich der Beschäftigungseffekt an, weil bei uns viele Beschäftigte im Kurbereich und im Fremdenverkehr tätig sind."
In Karlsbad führen Bürger aus der ehemaligen Sowjetunion die Statistiken an, insgesamt fällt Platz 1 der zahlenden Kurgäste in Tschechien den Deutschen zu. Sie verbringen mittlerweile doppelt so viele Tage im tschechischen Kurbetrieb, als noch zu Beginn der 90er Jahre. Kur-Tourismus in Tschechien - ein Wachstumsmarkt, so die nahe liegende Vermutung. Der ausländische Kurgast kommt nicht allein um seine körperlichen Leiden zu lindern, er will auch Spaß haben. Das zumindest vermutet Minister Nemec, der einen Großteil des Geldes für den Kurbetrieb in Freizeitmöglichkeiten rund um die Kur investieren will. Makkiehová gibt Nemec Recht:
"Einer Umfrage zufolge sind unsere Kurgäste mit den Dienstleistungen im Kurbetrieb zufrieden. Unzufrieden sind sie hier in Karlsbad hingegen im Bereich Kultur, das Angebot reicht ihnen nicht."
Über eine Förderung aus EU-Töpfen wäre Makkiehová daher froh. Neben kulturellen Angeboten könnte die Stadt Karlsbad dann auch die Sportmöglichkeiten erweitern. Konkrete Vorhaben haben die Karlsbader jedoch noch nicht auf den Weg gebracht.