Auf Kur wie vor 100 Jahren: Sonnenbad in Luhačovice wiedereröffnet
Luhačovice / Luhatschowitz, ganz im Osten Tschechiens gelegen, ist mit gut 5000 Einwohnern keine besonders große Stadt. Aber dank ihrer Mineralquellen befindet sich dort der weitläufigste und älteste Kurbadkomplex Mährens. Das architektonische Juwel ist das sogenannte Sonnenbad (Sluneční lázně). Es wurde nun aufwendig saniert und vergangene Woche wiedereröffnet.
Die „Glagolitische Messe“ ist eines der Stücke von Leoš Janáček, mit denen die Besucher im Sonnenbad empfangen werden. Eine Ausstellung zu dem berühmten Komponisten, der sich regelmäßig in Luhačovice aufhielt, darf nicht fehlen im frisch sanierten Kurgebäude. Direktorin Hana Felcmanová:
„Janáček verbrachte hier insgesamt 25 Kursaisonen. Neben den Behandlungen fand er auch Inspiration und traf seine Musen, die ihn in seinem Schaffen motivierten. Seine ganze Luhačovicer Zeit spiegelt sich in vielen seiner Werke wider.“
Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus ist eine Dominante von Luhačovice. Es wurde einst von dem bedeutenden slowakischen Architekten Dušan Jurkovič entworfen. Lange Zeit wurde das Sonnenbad dem Verfall überlassen, bis 2021 die vollständige Sanierung begann. Seit Donnerstag vergangener Woche ist das Haus wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Begleitet von Janáčeks Klängen führt Felcmanová in den Ruheraum:
„Anliegen des ganzen Projektes war es, das Gebäude in den Originalzustand seiner Entstehungszeit zu versetzen. Somit sieht auch der Ruheraum wieder so aus, wie ihn die Gäste zu Beginn des 20. Jahrhunderts vorfanden und nutzten.“
Die geschmackvoll verzierten Balken, Fensterrahmen und die Decke aus Holz verleihen dem Saal eine warme Atmosphäre, Liegen und Bänke haben eine neue Polsterung erhalten.
In einem weiteren Raum ist ein altes Mühlwerk zu sehen – Jurkovič habe das Kurhaus nämlich auf den Grundmauern der Jestřabín-Mühle errichtet, so Felcmanová. Diese stammte von Anfang des 18. Jahrhunderts. An dem alten Mauerblock vorbei geht es für den Bescher dann in einen hellen Raum, in dem drei edle Holzwannen gezeigt werden. Auch hier sind an den Wänden zeitgenössische Bilder und erläuternde Texte angebracht.
Während der dreijährigen Sanierungsphase ist auch das Außengelände des Sonnenbades hergerichtet worden. Dies sei in dem eigentlichen Projekt, für das es eine öffentliche Finanzierung gab, zunächst gar nicht vorgesehen gewesen, sagt der Generaldirektor des Kurbads Luhačovice, Jiří Dědek.
„Alle Arbeiten im Außenbereich haben wir also mit eigenen Mitteln bezahlt. Die Renovierung war recht kompliziert, denn auch hier mussten natürlich strenge Vorgaben des Denkmalschutzes und unseres Architekten eingehalten werden. So wurden etwa die Farben anhand von Originalfotos und Materialanalysen ausgewählt.“
In dem historischen Swimmingpool darf heute zwar nicht mehr gebadet werden. Aber neue Gehwege und ein Steg laden zum Verweilen ein und erlauben es, zumindest die Füße ins Wasser zu halten.
Die Sanierungskosten für das Sonnenbad in Luhačovice haben mehr als 150 Millionen Kronen (6,1 Millionen Euro) betragen.
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