Tschechischer Regierungschef beteuert Unschuld in "Wohnungsaffäre"

Der wegen eines undurchsichtigen Wohnungskaufs in die Kritik geratene tschechische Ministerpräsident Stanislav Gross (CSSD) hat in einer Rede im Prager Parlament seine Unschuld beteuert. Das Geld für den Kauf einer Luxuswohnung vor fünf Jahren habe eine legale Herkunft, sagte der Sozialdemokrat am Dienstag in Prag. Er werde einige Medien wegen der "gezielten Kampagne, die Tschechien schadet", verklagen, kündigte Gross an. Der 35-jährige Premier hatte im August 1999 für umgerechnet 140.000 Euro eine Luxus-Wohnung in Prag erworben und erklärt, einen Teil des Geldes von einem Onkel geliehen zu haben. Die Opposition und zahlreiche Medien zweifeln an dieser Darstellung. Gross kündigte am Dienstag an, seine Besitzverhältnisse von Tschechiens Oberster Sicherheitsbehörde untersuchen zu lassen. Zudem lasse seine Frau ihre ebenfalls in die Kritik geratenen Firmenaktivitäten von Finanzbehörden durchleuchten, sagte der Regierungschef im Abgeordnetenhaus. Die konservative Opposition scheiterte anschließend mit dem Versuch, die Affäre zusätzlich auf die Tagesordnung setzen zu lassen. Aus ihren Reihen und von mehreren Publizisten des Landes waren bereits Rücktrittsforderungen gegen Gross laut geworden. Einen entsprechenden Aufruf im Internet unterzeichneten innerhalb von zwei Tagen mehr als 10.500 Menschen.

Autor: Lothar Martin