"Mein Vaterland" - ein politisches Theaterstück

Petr Lnenicka als Stanislav Gross (Foto: CTK)

"Mein Vaterland" - das ist nicht nur der Titel der bekannten symphonischen Dichtung von Bedrich Smetana, sondern auch der eines neuen Theaterstückes von Iva Klestilova, das am letzten Samstag seine Premiere im Prager Theater Rokoko hatte. Die Hauptdarsteller spielten hochrangige Vertreter der heimischen Politszene - seit einigen Jahrzehnten eher eine seltene Erscheinung in unseren geographischen Breiten. Mehr von Jitka Mladkova:

'Sarka Grossova',  'Jiri Paroubek' und 'Stanislav Gross'  (Foto: CTK)
Premier Jiri Paroubek, Ex-Premier Stanislav Gross, die Parteivorsitzenden der Bürger-und der Christdemokraten, Mirek Topolanek und Miroslav Kalousek, Gesundheitsminister David Rath, kurzum fast die gesamte politische Riege wie auch ihre Familienangehörigen ließ die Autorin auf den Plan treten. Ihre Darsteller präsentierten bekannte Ereignisse, die Zuschauer amüsierten sich prächtig, nicht selten mit Tränen des Lachens in den Augen. "Standa hat Probleme" ist der Titel des ersten Teils der Trilogie, in dem Iva Klestilova auf die Wohnungsaffäre zurückgreift, die Ex-Premier Stanislav Gross, kurz "Standa" genannt, seinen Posten gekostet und seine Frau Sarka das Ende ihrer unternehmerischen Aktivitäten eingebracht hatte. "Standa" und "Sarka" erleben auf der Bühne eine romantische Liebe, die mit der Anschaffung einer vier Millionen teuren Luxuswohnung gekrönt wird. Die Geschichte habe sie in ernstem Ton geschrieben, genau so, wie die beiden sie vor der Öffentlichkeit erzählt hatten, sagte Klestilova. Und warum hat die Autorin überhaupt zum Thema des Polittheaters gefunden?

"Ich bin davon ausgegangen, dass das politische Theater hierzulande auf eine alte Tradition zurückblicken kann, und dass man daran in irgendeiner Form anknüpfen müsste. Für mich ist das daher nichts Neues, im Gegenteil. Ich freue mich schon darauf, dass auch andere Autoren etwas Derartiges schreiben werden, denn die Inspirationen sind wirklich ausgiebig! Hoffentlich wird man bei uns wieder damit beginnen, die Politik als Diskussionsthema wahrzunehmen und auch als solche zu leben. Eine andere Möglichkeit haben wir nicht."

Petr Lnenicka als Stanislav Gross  (Foto: CTK)
In den beiden weiteren Teilen der Theatertrilogie mit den Titeln "Paroubek ist Kamarath" und "Der Onkel hat uns alle lieb" nimmt die Autorin eigenen Worten zufolge das "saftige" Thema der Heimatliebe und das der Machtliebe aufs Korn.

Zur Premiere waren angeblich viele Politiker eingeladen, gekommen ist keiner. Noch vor der Premiere verlautete aus der Nachrichtenagentur CTK die Meldung, der zufolge die Oberste Staatsanwältin der Tschechischen Republik angekündigt hat, sie werde um Informationen über die kürzlich eingestellten Untersuchungen der Wohnungsfinanzierung von Ex-Premier Gross ersuchen. Ob das mit dem Theaterstück "Standa hat Probleme" in Zusammenhang steht, ist nicht bekannt.