Tschechischer Spezialkleber für die Knochen

Foto: Archiv Krankenhaus Brno

Medizinische Technik aus Tschechien gehört zur fortschrittlichsten weltweit. Stetig sind Ärzte und Wissenschaftler hierzulande auf der Suche nach neuen Heilmethoden. Neulich wurde bekannt, dass in Brno ein besonderer Leim entwickelt wurde, der die Heilung bei Knochenbrüchen verbessern könnte.

Foto: Archiv Krankenhaus Brno
Der spezielle Klebstoff wurde von den Ärzten der Uniklinik Brünn in Zusammenarbeit mit dem lokalen Forschungszentrum CEITIC geschaffen. Milan Krtička ist Chefarzt der chirurgischen Unfallklinik und Leiter des Forschungsteams im Krankenhaus. Zum aktuellen Stand des Projekts sagt er:

„Es wurde ein Prototyp entwickelt, der noch in der Testphase ist. Im Labor wurden zunächst Versuche außerhalb eines lebenden Organismus durchgeführt. Jetzt haben wir den letzten Test an Tierkochen vollzogen, die noch frisch waren. Dabei haben wir bereits die Biologie eines lebenden Organismus simuliert.“

Wie die Experten mitteilten, sei das Haftmittel vor allem für die Heilung von sehr splitterigen und damit komplizierten Frakturen bestimmt. Doch wie soll er in dem Knochengewebe wirken? Milan Krtička:

„Der Klebstoff hat einerseits adhäsive Fähigkeiten, das heißt, er hält die Bruchstücke zusammen. Gleichzeitig ist er porös, was den Knochenzellen ermöglicht, über die Struktur des Leims hinaus zu wachsen. Dabei regt er die Regeneration auch noch an. Damit dürfte die Heilung der Knochen verbessert werden.“

Milan Krtička  (Foto: Archiv Krankenhaus Brno)
Brüche sollten somit viel rascher zusammenwachsen. Doch um wie viele Stunden oder Tage schneller könnte die Fixierung einer komplizierten Fraktur dadurch vonstattengehen?

„Wir planen den Leim in Kombination mit einer Schiene oder mit Schrauben zu verwenden. Also zusammen mit einer der heutigen Fixierungsmethoden bei komplizierten Brüchen. Nach einer solchen Knochen-OP kommt es dennoch sehr oft vor, dass der Bruch zusätzlich fixiert werden muss, zum Beispiel durch eine Gipsschiene. Wenn wir aber den Klebstoff nutzen, gehen wir davon aus, dass seine Aushärtung zirka 72 Stunden dauern wird. Eine weitere Fixierung ist dann nicht mehr nötig, und die Gliedmaßen können bereits belastet werden.“

Vor allem für Menschen, die zeitnah wieder fit sein müssen, hört sich das vielversprechend an. Doch wie sieht das Wundermittel eigentlich aus?

„Es ist ein weißer Stoff, der er verhältnismäßig dickflüssig ist. Es erweckt den Eindruck, als sei es flockiger Gips, der noch nicht getrocknet ist. Der Klebstoff besitzt die hervorragende Eigenschaft, dass man ihn auch durch eine dünne Nadel auspressen kann. Man trägt ihn daher auch mit Hilfe einer Spritze oder Nadel an der gewünschten Stelle auf.“

Und in welcher Menge?

Foto: Archiv Krankenhaus Brno
„Das hängt vom Typ und vom Ausmaß der Fraktur ab. Bei den bisherigen Tests aber haben wir uns stets in einer Größenordnung von ein bis zwei Milliliter bewegt.“

Das ist sehr wenig. Zudem wird der Klebstoff später auch wieder vom körpereigenen Gewebe absorbiert. Doch wie lange dauert dies?

„Wir wissen, dass spätestens nach einem Jahr ab seiner Anwendung keine Spuren des Klebstoffs mehr zu finden sein sollten.“

Aus all den Antworten von Milan Krtička geht hervor, dass die Brünner Ärzte und Wissenschaftler wahrscheinlich ein sehr erfolgreiches Präparat zur Knochenheilung entwickelt haben. Doch wird es auch demnächst in der Humanmedizin zur Anwendung kommen? Dazu erläutert Krtička:

„In diesem Moment haben wir alle Tests an leblosen Organismen abgeschlossen. Jetzt folgen die Lebendversuche, die in etwa fünf bis sieben Jahre dauern. Danach wird man über eine klinische Studie nachdenken. Das ist folglich noch keine Anwendung in der reellen Praxis. Aber es ist die Periode, in der man die ersten Tests bei Menschen durchführen könnte.“